59. Int. Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2009
Weitere Preise von unabhängigen Jurys
Preise der Ökumenischen Jury
Seit 1992 sind die internationalen Filmorganisationen der evangelischen und der katholischen Kirchen – Interfilm und Signis – durch eine aus sechs Mitgliedern bestehende gemeinsame ökumenische Jury vertreten. Die Jury vergibt ihren Hauptpreis für einen Film aus dem Wettbewerb, sowie je einen mit 2.500 Euro dotierten Preis für einen Film aus der Sektion Panorama und aus dem Programm desForums. Die Jury ehrt mit den Preisen Filmschaffende, die in ihren Filmen ein menschliches Verhalten oder Zeugnis zum Ausdruck bringen, das mit dem Evangelium in Einklang steht, oder die es in ihren Filmen schaffen, die Zuschauer für spirituelle, menschliche und soziale Werte zu sensibilisieren. Die Jurymitglieder für die Berlinale 2009: Charles Martig (Jurypräsident), Jes Nysten, Jolyon P. Mitchell, Joachim Valentin, Waltraud Verlaguet und Guido Convents.
Der Preis für einen Film aus dem Wettbewerb geht an:
Lille Soldat von Annette K. Ohleson
Jurybegründung: „Der Film macht uns vertraut mit den Problemen einer jungen Soldatin, ihren Weg von einem Friedenseinsatz zurück in ihr Alltagsleben zu finden. Nicht zuletzt ihr gewalttätiger Vater setzt einen schmerzhaften Klärungsprozess in Gang: Geschlechterrolle, Vater-Tochter-Beziehung und Menschenhandel. Der Film bietet keine einfachen Lösungen, aber am Ende erscheint die Perspektive eines selbstbestimmtes Lebens. Zurückhaltende Anspielungen auf ihre Kriegserfahrungen verbinden die im Auslandseinsatz erfahrene Gewalt dramaturgisch und schauspielerisch überzeugend mit der verborgenen aber realen Gewalt europäischer Gesellschaften.“
Lobende Erwähnung:
London River von Rachid Bouchareb
Jurybegründung: „Der algerische Regisseur zeigt die Begegnung einer christlichen Mutter mit einem muslimischen Vater. In den Tagen der Londoner Bombenattentate 2005 fürchten sie um das Leben ihrer Kinder. Der Film erkundet, wie wechselseitige Vorurteile überwunden werden können und wie gegenseitiger Respekt inmitten einer Tragödie entsteht.“
Lobende Erwähnung:
My One And Only von Richard Loncraine
Jurybegründung: „Dieses Road Movie durch die 50er Jahre in USA, beruhend auf einer wahren Geschichte, verbindet auf sehr intelligente Weise Humor und existentielle Fragen: wie findet man seinen Weg und was braucht man, um glücklich zu sein? Die ökumenische Jury hat die Leichtigkeit besonders geschätzt, die sich in traurigen und ausweglosen Lebensumständen als sehr belebend erweist.“
Der Preis für einen Film aus dem Panorama geht an:
Welcome von Philippe Lioret
Jurybegründung: „Der Film handelt von der Suche nach Liebe. Die Geschichte zwischen Simon und Marion scheint zu Ende während die zwischen Bilal und Mina es nicht schafft, zu beginnen. Bilal ist zu Fuß aus dem Irak gekommen, um zu Mina zu gelangen, die ihr Vater gegen ihren Willen in England verheiraten will. Bilal wird als illegaler Auswanderer in Calais festgenommen. Er nimmt Schwimmunterricht bei Simon in der verzweifelten Hoffnung, durch den Ärmelkanal zu schwimmen. Dass Simon sich für Bilal engagiert, schafft neue Perspektiven. Der französische Regisseur schafft es, in überzeugender Weise darzustellen, dass Liebe zwischen zwei Menschen nur möglich ist, wenn sie das Engagement für andere einschließt.“
Der Preis für einen Film aus dem Forum geht an:
Treeless Mountain von So Yong Kim
Jurybegründung: „Im Fokus dieses koreanischen Films stehen zwei kaum schulreife Schwestern, die – von ihrer Mutter verlassen – einer alkoholkranken Tante ausgeliefert werden. Verloren in einer Welt, die ihre Verletzbarkeit übersieht, sind sie ganz auf sich selbst gestellt. Gerade weil diese Geschichte aus der Perspektive der beiden Mädchen stimmig erzählt wird, macht er die Folgen von abwesenden Eltern, von verweigerter Verantwortung und von ökonomischer Marginalisierung besonders gut sichtbar. Dies wird aufgewogen durch die subtil dargestellte liebevolle Fürsorge der Großmutter. Geerdet in natürlichen Zusammenhängen schenkt sie den Mädchen eine höchst kostbare Gabe: ihre Zeit.“
Preise der FIPRESCI Jurys
Die Jurys der „Fédération Internationale de la Presse Cinématographique“, des internationalen Verbands der Filmkritik, sichten Filme aus dem Programm des Wettbewerbs und in den Sektionen Panorama und Forum. Pro Sektion wird ein Preis für den besten Film vergeben. Die drei FIPRESCI Jurys der Berlinale 2009 setzen sich wie folgt zusammen: Borislav Andjelic (Jurypräsident), Mihai Chirilov, Sergi Sanchez (Wettbewerb); Richard Cline, Nils Saeveras, Andreas Becker (Panorama); Margit Tönson, Gulnara Abikeyeva, Enrico Bosten (Forum). Sie vergaben Preise an:
Wettbewerb:
La teta asustada (The Milk Of Sorrow) von Claudia Llosa
Panorama:
Forum:
Ai no mukidashi (Love Exposure) von Sono Sion
Preis der Gilde deutscher Filmkunsttheater
Die Jury der „Gilde deutscher Filmkunsttheater“ setzt sich aus drei Juroren zusammen, die Kinobetreiber und Mitglieder der Gilde sind. Sie vergibt ihren Preis an einen Film des Berlinale-Wettbewerbs. Die Jurymitglieder für die Berlinale 2009: Adrian Kutter, Hans-Werner Renneke, Edgar Langer.
Der Preis der Gilde deutscher Filmkunsttheater geht an:
Preise der C.I.C.A.E.
Für die Confédération Internationale des Cinémas DArt et Essai (C.I.C.A.E.), den Internationalen Verband der Filmkunsttheater, sind zwei Jurys auf der Berlinale tätig: eine vergibt einen Preis an einen Film des Panoramas, eine kürt einen Film des Forums. Jurymitglieder 2009: Jean-Pierre Gardelli, Sébastien Regniers, Remo Brauchi (Panorama); Jörg Jacob, Silvia Angrisani, György Kárpáti (Forum)
Die Jurys vergeben folgende Preise:
Panorama:
Ander von Roberto Castón
Forum:
Cea mai fericita fata din lume (The Happiest Girl in the World) von Radu Jude
Jurybegründung: „Auf charmante und kurzweilige Art zeigt der Film einen Tag im Leben einer rumänischen Durchschnittsfamilie, die vom Land in die Hauptstadt reist, um den Gewinn eines Preisausschreibens entgegenzunehmen. Der Blick auf diesen Tagesausflug deckt die wirtschaftlichen und sozialen Widersprüche auf, die Rumänien gegenwärtig durchlebt. Der Film beschreibt eine Welt, wo man Auto fährt ohne je irgendwo anzukommen, Orangensaft trinkt ohne seinen Durst zu stillen und wo heimliches, verbotenes Zigarettenrauchen als einzige, kleine Freiheit bleibt… Die Stärke des Films besteht in einem sehr hohen Unterhaltungswert ohne je den anspruchsvollen, filmkünstlerischen Pfad zu verlassen.“
Label Europa Cinemas
Das Label „Europa Cinemas“ wurde auf dem Filmfestival in Cannes 2003 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Ziel der Initiative ist die Förderung europäischer Filme, ihres Verleihs und ihrer Wahrnehmung beim Publikum und in den Medien. Es wird jeweils ein europäischer Film der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes und seit 2004 auch der Venice Days in Venedig mit dem Label durch eine Jury von 5 Mitglieds-Kinobetreibern ausgezeichnet. In 2005 wurde diese Auszeichnung zum ersten Mal auf der Berlinale vergeben, und zwar an einen europäischen Film des Panoramas. Die Jury auf der Berlinale 2009: Christin Berg, Krisztina Páldy, Robert Rider, Dagmar Wagenknecht.
Die Jury vergibt den Preis ex aequo an:
Welcome von Philippe Lioret
Teddy Awards
Die Teddy-Awards gehen an Filme, die in einem schwul-lesbischen Kontext stehen. Die neun Mitglieder der internationalen Jury werden zum großen Teil aus dem Kreis schwul-lesbischer Filmschaffender und FestivalmacherInnen gewählt. Sie sichten Filme aller Festivalsektionen. Aus einer von der Jury festgelegten Auswahl von Filmen wird ein mit je 3.000 Euro dotierter Teddy an einen Spielfilm, einen Kurzfilm und einen Dokumentarfilm vergeben. Die Teddy-Jury der Berlinale 2009: Stephen Kent Jusick, Justine Barda, Cosimo Santoro, Manny de Guerre, Mercedes MartÃn, Emina Trumic, Rudi Fürstberger, Kyle Stephan.
Spielfilm:
Rabioso sol, rabioso cielo (Raging Sun, Raging Sky) von Julián Hernández
Essay Film:
Fig Trees (Feigenbäume) von John Greyson
Kurzfilm:
A Horse Is Not A Metaphor von Barbara Hammer
NETPAC-Preis
Das „Network for the Promotion of Asian Cinema“ (NETPAC) ist ein Zusammenschluss von Festivalorganisatoren und Filmkritikern, die sich die Förderung des asiatischen Films zum Ziel gesetzt haben. Die Jury sichtet asiatische Filme im Programm des Forums. Die Jury 2009 setzt sich zusammen aus Edwin, Latika Padgaonkar und Ulrich Köhler.
Die Mitglieder der Jury vergeben den NETPAC-Preis ex aequo an die Filme:
Ma dai fu de zhen suo (Doctor Ma’s Country Clinic) von Cong Feng
Eoddeon gaien nal (The Day After) von Lee Suk-Gyung
Friedensfilmpreis
Die Jury besteht aus neun Mitgliedern, die Filme aus allen Sektionen sichten. Der Hauptpreis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird von der „Initiative Friedensfilmpreis“ in Verbindung mit den „Ärzten zur Verhütung des Atomkriegs“ (IPPNW) und der Heinrich-Böll-Stiftung gestiftet. Darüber hinaus kann die Friedensfilmpreis-Jury lobende Erwähnungen aussprechen. Die Jurymitglieder auf der Berlinale 2009: Mehdi Benhadj-Djilali, Harriet Eder, Christoph Heubner, Michael Schorr, Oliver Passek, Wilma Pradetto, Monica Puginier, Marianne Wündrich-Brosien und Christian Ziewer.
Die Jury vergibt den Friedensfilmpreis 2009 an:
The Messenger von Oren Moverman
Jurybegründung: „Traumatisiert kehren Soldaten von den Schlachtfeldern dieser Tage, die sich hinter Begriffen wie „Enduring Freedom“ verstecken, zurück: Der Krieg kommt näher und auch die Todesnachrichten mehren sich. Den „schlimmsten Job der Army“ muss Will nach seiner Rückkehr aus dem Irak übernehmen. Er wird zum „Messenger“, der diese Todesnachrichten überbringt: soldatisch, korrekt, präzise und distanziert. Höflichkeit statt Mitleid – so bricht diese Nachricht vom Tod an den Fronten des Krieges in die patriotische Alltagswelt voller grüner Wiesen und gewaschener Wäsche ein. Wills Geschichte, die Welt der Armeen und die Wahrheit, dass Krieg deformiert und Menschen hilflos und auf immer verletzt zurücklässt – dies erzählt der Film von Oren Moverman mit großer subversiver und erzählerischer Kraft: ein Anti-Kriegs-Film zur rechten Zeit.“
Amnesty International Filmpreis
Die deutsche Sektion von „amnesty international“ verlieh auf der Berlinale 2005 erstmalig den Amnesty International Filmpreis, der bereits auf anderen internationalen Filmfestivals vergeben wird. Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert. Die Jury sichtet Filme der Sektionen Wettbewerb, Panorama und Forum und richtet dabei ein besonderes Augenmerk auf Dokumentationen. Ziel des Preises ist es, die Aufmerksamkeit von Fachbesuchern und breitem Publikum auf das Thema Menschenrechte zu lenken und Filmemacher dazu zu ermutigen, sich dieses Themas verstärkt anzunehmen. Die Jurymitglieder zur Berlinale 2009: Markus Beeko, Pepe Danquart, Clemens Schick.
Die Jury prämiert mit dem Amnesty International Filmpreis:
Femina-Film-Preis
Der Verband der Filmarbeiterinnen e.V. vergibt jährlich den Femina-Film-Preis, im Jahr 2005 erstmals im Rahmen der Berlinale. Der Preis wird verliehen für „hervorragende künstlerische Leistungen einer Technikerin“ in einem deutschsprachigen Spielfilm, und zwar im Bereich Ausstattung, Kamera, Kostüm, Musik oder Schnitt. Ziel des Preises ist, die Bedeutung der künstlerischen Arbeit der mitwirkenden Frauen für das Gesamtresultat eines Filmes hervorzuheben. Die Jury des mit 3.000 Euro dotierten Preises besteht aus drei im Filmbereich tätigen Frauen. Die Jury auf der Berlinale 2009: Maria Gruber, Maren Kroymann, Erica Von Moeller.
Die Jury vergibt den Femina-Film-Preis an:
Silke Fischer für das Szenenbild in Alle Anderen von Maren Ade
Leserpreis der „Berliner Morgenpost“
Die Jury besteht aus 12 Lesern der Tageszeitung „Berliner Morgenpost“. Es wird ein Spielfilm des Wettbewerbs prämiert.
Der Gewinner des Leserjury-Preises der Berliner Morgenpost ist:
Leserpreis der „Siegessäule“ ELSE
Die Jury, die sich aus sieben Lesern der „Siegessäule“, einem schwul-lesbischen Berliner Stadtmagazin, zusammensetzt, sichtet Filme aller Sektionen, die in einem schwul-lesbischen Kontext stehen. Der Leserpreis wird an einen Spielfilm verliehen. Die Jury 2009: Robby Block, Kathleen Fietz, Artur Kosmala, Lisa Mackenroth, Klaus Möller, Heike Moritz, Karen Wilbrandt.
Der Leserpreis der „Siegessäule“ ELSE geht an:
City Of Borders von Yun Suh
Jurybegründung: „Am I fucking the enemy?“ ist einer der eindringlichsten Sätze in City of Borders von Yun Suh. Gedanken eines lesbischen Pärchens beim Sex. Eine ist atheistische Palästinenserin, die andere jüdische Israelin. Brandaktuell und nie schwarz-weiß zeigt der Film die komplexen und vielschichtigen Lebensrealitäten queerer Menschen in Israel/Palästina. Sie werden bekämpft, diskriminiert und erhalten Morddrohungen, von Fundamentalisten, egal welcher Religionen. Trotzdem eröffnen sie heimliche Treffpunkte, gehen für ihre Rechte auf di
Straße und bieten vor der Kamera intime Einblicke in ihren Alltag. Unsere Siegessäule-Jury war tief beeindruckt von dem Mut der Filmemacherin und aller Progatonisten und Protagonistinnen in City of Borders.“
Straße und bieten vor der Kamera intime Einblicke in ihren Alltag. Unsere Siegessäule-Jury war tief beeindruckt von dem Mut der Filmemacherin und aller Progatonisten und Protagonistinnen in City of Borders.“
Leserpreis des „Tagesspiegel“
Seit der Berlinale 2007 beruft auch der „Tagesspiegel“ eine Leserjury. Sie besteht aus neun Mitgliedern, die in einem Ausschreibungsverfahren ermittelt werden. Der Leserpreis des „Tagesspiegel“ ist mit 3.000 Euro dotiert und geht an den besten Film des Forums.
Der Gewinner des Leserpreises des Tagesspiegels ist:
Hayat var (My Only Sunshine) von Reha Erdem
(nach einer Pressemitteilung der Berlinale)