48. Nordische Filmtage Lübeck

Charmante Migrations-Komödie

„Import Export“ („Import Eksport“, Khalid Hussain, Norwegen 2005)

Seit Mitte der 80er Jahre migrieren ca. 28.000 Pakistani jährlich nach Norwegen. Regisseur Khalid Hussain kam bereits Mitte der 70er als Sechsjähriger mit seinen Eltern aus Pakistan nach Oslo und kennt die Probleme der Migranten aus eigener Anschauung. Mit 16 war er schon als Autor erfolgreich, sein Buch „Paki“ wurde als Theaterstück adaptiert. Nun thematisiert sein Film „Import Export“ den Generationenkonflikt zwischen der ersten und zweiten Einwanderergeneration und gilt als erste norwegische-pakistanische Filmproduktion.

Hussain erzählt die Romanze zwischen der jungen Pakistani Jasmin und dem jungen Norweger Jan und setzt dabei auf komödiantische Standard-Konstellationen trotz gesellschaftspolitischem Sujet: Das junge Paar kann seine peinlichst geheim gehaltene Beziehung nicht weiterführen, denn Jasmin ist bereits versprochen und soll nun endlich verheiratet werden. Allahditta, der Vater der Braut, müsste schnellstens eines Besseren belehrt werden. Das allerdings scheint unmöglich, denn natürlich ist Jasmins Familie streng muslimisch. Trotzdem ergreift Jan die Initiative und betreibt eine umgekehrte Assimilation. Unter dem Vorwand einer universitären Studie hält er als Student getarnt zunächst Einzug in den väterlichen Gemischtwarenladen und dann in das Herz des Patriarchen. Denn Jan stellt alle Tugenden unter Beweis, die sich ein Brautvater nur wünschen kann. Jan wird im Laden unentbehrlich, nimmt Koran-Unterricht und überzeugt den unwilligen jüngsten Spross der Familie, sich nach muslimischem Brauch beschneiden zu lassen. Natürlich unter solidarischem Verlust der eigenen Vorhaut. Allahditta ist begeistert von dem jungen Norweger, aber völlig entsetzt, als ihm Jans Eltern die wahren Absichten des jungen Paares beichten und für Jan um Jasmins Hand anhalten. Auch wenn Allahditta nicht ungeneigt ist, dem Bund zur Ehe zuzustimmen, aber die aus Pakistan für Jasmins Hochzeit angereiste Großmutter ist sicher nicht zu überzeugen.

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(Foto: NFL)

Eine Komödie wie „Import Export“ würde sich hierzulande mit großer Wahrscheinlichkeit dem Vorwurf der Verharmlosung der Migrationsproblematik aussetzen. Dabei kann die Komödie am ehesten Vorurteile aufgreifen und Verkrustungen in den Köpfen aufbrechen. Hussains Figuren sind allesamt liebenswert und werden vom Autor mit Respekt behandelt. Das macht den Film trotzdem nicht zum reinen Unterhaltungsfilm, sondern zu einem leicht-verdaulichen Lehrstück über Toleranz.

Hussains Drehbuch hat zwar einige große Löcher, aber die sympathischen, spiellaunigen Schauspieler tragen den Zuschauer darüber hinweg. Und auch wenn die Auflösung sehr vereinfacht ist, so fragt man sich doch, ob es nicht wirklich so einfach sein könnte, Brücken über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg zu schlagen: Man respektiere die Bräuche und den Glauben des Anderen und lasse im Übrigen die junge Generation neue Wege des Miteinanders finden. (dakro)

„Import Export / Import Eksport“, Norwegen, 2005, 89 Min., 35 mm, Regie/Buch: Khalid Hussain, Darsteller: Iram Haq, Bjonar Lisether Teigen, Talat Hussian.

 

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