Gerald Kolls Dokumentarfilm „Ein Metjen nahmens Preetzen“ mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet

Gerald Koll hat seinen experimentellen Dokumentarfilm „Ein Metjen nahmens Preetzen“ über einen Malefizprozess in Kiel im Jahre 1676 fertiggestellt.
Kurzinhalt
Die Geschichte Kiels ist älter als seine Marine und seine Werften. Sie war schon alt, als hier Hexen brannten. Am 25. April 1676 erwähnen die Kieler Stadtprotokolle „ein Metjen nahmens Preetzen“. Es klagt, seine Stiefmutter treibe „gottlose Sachen“ und führe auf den „düstern bergk“. Zwei Monate später werden zwei Hexen verbrannt – die letzten Hexen von Kiel. Stand die kleine norddeutsche Fördestadt im Bann von Hexenwahn und Hexenjägern? Ganz und gar nicht. Und doch musste es so kommen. Wie es kam, erzählt das Mädchen selbst. Es heißt Anje Preetzen und ist 350 Jahre alt. Die Erinnerung dieses Mädchens ist aufgeladen mit Bildern des 17. Jahrhunderts: mit barocken Gemälden, Holzdrucken, Kupferstichen und Quellen der Kieler Justiz. „Ein Metjen nahmens Preetzen“ ist ihre Geschichte, ein illustriertes Hörspiel, ein Versuch, die Vergangenheit zu Wort kommen zu lassen.
„Ein Metjen nahmens Preetzen“
D 2014, 89 Min., HD 16:9, Farbe
Buch, Regie, Produktion: Gerald Koll
Bild, Ton: Gerald Koll
Sprecherin: Katja Hensel
Montage: Friederike Anders
Musik: Jörg Meyer
Förderung: Filmwerkstatt Kiel der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, Landeshauptstadt Kiel, Land Schleswig-Holstein
Die Kiel-Premiere des Films ist für November 2014 vorgesehen. Bereits im Mai wurde der Film von der Filmbewertungsstelle mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet.
Begründung der Filmbewertungsstelle zur Verleihung des Prädikats „besonders wertvoll“:
„Im Jahr 1676 wird die junge Dienstmagd Anje Preetzen vom Kieler Gericht verhört. Sie sagt aus, ihre Stiefmutter Trinke habe sie zur Hexerei angestiftet und „gottlose Sachen“ verrichtet. Trinke Preetzen wird daraufhin verhaftet, gefoltert und als Hexe zum Tode verurteilt. Am 30. Juni desselben Jahres wird ihr als eines der letzten Opfer auf dem Scheiterhaufen das Leben genommen. Und Anje? Sie wäre jetzt 350 Jahre alt.
Im experimentellen Dokumentarfilm von Gerald Koll, einem „bebilderten Hörspiel“, wie er es selbst nennt, erinnert sie sich an die Zeiten von damals. An die Namen der Ankläger, die Häuser, in denen sie wohnten, die Beschuldigungen, die sie vorbrachten. Unglaublich, mit welch großer Genauigkeit und Materialfülle Koll seinen Film anreichert. Kupferstiche, Gemälde, Stadtansichten, Auszüge aus Stamm- und Stadtbüchern, Aktenvermerke, und vieles mehr. Aus diesem Puzzle an Informationen webt Koll einen filmischen Teppich und erweckt mit dem METJEN NAHMENS PREETZEN eine historische Figur wieder zum Leben. Durch die Fiktion ihrer „Erinnerung“ gibt er zusätzlich dem Damals eine Stimme. Verkörpert wird Anje – und dazu auch alle anderen Sprechrollen – von der Schauspielerin Katja Hensel. Je nach Figur variiert sie kunstvoll ihre Stimme und erschafft ein faszinierendes Figurenpanorama. Und trotz der fiktionalisierten Erweiterung von Anje Preetzen ist der Film ein wahrer Dokumentarfilm, denn das historische Material, das Koll mit der Kamera abfilmt und rhythmisch aneinander montiert, liefert Belege, die im historischen Bild nachweisbar sind. Gerald Kolls EIN METJEN NAHMENS PREETZEN ist keine Anklage. Der Film wirft lediglich einen Blick auf ein Stück Weltgeschichte, dessen Grundthemen – Glaube, Aberglaube, Demagogie und Hörigkeit – auch heute aktueller sind denn je.“
Weitere Infos zum Film demnächst unter www.einmetjennahmenspreetzen.de. (jm)
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