13. Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide

Grußwort der Ministerin für Bildung und Frauen und Stellvertretenden Ministerpräsidentin Ute Erdsiek-Rave

Meine Damen und Herren!
Zum 13. Mal „Augenweide“ – heute am Freitag, dem 13. März! Ich glaube fest daran, dass das Glück bringt. Aber nicht nur das: Zwei runde Zahlen dürfen wir heute feiern. Ich gratuliere der Filmwerkstatt Kiel herzlich zum 20-jährigen Bestehen – und dem Kommunalen Kino in der Pumpe zum 30-jährigen Bestehen!
Mit dem politischen Urheberrecht ist das so eine Sache – aber dass die Kulturelle Filmförderung 1989 im ersten Jahr der Regierung Engholm begonnen wurde, das ist für mich heute noch ein Grund zur Freude. Das knüpfte an die LAG Jugend und Film an, die seit 35 Jahren besteht.
Und: Diese Jubilare sorgen heute noch dafür, dass wir „Augenweide“ haben, als besondere Bühne für den schleswig-holsteinischen Film!
In diesem Jahr gibt es gleich drei Plakatmotive zum Filmfest. Beim ersten Betrachten könnte man meinen, dass das Festival „auf den Fisch“ gekommen ist: Ein rennender Mann mit Fisch, ein Cowboy mit Fisch und ein Liebespaar mit Fisch.
Ohne Fisch wären es typische Kino-Situationen. Man könnte auch sagen: allzu typische Kino-Situationen. Es muss erst der Fisch hinzu kommen, um daraus Bilder zu machen, die unsere Neugierde und Phantasie provozieren.
Schon fängt man innerlich an, ein Drehbuch für die Plakate zu schreiben: Vielleicht ist der Fisch ja – passend zum Filmfest – eine Trophäe, die erst gestohlen wird, die dann als Überraschungsgeschenk für den Liebsten hinterm Rücken versteckt wird und die zuletzt – als Zeichen des Sieges – ganz lässig am Gürtel baumelt.
Wie auch immer Ihr inneres Drehbuch dazu aussehen mag – der Fisch ist das Besondere, er zieht die Blicke auf sich. Und er passt natürlich zu Schleswig-Holstein, zu uns Fischköppen. Es sind die Eigenheiten dieses Landstrichs zwischen Nord- und Ostsee, die den filmischen Geschichten hier einen besonderen Reiz verleihen.
Der heutige Eröffnungsfilm „Dorfpunks“ und die anschließende Dokumentation „Rebellion auf dem Marktplatz“ sind dafür wunderbare Beispiele. Es handelt sich eben nicht nur um eine Rückschau auf die Punkbewegung in den 80er Jahren, sondern um eine Rückschau auf die Punkbewegung, die in der beschaulichen Holsteinischen Schweiz angesiedelt ist. Das sorgt für einen besonderen Reiz.
Die ersten Bilder, die ich bei der Berichterstattung über die Berlinale von „Dorfpunks“ gesehen habe, ziehen ihre Stärke aus dem Kontrast von Jugendprotest und einer malerischen Landschaft, die wir immer gerne zeigen, wenn sich Schleswig-Holstein in Hochglanz als Urlaubsland präsentiert. Allein an dieser Ausgangssituation lässt sich erkennen: Auch Filme befolgen das physikalische Gesetz, dass gegensätzliche Pole Spannung erzeugen.
Ich freue mich, dass Sie, Herr Jessen und Ihr Team, auf der Berlinale Nachhilfe in Sachen schleswig-holsteinischer Punkbewegung geben konnten. Nach dem gelungenen Test vor internationalem Publikum folgt heute also das Heimspiel bei „Augenweide“.
Meine Damen und Herren, derzeit kommt kaum eine Rede ohne die Worte „Krise“ und „Rezession“ aus. Ich will es bei der einmaligen Nennung belassen. Nicht, weil ich das Kino als einen Ort der Realitätsflucht sehe, sondern weil sich die Filmbranche derzeit noch recht stabil zeigt.
Das ist kein Zufall, das hat vielmehr eine Menge mit der öffentlichen Filmförderung zu tun. Es ist schon fast ein Lehrstück über Kulturpolitik, wenn man sich ansieht, was derzeit in den Ländern passiert, in denen kulturelles Schaffen überwiegend auf private Finanzierung und Sponsoring angewiesen ist. In Detroit zum Beispiel bringt der Rückzug von General Motors die großen Kultureinrichtungen der Stadt an den Rand des Ruins.
Wir brauchen natürlich auch hier in Schleswig-Holstein private Unterstützer. Anderenfalls müssten wir auf manches kulturelle Glanzlicht verzichten. Aber für uns gehört genauso dazu, dass der Staat, dass das Land Schleswig-Holstein auch in schwierigen Zeiten an seiner Verantwortung für ein lebendiges Kulturleben festhält.
Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass man im Zusammenhang mit Kulturförderung nicht von Subventionen sprechen sollte, sondern von Investitionen in die Kreativität einer Gesellschaft. Die Filmwirtschaft kann den Begriff Subvention schon deshalb von sich weisen, weil öffentliche Fördergelder ein Vielfaches an Investitionen auslösen. Das allein sollte aber nicht als Begründung herhalten. Es muss auch Geld da sein, um Filmkunst zu fördern, die besondere Risiken eingeht und ungewöhnliche Wege einschlägt.
Hier bei dem Filmfest „Augenweide“ war dafür immer Platz, in fiktionaler und auch dokumentarischer Form. Animierte Filme bereichern dieses Spektrum – das war ja auch schon gestern Abend Thema des Werkstattgesprächs. Einen Blick auf neue Entwicklungen in der internationalen Dokumentarfilmszene beschert uns in diesem Jahr das Leipziger Dokumentarfilmfestival mit Beiträgen, die dort ausgezeichnet wurden.
Dass man selbst mit ungewöhnlichen Formaten internationale Aufmerksamkeit erregen kann, beweist in diesem Jahr „Spielzeugland“, der im morgigen Kurzfilmprogramm zu sehen ist. Auch die Beschränkung auf 14 Minuten kann zu einem Oscar führen – dass darin mehrere Jahre Vorbereitungszeit stecken, nötigt uns umso mehr Respekt ab.
Sie sehen – hier bei „Augenweide“ wimmelt es von spannenden Geschichten. Ich danke allen sehr, die daran beteiligt sind und wünsche Ihnen viel Freude daran!

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