Innige Frauenblicke

Bernd Fiedler zeigt fotografische Frauenporträts aus 50 Jahren

Schon Ende der 1950er Jahre, noch vor seinem Kamerastudium im ersten Jahrgang der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, begann der Kieler Kameramann und Filmemacher Bernd Fiedler zu fotografieren und interessierte sich dabei besonders für “die Momentaufnahme eines Frauenblicks”. In den letzten 50 Jahren sind so Dutzende Frauenporträts von zum Teil bekannten Schauspielerinnen, die ihm während seiner Kamera- und Filmarbeiten begegneten, aber auch “dem Mädchen von nebenan” oder Schnappschüsse auf der Straße entstanden. Eine Auswahl zeigt Fiedler jetzt in der Ostseeklinik Schönberg-Holm unter dem Titel “Der weibliche Augenblick”.
Porträts sieht Fiedler vor allem als Kommunikation zwischen Schauendem und der angeschauten Person. Eine Art “Pas de deux” für einen buchstäblichen Augenblick – oder auch “Frauenblick”, wie er wortspielt. Im Gegensatz zum Film, könne das Foto “den entscheidenden Zeitbruchteil festhalten”, in dem sich die Blicke von Frau und Fotograf kreuzen, begegnen, manchmal auch duellieren. Dass sein Fotografenblick dabei ein spezifisch männlicher, “bewundernder” ist, verhehlt er genausowenig wie seine Porträts, allesamt Liebeserklärungen an das “Kunstwerk Frau”. Fiedler gelingt solches Festhalten des “unerwarteten, beide überraschenden”, zuweilen auch durchaus erotischen Augenblicks nicht nur in den Schnappschüssen, wo sich die Blicke nur ganz kurz streifen, sondern auch in den im Studio inszenierten Porträts. Hier setzt er das Licht und auch die Farben sehr genau, wie er es als Kamermann gewohnt ist, dennoch wirken die Aufnahmen nicht gestellt. Als habe er immer genau dann auf den Auslöser gedrückt, als dies nicht erwartet wurde – von beiden, Frau wie Fotograf. Eben in dem geheimnisvollen Augenblick eines kontemplativen “Dazwischen”, wo die “kreative Begegnung” sich für einen Moment “eigensinnig verselbstständigt”.
Frauenblicke, die Einblicke in die Seele gewähren: Hier die Kieler Schauspielerin Ritta Kristensen (2007). (Foto: Fiedler)
Frauenporträts – gerade auch von Schauspielerinnen, “die wir ja alle immer ein bisschen sind”, so feixt Fiedler – sind in der Fotografie ein verbreitetes Sujet. Fiedlers “Frauenblicke” hingegen erweitern solch gewohnte Anblicke zu Einblicken in die Seele, wie man sie aus der Porträtmalerei kennt, wo der Maler eine Vielzahl von Blicken verdichtet. Fiedlers “Frauenblicke” erzählen somit kleine Geschichten von den Frauen – wie von ihm selbst. Und darin taucht im Fotografen auch ein wenig der Filmmensch wieder auf. (jm)
Ostseeklinik Schönberg-Holm (An den Salzwiesen 1). Eröffnung (im Café): 21. September 2012, 19 Uhr.
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