13. Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide

Glückliche Tischgesellschaften

“Die Glücklichen, “Schneezeit” und “Tischgesellschaft” gewannen die Preise beim Filmfest Augenweide.

Happy End in mehrfacher Hinsicht beim 13. Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide: Den mit 2000 Euro dotierten und von der Pumpe gestifteten Preis für den besten Langfilm gewann Jan Georg Schüttes “Die Glücklichen”, der auch gleichzeitig als Abschlussfilm des viertägigen Filmfests in der Pumpe zu sehen war. Mit Schüttes Tragikomödie über drei Paare, die sich auf der häufig scheiternden Suche nach dem Glück in der Idylle eines Blockhauses am See aufmischen, zeichnete die Jury (Beate Middecke, Kathrin Albers, Ruth Bender) auch ein neuartiges Produktionskonzept aus. Schütte arbeitete wie schon im Vorgängerfilm “Swingerclub” ohne Drehbuch, ließ die sechs Schauspieler bei der freien Improvisation von sechs hoch beweglichen Digitalkameras 72 Stunden lang beobachten und schnitt aus 80 Stunden Material ein “irritierendes Geflecht der Beziehungen, das wortreich Lebenslügen, Entwürfe und Befindlichkeiten auslotet” (Jurybegründung), zusammen.
Wenn’s mit dem Glück sonst schon nicht klappt, improvisieren sie wenigstens ein glückliches Wochenende: Stephan Schad und Pheline Roggan in “Die Glücklichen”
Wort(hülsen)reich ist auch das Sechsergespräch im Animationsfilm “Tischgesellschaft”, mit dem Tobi Degenhardt einen der ex aequo vergebenen Kurzfilmpreise gewann. “Man kennt solche Gespräche, die ihre eigene Parodie sind”, wusste die Jury und lobte Degenhardts “Beobachtungsgabe mit dem Gespür fürs Absurde”, die an den Großmeister Loriot erinnere.
Worthülsen in sieben Gängen: Tobi Degenhardts “Tischgesellschaft”
Überhaupt nicht gesprochen wird in “Schneezeit”, dem zweiten ausgezeichneten Kurzfilm. Hannes Burcherts “Geschichte vom Stillstand der Zeit” (Jury) zeigt einen jungen Mann, einen alten Mann in der zeitlosen Einöde einer Hütte im norwegischen Dauerfrost, die sich als dieselben erweisen, als zwei Seiten derselben Zeitmedaille. Für solche Unendlichkeit des zeitlichen Kreislaufs findet Burchert das poetische Bild eines Käfers, der zu Beginn eingefroren wird, um nach dutzenden Wintern wieder aufgetaut und quicklebendig zu werden – das Glück der Zeitlosigkeit, das es nur im Kino gibt, wo man mit sich selbst am selben Tisch sitzen kann. (jm)
“Eingefrorene” Zeitlosigkeit: Die Kulisse von Hannes Burcherts “Schneezeit”
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