“Der Anner. Der Heimatfilm”
D 2009, 12 Min., Philipp Hartmann
Nach Hamburg (an die dortige Filmhochschule) hat es den Filmemacher Philipp Hartmann von seiner Geburtsstadt Karlsruhe verschlagen. Hier ist er “der Anner”, zu Hochdeutsch “der Andere”, wie die Badener jemand Auswärtigen, einen Fremden nennen. Idealer Anlass also, einen “Heimatfilm” zu drehen. Ironisch, versteht sich, denn als Filmemacher ist man auch in Karlsruhe von Kindesbeinen an “der Anner”, Hartmanns Spitzname seit seiner Schulzeit. Heimat ist also da, wo er seine Kamera draufgehalten hat, weil die Kamera mit ihrer innigen Außenperspektive eben immer “ein Anderer” ist, ganz bewusst ein (schalkhaft schauender) Außenseiter. Dieses mediale Grundgesetz nutzt Hartmann höchst humoristisch. Nicht nur, dass er sich (per gut kaschiertem, aber dennoch “trashig” sichtbarem Split-Screen) gleich zweifach, sozusagen als Doppelselbstporträt und mit sich selbst im Badener Dialekt räsonnierend auf das Karlsruher Sofa setzt oder mit eincollagierten Schnappschüssen von Mama “ein Flüpperle raucht”. Hartmann hat auch seinen Fotoschuhkarton seit fühester Adoleszenz nach Schnappschüssen von sich und Freunden durchforstet, die er in rasch geschnittenen Fotofilm-Passagen einfügt. Das Familienalbum als Heimat. Heimat ist überall, wo die Kamera eigene Perspektiven festhält. Auch in Brasilien zum Beispiel, wo – wie in Hamburg – “de Mädele schön sin’, un’ de Leut’ a rauche”. Und wo er auf Guido traf, einen “Kallsruher” am Amazonas. Heimat ist auch da, wo man sie gar nicht erwartet. Und einfach da, “wo man schwätze kann, wie einem der Schnabel gewachsen ist”. Oder die Kamera schnappschießt. Noch komischer, wenn “der Anner” an der eigenen Legende bastelt und infolge eines Flugzeugabsturzes sogar in die “Tagesschau” kommt, original (nach-) gesprochen von Jo Brauner. So witzig dieser Blick auf Heimat ist, so persiflierend, so ist er doch auch eine immanente Reflexion des Genres und des Mediums, was den Film über einen bloßen anarchischen Spaß weit hinaushebt.