55. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, 30. April – 5. Mai 2009

Kurzfilmtage Oberhausen 2009 blicken nach Asien

Neben den Wettbewerben sind bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen in den letzten Jahren die thematischen Programme immer mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Hier nutzen die Kurzfilmtage die fast unendliche Vielfalt der kurzen Form, die es wie kein anderes Format erlaubt, quer durch die Filmgeschichte Themen zu verfolgen, Diskussionen auszulösen, Schätze zu heben und zu entdecken. 2009 setzt das Festival diese „bewundernswerte Tradition kuratierter Programme“ (Cinemascope) fort mit UNREAL ASIA, einem zehnteiligen Filmprogramm mit Arbeiten aus Südostasien.
Im Zeitalter des globalen Austauschs von Waren und Informationen stellt UNREAL ASIA die Frage, auf welchen Grundlagen dieser Austausch zwischen dem Westen und Asien eigentlich steht. In rund 70 Filmen und Videos, kuratiert von den Thailändern Gridthiya Gaweewong und David Teh und ergänzt durch eine Podiumsdiskussion, zeigt UNREAL ASIA Produktionen aus Ländern wie Thailand, Singapur, Indonesien, Malaysia oder Vietnam. Im Zentrum steht dabei das post-koloniale Erbe dieser Region, eng verknüpft mit der Frage, was eigentlich ‚Realismus‘ im Westen und in Asien ausmacht und wie sich die unterschiedliche Auffassung vom ‚Realen‘ in der visuellen Kultur Asiens widerspiegeln.
Bei den fünf einzelnen Autorenpersönlichkeiten gewidmeten Profilen bieten die Kurzfilmtage 2009 zwei Raritäten der Filmgeschichte: Der Japaner Matsumoto Toshio, dessen Langfilm von 1969, Bara no Souretsu (A Funeral Parade of Roses), als direkter Einfluss auf Stanley Kubricks Clockwork Orange gilt, gehört als Regisseur wie Theoretiker zu den Schlüsselfiguren des japanischen Kinos. Die Kurzfilmtage widmen dem Japaner eine überfällige Werkschau in drei Programmen.
Überfällig ist auch die Wiederentdeckung der Sarajevo Documentary School: Nach internationalen Erfolgen in den 1960er und 70er Jahren verschwanden ihre Arbeiten teilweise für Jahrzehnte in den Archiven. Oberhausen setzt nun seine lockere Reihe mit jugoslawischen Dokumentarfilmen der 1960er und 70er Jahre fort mit drei Programmen aus Arbeiten der bosnischen Produktionsfirma Sutjeska Film, die parallel zur Schwarzen Welle entstanden – ebenso engagiert und kritisch, im Stil jedoch subtiler und lyrischer.
Weitere Profile sind dem Mexikaner Nicolás Echevarría gewidmet, dem russischen Künstlerinnenduo „Factory of Found Clothes“, die eigens eine Performance für das Oberhausener Programm entwickeln, und dem Schauspieler Herbert Fritsch.
Insgesamt zeigen die Kurzfilmtage an sechs Tagen über 400 kurze Filme in den Wettbewerben, Themenprogrammen und Profilen. Der MuVi-Preis und das komplementäre Programm internationaler Musikvideos bieten Gelegenheit, die aktuellsten und interessantesten Videoclips des letzten Jahres zu sichten. Neu ist das Open Screening , das jedem Film offen steht, der bei den Kurzfilmtagen für die Wettbewerbe eingereicht und nicht ausgewählt wurde. Einzige Bedingung für die Vorführung: Die Filmemacher müssen ihren Film persönlich in Oberhausen vorstellen.
Mit der Video Library und den Screenings verfügt das Festival zudem über eine der größten Ressourcen aktueller Kurzfilme für Einkäufer und Verleiher. Diskussionsreihen und Rahmenveranstaltungen schaffen eine Atmosphäre für Gespräche, Gedankenaustausch, Kontakte und Auseinandersetzung mit den Filmen, die 2008 knapp 1.100 Fachbesucher aus 50 Ländern wahrgenommen haben.
Weitere Infos unter www.kurzfilmtage.de.
(nach einer Pressemitteilung der Kurzfilmtage Oberhausen)
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