Filmwerkstatt Kiel vergibt Fördermittel an 13 Projekte

Der dreiköpfige Förderbeirat der Filmwerkstatt Kiel der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) – Ruth Bender (Kulturjournalistin, Kiel), Lars Jessen (Regisseur, Kiel) und Bernd-Günther Nahm (Leiter der Filmwerkstatt Kiel) – hat am 19.11.2012 aus insgesamt 19 Anträgen zur zweiten Förderperiode 2012 13 Projekte aus den Bereichen Recherche, Produktion, Präsentation und Verleih/Vertrieb ausgewählt. Insgesamt vergab der Beirat Fördergelder in Höhe von 95.000 Euro. Darüber hinaus wurden im Jahr 2012 44.990 Euro für Festivals, also insgesamt 139.990 Euro vergeben.

Folgende Projekte werden gefördert:

Die Regisseurin fand in einem Trödelladen 80 Postkarten, die die Geschichte einer Familie und die Geschichte einer Zeit in Strausberg bei Berlin im Erzgebirge 1953 – 1990 erzählen. Sie setzt die Fragmente zusammen, sortiert sie in der Zeit, sucht nach Personen, findet Zusammenhänge, stellt Fragen – denkt nach über die unterschiedlichen Mittel der Kommunikation.

Mit „Der Vermittler“ entsteht ein Portrait über die Arbeit des Kieler Malers Peter Nagel. Der Künstler, Mitbegründer der Gruppe Zebra, führt 2013 ein Schulprojekt an einer Schule in Kiel durch. Angelehnt an seine Bilder sollen die Schüler eine große Plane für die Schule gestalten. Der Film nähert sich der Kunst auf spielerische, aber auch sinnliche Art und Weise. Er führt uns ein in die Welt von Peter Nagel, über die Kunst, die Augen der Kinder und die Kommentare von Wegbegleitern.

Das Filmprojekt widmet sich Hintergründen und Motivation des neuen Interesses am deutschen Kulturerbe auf russischem Boden in Teschernjachowsk, dem früheren Insterburg. Seit drei Jahren bemüht sich die Gruppe „Dom-Zamok“ um den Erhalt der „Bunten Reihe“, dem Erstlingswerk des berühmten deutschen Architekten Hans B. Sharoun aus den frühen 20er Jahren.

Der Dokumentarfilm stellt sich der dramatischen und aktuellen Diagnose Krebs und dem Umgang mit ihr. Er begleitet seinen Macher als Regisseur und Protagonist und reflektiert dabei dessen eigenes Schicksal einer eigenen Erkrankung.

Die Musik des japanischen Komponisten Jo Kondo entsteht als eine Improvisation auf Papier und erscheint wie eine fortschreitende, dabei immer wieder ihre Richtung ändernde Linie. Der Film greift diese Linie auf und lässt eine Folge von Bildern entstehen, die Kondos Komponieren und Leben widerspiegeln.

Von den Künstlern Dagmar Schulze-Ross und Alfred Ross finden sich farbige Glasfenster, Schlifffenster, Brunnen und Tapisserien in mehr als 50 öffentlichen Gebäuden wie Rathäusern, Schulen und Kirchen, überwiegend in Kiel und Schleswig-Holstein. Der Dokumentarfilm „Wege am Wasser“ wird erstmals Leben und Werk der beiden anhand von Interviews darstellen, die kurz vor dem Tod von Dagmar Schulze-Ross im Mai 2012 noch geführt werden konnten. Als Sprecher wirken u.a. die Kieler Schauspieler Rainer Jordan und H. C. Hoth mit, die Filmmusik stammt von Thilo von Westernhagen.

Eine junge Studentin flüchtet vor einem traumatischen Erlebnis mit ihrem Freund aus der Großstadt und sucht über Weihnachten Trost bei ihrer Familie auf dem Land. Dort angekommen merkt sie jedoch, dass sie ihren Schmerz unterdrücken muss, um die Harmonie, nach der sie sich eigentlich gesehnt hat, nicht zu gefährden. Ein ambivalenter Gefühlszustand, in dem sich Glück und Schmerz gegenseitig sogar noch zu stärken scheinen.

Konzentration, Ruhe und Ausgewogenheit entscheiden auf dem Drahtseil über Gelingen oder Missgeschick. Kleinste Unaufmerksamkeiten können den Sturz bedeuten. Wie schwer wird es erst, wenn Gezwitscher und Geflatter das Können des Balancierers auf die Probe stellen?

Im Jahr 1966 wird aus einem kleinen Dorf im Südosten Andalusiens eine viel untersuchte und ebenso verleugnete Gegend, die als schwerster nuklearer „Fall Out“ in Westeuropa bekannt werden sollte. Der Ort, die Landschaft als Idyll, als vermeintliche Schönheit soll in der Kamera zu einem Datum werden, dass gleichsam Landschaft und Blick auf selbige thematisiert.

Erstellung eines Echtzeitarchivs von Interviewmaterial mit fünf Frauen auf Sylt, die Entwicklungen und Veränderungen der Insel zwischen 1910 und 1942 dokumentieren.

Der Dokumentarfilm „Fremd“ gewährt Einblick in die Lebensumstände und den zermürbenden Alltag von Migranten auf ihrem Weg von Schwarzafrika über Algerien und Marokko nach Europa. Er zeigt ihr Leben, das geprägt ist von Hetze und Hoffnung, Flucht und Stillstand. Vom Leben als jahrelanger Reisender und vom Überleben in der Fremde.

Der Film begleitet den amerikanischen Pionier der experimentellen Musik Alvin Lucier bei Konzertreisen nach Den Haag und Zug (Schweiz) und lässt ihn sein Werk erklären und kommentieren. Es sollen Drucksachen, eine Website, eine deutsch untertitelte Fassung ein Trailer und Festivalkopien erstellt werden.

Drei Workshops als Ergänzung zu dem deutschen Filmprogramm des Blitzfilm-Festivals in China. Es geht hierbei um die Stärkung der jungen unabhängigen Filmszene, aber auch um den Austausch mit staatlichen Filminstitutionen. Schwerpunkthemen werden die Möglichkeiten unabhängiger Filmarbeit, aktuelle Diskussionen und Entwicklungen in der Filmästhetik und -technik sowie Möglichkeiten der bilateralen Zusammenarbeit zwischen Filmemachern und Institutionen beider Länder sein.

Der nächste Einreichtermin zur Filmförderung der Filmwerkstatt Kiel ist der 15. März 2013. (bgn)