Kurz, experimentell und aufregend dokumentarisch

Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein: Förderentscheidungen Gremium 2

Filmische und genreübergreifende Experimentierfreude zeichnet die aktuell geförderten Projekte aus. Gremium 2 der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH), zuständig für Projekte mit Herstellungskosten bis 800.000 Euro, förderte am 27. April 2010 22 Projekte mit 560.800 Euro.
Produktionsförderung erhalten ein Spielfilm, vier Dokumentarfilme und vier Kurzfilme für das Kino sowie zwei Fernsehdokumentationen.
Nach SWINGERCLUB und DIE GLÜCKLICHEN widmet sich Jan Georg Schütte in seinem dritten Film ganz der Familie: Im Mittelpunkt der schwarzen Komödie LEG IHN UM! (60.000 Euro, Riva Filmproduktion, Hamburg) u.a. mit Stephan Schad, Susanne Wolff und Pheline Roggan vor der Kamera, steht ein schwerkranker Patriarch, der von seinen Kindern getötet werden will, um so den durchsetzungsstärksten Nachfolger für das Familienunternehmen zu finden.
In dem Dokumentarfilm MEIN HERZ IST NIRGENDS von Thomas Tielsch (80.000 Euro, Filmtank, Hamburg), der zum Teil in Hamburg gedreht wird, geht es um die dunkle Seite des Heldentums, um Verstellung, um Verrat und Verratene in verschiedenen politischen Systemen, um angebliche Widerstandskämpfer, Gestapo-Spitzel und Helden der Nationalen Volksarmee.
Der Weg ist das Ziel oder „learning by moving“, das sagt sich der Protagonist Milosch in dem dokumentarischen Roadmovie MIRNA von Wolfgang Reinke (50.000 Euro, Hanfgarn & Ufer Filmproduktion, Hamburg). Nach 20 Jahren begibt sich der serbische Koch aus Novi Sad auf die Suche nach der Kroatin Mirna. Die beiden hatten sich durch den Bürgerkrieg aus den Augen verloren.
Soll man Afrika weiterhin finanziell unterstützen oder die jahrelangen Geldsubventionen endlich beenden? Darüber diskutieren u.a. Bob Geldorf und Bono sowie afrikanische Intellektuelle in Peter Hellers Dokumentarfilm GEBEN UND NEHMEN (40.000 Euro, Lichtblick, Köln).
In GOLDRAUSCH (32.000 Euro, Zero One Film, Berlin) erzählt Autor und Regisseur Dirk Laabs in ständig wechselnden Erzählperspektiven die kontroverse Geschichte der Treuhandanstalt. Zu Wort kommen Gewinner und Verlierer, Akteure und Zuschauer.
Ein echtes „Hamburger Nachwuchsprojekt“ ist der Kurzfilm FLUSS von Michael Venus, Absolvent der Hamburg Media School (30.000 Euro, Think Tank Filmproduktion, Hamburg). Die Geschichte über einen neunjährigen Jungen, der beim Angeln Abschied von seiner Kindheit nimmt, wird von den Hamburger Jungproduzenten Dirk Decker und Andrea Schütte realisiert, die für ihren Kurzfilm MARS von Marcus Richardt 2007 u.a. mit dem Cinegate Förderpreis bei den Nordischen Filmtagen Lübeck ausgezeichnet worden waren.
Erfahrene Experimentalfilmerinnen aus Hamburg haben für ihre neuesten Arbeiten Förderung erhalten: Gabriele Schwark analysiert in ihrem Kurzfilm SCHIFFBRUCH (15.000 Euro) die Metaphorik der Seemannsprache, Dorothea Carl und Claudia Reiche (13.000 Euro, Abbildungszentrum, Hamburg) beschäftigen sich in DEMO_LITION am Beispiel von Abrissarbeiten in Hamburg mit der Faszination der Zerstörung. Um Freundschaft geht es in dem Animationskurzfilm von Kai Pannen OLGA, AUCH EIN SCHWEIN DARF MAL TRAURIG SEIN (15.000 Euro, Illustrationsbüro, Hamburg).
Fernsehförderung in Höhe von jeweils 60.000 Euro erhalten die TV-Dokumentationen KRIEGSLIEDER von Tristan Chytroschek (a & o buero, Hamburg) über Wirkung von Musik als psychologische Waffe und ÜBER DAS MEER IN DIE FREIHEIT von Arend Agthe (Studio TV Film, Berlin) über die spektakuläre Flucht Erhard Schelters aus der DDR in den Westen.
Drei bereits abgedreht Projekte erhalten eine Postproduktionsförderung: Der Dokumentarfilm EUCUMENOPOLIS von Imre Balanli (35.000 Euro, York Street Production, Hamburg), der dokumentarische Musikfilm von Peter Sempel über den Künstler Jonathan Meese DIE AMEISE DER KUNST (9.000 Euro) und der dokumentarische Kurzfilm WAS FOTOGRAFIERT WERDEN MUSS! von Irina Linke (6.000 Euro).
Drehbuchförderung in Höhe von 15.000 Euro bekommt Dario Aguirre für seine Kinodokumentation FERN VON FLEISCH UND RAUCH über die unterschiedlichen Lebensvorstellungen von Vater und Sohn.
Im Verleih sind der Spielfilm MIN D_T – DIE KINDER VON DIYARBAKIR von Miraz Bezar mit 14.000 Euro (Verleih Mîtosfilm, Berlin, seit dem 22. April im Kino) sowie die Dokumentation NICHTS IST BESSER ALS GAR NICHTS von Jan Peters (13.000 Euro, Produktion Filmtank, Hamburg/Verleih Aries Images, Hamburg) unterstützt worden.
Abspiel- und Filmpäsentationsförderung erhält der Verein B-Movie für ein Filmprogramm mit Buddy Giovanizzi (3.000 Euro, Juni 2010) sowie für eine Sondervorführung des Films SHOAH von Claude Lanzmann (600 Euro), die zeise kinos für ihr open air-Programm im Innenhof des Altonaer Rathauses (5.000 Euro, 12. bis 31. August 2010), der Verein Insel Lichtspiele für die Filmreihe „Wem gehört die Stadt?“ (2.700 Euro, 13. bis 22. Mai 2010) und das Metropolis Kino für die Marcel Ophüls-Retrospektive im Rahmen der 7. Hamburger Dokumentarfilmwoche (2.500 Euro).
Die Förderentscheidung haben getroffen: Gabriele Brunnenmeyer, Ulrike Dotzer, Eva Hubert, Ute Holl, Dietrich Leder und Bernd-Günther Nahm.
(nach einer Pressemitteilung der FFHSH)
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