Fische, Zwiebeln, Superhelden

Das EU-Filmförderungsprojekt „First Motion“ verbindet den Ostseeraum cross-medial.

„Dieser Blog hat den Zweck, das Entstehen eines Dokumentarfilms zu dokumentieren, der sich mit den ’Altgläubigen’ beschäftigt, die am Peipussee an der Grenze zwischen Russland und Estland leben“, kann man auf www.fishandonions.blogspot.com nachlesen. Die Hamburger Filmemacher Marc Brummund und Bettina Herzner sind gerade zurück vom Dreh am See und präsentierten in der Filmwerkstatt Kiel ihre ersten Ergebnisse – im Rahmen des europäischen Förderprojekts „First Motion“, dem bis 2013 rund 2,2 Millionen Euro Fördergelder zur Verfügung stehen.
„First Motion“ ist eines der Interreg-Projekte der EU, die im europäischen Konzert den Regionen mehr Stimme (und Bilder) verleihen wollen. Das Augenmerk liegt dabei auf Vernetzung, Erschließung neuer Märkte und Stärkung der Medienwirtschaft in der Ostseeregion. EU-Staatssekretär Heinz Maurus informierte sich in der Filmwerkstatt Kiel, die „First Motion“ als Teil der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein maßgeblich betreut, über den Stand der zwei deutschen unter den insgesamt sieben Film- und Multimediaprojekten aus den Ostseeanrainern Deutschland, Dänemark, Polen, Lettland, Estland, Norwegen und Schweden. Maurus sieht darin nicht nur kreatives, sondern auch wirtschaftliches Potenzial: „Durch den Einsatz digitaler Technik ergeben sich große Marktchancen, die sich durch eine ostseeweite Vernetzung besser nutzen lassen.“
Wollen mit „First Motion“ neue Wege im Ostseeraum gehen (v.r.): Stefan Gieren, EU-Staatssekretär Heinz Maurus, Filmwerkstattsleiter Bernd-Günther Nahm, Bettina Herzner, Marc Brummund und Wilfried Wengler, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion (Foto: Kerstin Green)
Bernd-Günther Nahm, Leiter der Kieler Filmwerkstatt, betont, dass „gerade kleinen und mittleren Produktionsfirmen und dem filmischen Nachwuchs die Möglichkeit eröffnet wird, neue Wege in Produktion und Vertrieb zu erproben, um ihre Film-/Medienprodukte auf mehreren medialen Kanälen an neue Zuschauergruppen zu bringen.“ So soll der tagebuchartige Blog über die Dreharbeiten zu „Peipsi – Fische und Zwiebeln“ (Arbeitstitel) künftige Zuschauer bereits während des Drehs für den Film interessieren und neue Vertriebswege eröffnen. Überdies liefert er reichlich Hintergrundmaterial zu den traditionell lebenden und glaubenden Menschen am Peipus, denen Fische und Zwiebeln ihr ein und alles und Erwerbsgrundlage sind.
Filmstill aus „Peipsi“: Zwiebelfrau auf dem Markt
Noch radikaler „cross-medial“ arbeitet Stefan Gieren. Sein Projekt „SuperHero“ erschafft in einem Blog und auf allen anschließbaren „Social Media“-Kanälen von Facebook, Twitter bis zum iTunes-App-Store einen Avatar namens Robin, der Superheld werden will. Dessen Webcam-Tagebuch ist „komplett gefaketes Mockumentary“. Wobei: Was heißt in Zeiten neuer Medien schon „real“ oder „gefälscht“? Wirklich ist, was im Netz ist! Der unter anderem bis 2008 als Streaming-Engineer von sportdigital.tv tätige Gieren: „Zwischen viralem Marketing und Fiktion will ich eine Fangemeinde gründen, die nicht nur rezipiert, sondern auch interagiert, um einen Superhelden aus dem Nichts zu generieren.“ „First Motion“ hilft ihm bei diesem Superunterfangen, das nicht zuletzt die TV-Castingshows parodiert – oder zu sich selbst bringt. (jm)
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