48. Nordische Filmtage Lübeck
Preisträger: „Eins zu Eins“ aus Dänemark gewinnt drei Preise
Der dänische Spielfilm „1:1 (En til en)“ ist der große Gewinner der 48. Nordischen Filmtage Lübeck. Die von Annette K. Olesen inszenierte Geschichte über die Entstehung von Angst zwischen sozialen Gruppen wurde mit insgesamt drei Preisen ausgezeichnet. „1:1 (En til en)“ gewann nicht nur den NDR-Filmpreis und den Kirchlichen Filmpreis Interfilm, sondern auch den begehrten Publikumspreis der „Lübecker Nachrichten“.
Die NDR-Filmpreis-Jury sprach außerdem für den Schauspieler Martti Suosalo in dem finnischen Film „Der schiefe Turm“ eine lobende Erwähnung aus. Auch für den finnischen Spielfilm „Frozen City“ von Aku Louhimies gab es eine lobende Erwähnung von der Jury des Kirchlichen Filmpreises Interfilm.
Der Baltische Filmpreis für einen nordischen Spielfilm ging an den norwegischen Beitrag „Genosse Pedersen“ von Hans Petter Moland. „Tobacco Girls“ aus Finnland (Regie: Tarja Mattila) wurde mit dem Dokumentarfilmpreis der Lübecker Gewerkschaften ausgezeichnet.
Der Gewinner des Kinder- und Jugendfilmpreises der Nordischen Filminstitute ist der norwegische Beitrag „Pitbullterje“ von Arild Fröhlich, und der Preis der Kinderjury ging an „Der verlorene Schatz der Tempelritter“ von Kasper Barfoed aus Dänemark.
Die beiden Kurzfilmpreise des Filmforums Schleswig-Holstein, der ComLine-Preis und der Cinegate-Preis, gingen an die Filme „Frau Kubinsky“ (Regie: Maria Reinhardt) und „Security“ (Regie: Lars Henning).
Die Preisträger der 48. Nordischen Filmtage Lübeck
NDR-Filmpreis
1:1 (En til en), Regie: Annette K. Olesen, Dänemark 2006
Jurybegründung: „Uns hat die Verschränkung von Politischem und Privatem besonders gut gefallen. Große menschliche Konflikte werden gespiegelt in komplexen Charakteren, die gekonnt inszeniert sind. Exemplarische Situationen aus dem Innenleben zweier Familien sind in den äußeren Rahmen einer Wohnsiedlung gesetzt. Nicht 1:4000, sondern eben 1:1.“
Lobende Erwähnung für den Schaupieler Martti Suosalo in in dem Film „Der schiefe Turm“ von Timo Koivusalo, Finnland.
Publikumspreis der „Lübecker Nachrichten“
1:1 (En til en), Regie: Annette K. Olesen, Dänemark 2006
Baltischer Filmpreis für einen nordischen Spielfilm
Genosse Pedersen (Gymnaslærer Pedersen), Regie: Hans Petter Moland, Norwegen 2006
Jurybegründung: „Die Zeit ist ein wichtiges Element des Filmemachens, von der Filmgeschwindigkeit über das Tempo der Handlung bis hin zum historischen Kontext der Geschichte. Der Baltische Filmpreis selbst ist sehr originell in diesem Jahr und spiegelt diese Idee der Zeit wider, und auch der Film, den wir ausgewählt haben, ist sehr originell. Der Film kehrt das Wesen der grotesken und menschlichen Aspekte eines Zeitrahmens hervor – wie das Gold im Eimer das Wesen des Preises ist. Dafür dass er zeigt, wie die ideologischen Bedingungen eine Gesellschaft und seine Menschen in diesem artistisch eindrucksvollen und psychologisch tiefen Film prüfen, geht der Baltische Filmpreis an den norwegischen Film Genosse Pedersen von Hans Petter Moland.“
Kirchlicher Filmpreis Interfilm
1:1 (En til en), Regie: Annette K. Olesen, Dänemark 2006
Jurybegründung: „Der Film zeigt das spannungsreiche Neben- und Miteinander verschiedener Kulturen. Eine jugendliche Liebesbeziehung wird durch Unkenntnis, Misstrauen und eine Gewalttat zerstört. Der Film packt damit ein brennendes Thema unserer Gesellschaft mutig an und setzt es mit guten filmischen Mitteln und hoher schauspielerischer Leistung sensibel und konzentriert um.“
Lobende Erwähnung an „Frozen City“ von Aku Louhimies. Jurybegründung: „Der Film zeigt in außerordentlich hoher künstlerischer Qualität den nachvollziehbaren Abstieg eines Mannes, der an der Trennung von seiner Familie zerbricht; am Ende wird die Hoffnung auf einen Neubeginn sichtbar.“
Dokumentarfilmpreis der Lübecker Gewerkschaften
Tobacco Girls (Tupakkatytöt), Regie: Tarja Mattila, Finnland 2006
Jurybegründung: „Regisseurin Tarja Mattila verzweifelt nicht an ihrer eigenen langen Arbeitslosigkeit, sondern solidarisiert sich über einen Film mit Karolina, Tuula und Raija, drei arbeitslosen Fabrikarbeiterinnen. Beeindruckt hat das Engagement der Filmemacherin, sich über einen langen Zeitraum mit dem Thema arbeitsloser Frauen zu beschäftigen. Es ist ihr dabei ein Film gelungen, der kleine optimistische Chancen für alle Betroffenen aufzeigt.“
Kinder- und Jugendfilmpreis der Nordischen Filminstitute
Pitbullterje, Regie: Arild Fröhlich, Norwegen 2005
Jurybegründung: „Der norwegische Spielfilm „Pitbullterje“ von Arild Fröhlich überzeugt durch seine atmosphärische Dichte, seinen trockenen Humor und die gute schauspielerische Leistung der Kinder. Mit schauspielerischer Leichtigkeit behandelt er ein ernstes Thema. Die kurzen animierten Episoden aus der Playmobil-Welt, in die sich Jim immer wieder flüchtet, sind gekonnt mit der Handlung verwoben.“
Preis der Kinderjury
Der verlorene Schatz der Tempelritter (Tempelriddernes skat), Regie: Kasper Barfoed, Dänemark 2006
Jurybegründung: „Wir, die Kinderjury, hatten in den vergangenen Tagen die Aufgabe, sechs Kinderfilme zu gucken und daraus unseren Favoriten auszuwählen, der mit einem Preis von 2.500 Euro ausgezeichnet wird. Es war eine aufregende und interessante Erfahrung, die uns sehr viel Freude bereitet hat. Bei der Wahl des Siegerfilms gab es eine einstimmige Entscheidung, da er spannend, fesselnd, interessant, lustig, lehrreich, also einfach empfehlenswert ist. Aber zunächst möchten wir unseren zweiten Favoriten, „Percy, Buffalo Bill & Ich“ von Anders Gustafsson lobend erwähnen. Auch diese traurige, jedoch verrückt lustige Geschichte fesselte uns an die Kinosessel. Nun wollen wir aber unser Geheimnis lüften und den Sieger bekannt geben. Der Gewinner ist der Film „Der verlorene Schatz der Tempelritter“ von Kasper Barfoed.“
Lobende Erwähnung: „Percy, Buffalo Bill & ich (Percy, Buffalo Bill & jag)“, Regie: Anders Gustafsson, Schweden 2005.
ComLine-Preis (Schnittsoftware Avid Xpress Pro HD im Wert von 1.900 Euro, gestiftet von ComLine, Harrislee).
Frau Kubinsky, Regie: Maria Reinhardt, Deutschland 2006
Jurybegründung: „Ein kleiner mutiger Film, der keine großen Vorbilder scheut. Eine geschickt gestrickte Geschichte mit einem fesselnden Show-down. Trotz kleiner Unebenheiten eine kluge Regie, die ihre einfachen Mittel geschickt nutzt. Die Jury entschied, Maria Reinhardt den ComLine-Preis zuzusprechen, damit die junge Physikstudentin weitere Filmprojekte realisieren kann.“
Cinegate-Preis
Security, Regie: Lars Henning, Deutschland 2006
Jurybegründung: „Eine glaubhaft inszenierte Geschichte aus einem anonymen Supermarkt, die den Zuschauer mit großer Kraft in den tristen Arbeitsalltag eines Sicherheitsmannes versetzt. Der Film lässt sich Zeit die Figuren zu entwickeln und macht deren Hoffnungen, Ängste, Sehnsüchte spürbar, auch gespiegelt in wenigen winterlichen Außenaufnahmen, die frieren lassen. Eine Ladendiebin weckt nicht nur das Mitleid des Protagonisten sondern in ihm auch eine Ahnung von Liebe. Doch plötzlich drehen sich die Machtverhältnisse um: Nichts ist so sicher wie es scheint – auch für den Zuschauer nicht! Eine gesellschaftliche Parabel, die berührt.“
(nach einer Pressemitteilung der Nordischen Filmtage Lübeck)