Cinarchea 2008 – 8. Internationales Archäologie-Film-Kunst-Festival Kiel – 23. bis 26. April 2008

Cinarchea 2008 – Die Filme

Cinarchea 2008 stellt eine Auswahl aktueller internationaler Filme zur Archäologie vor, ergänzt durch Schätze der frühen Kinematografie: Mit Livemusik begleitete Kurzfilme aus den Anfängen der Filmkunst. Den Themenschwerpunkt bilden diesmal Raub, Fälschung und der illegale Handel von archäologischem Kulturgut.

Der Mittwoch bietet zur Eröffnung einen Vorgeschmack auf die kommenden Festivaltage. Wie Raubgräber die Gesetzeslage und Teile einer Altstadt untergraben behandelt Tatort Fürstengrab. Der Wochenschaubericht Il museo di Baghdad vom 27.9.1939 zeigt das damals neu erbaute Museum, dessen Nachfolger im Irak-Krieg von 2003 geplündert wird, wie wir aus den TV-Nachrichten vom 15.4.2003 in Erinnerung haben.

Über eine der raffiniertesten Fälschungen der letzten Jahre berichtet King Salomon‘s Tablet of Stone und macht zugleich deutlich, dass naturwissenschaftliche Expertise allein zum Nachweis von Authentizität nicht ausreicht. Um Glaubenswelten dreht sich auch Les mystères de Kyys la chamane: westlicher Forscherdrang trifft auf traditionelles Gedankengut Jakutiens.

Am Donnerstag lässt uns Der keltische Fürstensitz Heuneburg in die Welt einer eisenzeitlichen Burg in Süddeutschland eintauchen. Von der Religiosität der eisenzeitlichen Bevölkerung des heutigen Frankreichs handelt De Gallorum religione. Einen Einblick ins Töpferleben der Hersteller der Terra sigillata gewährt Lezoux, terre des poitiers romains. Im Kurzfilm Second Life of ancient coins begleiten wir Münzen auf ihrem Weg durch die Finessen einer Restaurierungswerkstatt.

Jahrtausendealte Felsenkunst aus einer Gegend in Lybien, wie sie unwirtlicher kaum sein könnte, zeigt Die Zeichen auf dem Stein – die unbekannte Sahara der namenlosen Menschen. Mumienfunde, die bisher in Archiven beinahe vergessen aufbewahrt wurden, werden neu untersucht und in einer Ausstellung den Blicken der Besucher preisgegeben – in Das Rätsel der Mannheimer Mumie. Wie aber sahen unsere Urahnen aus? Eine Bildhauerin erschafft sie neu und ein Stück weit auch sich selbst in Face to Face with our Ancestors. Eine minimalistische Umsetzung des Geschehens auf einer eisenzeitlichen Festung zeigt Die Schnippenburg: existentialistisch, präzise, klar. The Wild West Uncovered – Archäologie macht auch vor den Mythen um Cowboys, Saloons und Patronenhülsen nicht halt. Wie war der Wilde Westen wirklich?

Im Juli 2006 gelang einer internationalen Archäologengruppe im mongolischen Altaigebirge ein Sensationsfund: die Mumie eines 2500 Jahre alten blonden Skythenkriegers – begleitend entstand der Film Das Geheimnis der Eismumie.

Le pharaon enseveli zeigt die Grenzen archäologischer Forschung – Fundbergung um jeden Preis? Nein, entscheidet das Team und sieht aus technischen Gründen von einer Bergung der sensationellen Pharaonenstatue ab; ein Novum im heutigen Archäologiefilm.

Zankapfel Kulturgut – wem gehört es, wer darf es besitzen, wer darf es behalten? Die verlorenen Schätze der Museumsinsel – Raubgut und Beutekunst erzählt von nationaler Identität und deren Verletzlichkeit zwischen Russland und Deutschland.

Als kleiner Appetithappen für Liebhaber erotischer Filme aus der Anfangszeit der Kinematografie versteht sich 101 Years ago – A show a bit too Naughty: Baden verboten!, Sklavenmarkt, Im Malatelier, Das eitle Stubenmädchen, Beim Fotografen – kurze Streifen aus dem österreichischen Filmarchiv, begleitet von Werner Loll am Klavier und Uwe Schümann auf der Violine.

Der Freitag beginnt mit einer Reise in die Welt der Entdecker, Navigatoren und Kartografen: 52° Süd – von Kartenlesern und Weltenjägern bietet eine kleine Kulturgeschichte der Kartografie. Dann begeben wir uns nach Stuttgart, wo am 6. Oktober 2007 die Landesausstellung „Ägyptische Mumien – Unsterblichkeit im Land der Pharaonen“ eröffnet wurde. Wie der Nil an den Neckar kam demonstriert den Weg der gezeigten Exponate in die Ausstellung. Nach der Pause zeigt uns Armin Maiwald in seinem Beitrag Sendung mit der Maus: Varusschlacht mit Hilfe von 16.000 Spielfiguren die wohl bekannteste Episode der alten deutschen Geschichte einmal ganz anders – ein Jahr vor den 2000-jährigen Jubelfeiern.

Der Freitagnachmittag beginnt mit dem Kurzfilm 380 AD – Der Dom von Trier, in dem wir virtuell durch die Bauphasen des Domes geführt werden. Les derniers Romains lässt uns durch die Welt spätantiker Städte in der Türkei wandern – Erdbeben sei Dank. Paestum und Velia erinnert mit dem Poseidon-Tempel an Jacob Burckhardts „Cicerone“ und zeigt die heutigen Arbeiten. Coâ, la rivière aux mille gravures führt uns entlang eines portugiesischen Flusses, an dem in den 90er Jahren unzählige prähistorische Malereien und Felsritzungen entdeckt wurden. Breaking the Maya Code erhellt kurzweilig die Hintergründe und Geschehnisse um die Entschlüsselung des Schriftcodes der Maya. Der Freitagabend endet mit Stealing History, einem kritischen Blick auf die Machenschaften und das Selbstverständnis von Sammlern illegal erworbener antiker Kulturgüter.

Der Samstagvormittag startet mit einer Reise in die Vergangenheit. In Einmal Steinzeit und zurück besuchen wir zuerst ein 5.000 Jahre altes bandkeramisches Dorf in Süddeutschland, bevor es im nächsten Beitrag Wir bauen eine Burg nach Frankreich geht. In Guédelon sind wir zu Gast auf der wohl verrücktesten Baustelle der Welt und hautnah dabei, wenn Stück für Stück eine mittelalterliche Burg entsteht. Nach der Programmpause begleiten wir einen von der Archäologie begeisterten Jugendlichen auf seiner Suche nach interessanten Funden. Das Gold liegt im Schlamm zeigt, dass es nicht immer Gold ist, was für Archäologen allein von Bedeutung ist. Wir bewegen uns weiterhin im Schlamm und reisen nach Italien. In einem trockengelegten Teil der venezianischen Lagune entdecken Archäologen im Jahre 2001 ein Schiffswrack. The Lost Ship of Venice lässt uns teilhaben an der Ausgrabung eines Zeugnisses des goldenen Zeitalters der Serenissima.

Im Foyer der Stadtgalerie zeigt dann Harm Paulsen vom Archäologischen Landesmuseum Schloss Gottorf seine weitgerühmte Kunstfertigkeit bei der Anwendung stein- und eisenzeitlicher Jagd- und Handwerkstechnik.

Im Nachmittagsprogramm machen wir uns zunächst daran, dass Geheimnis von La Tombe 33 – un mystère égyptien zu lüften. Im Tal der Könige liegt das Grab 33 – das größte und zudem aufwendig gestaltete, aber es ist nicht die letzte Ruhestätte eines Königs … Wir bleiben in Nordafrika und lernen Musil von Arabien kennen – eine fast vergessene Persönlichkeit des 19./20. Jahrhunderts auf der Grenze von Archäologie und Politik. Nach kurzer Kaffeepause stoßen wir auf seltene Funde – eiserne und bronzene Instrumente eines römischen Chirurgen, die man im italienischen Rimini bei Ausgrabungen einer fast 2.000 Jahre alten Praxis fand. Anschaulich zeigt The Short Art den ärztlichen Alltag und das Leiden der Patienten, wenn die Instrumente zum Einsatz kommen.

Noch mehr Seltenes wie Wertvolles sehen wir in Das Gold der ThrakerReichtum und Schönheit der einzigartigen Fundstücke, die die Kultur der Thraker hinterlassen hat. Gold, Gold und noch einmal Gold: Kronen, Münzen, Masken und Tafelgeschirr – alles aus purem Gold gefertigt. Zum Abschluss schauen wir hinter die Kulissen großer, bekannter Museen und beleuchten in Network den illegalen internationalen Handel mit archäologischem Fundgut.

Cornelius Holtorf kommentiert das Schwerpunktthema in seinem Referat mit Filmbeispielen: „Der Archäologe und sein ehrenwerter Kampf gegen die Raubgräber und den illegalen Handel mit Altertümern“.

Es folgt die Preisverleihung und die Auslosung der Minikreuzfahrt für den Gewinner aus dem Publikum, der auf seinem Stimmzettel diesen Preis richtig getippt hat.

In einer Sondervorstellung im Rahmen der Filmarchäologie wird am Sonntag, den 27.4., um 18.30 Uhr im Kommunalen Kino in der Pumpe von Regina Heilmann das Programm Babel und Babylon: Biblische und antike Stoffe im frühen Historienfilm gezeigt: Samson et Dalila, Daniel dans la Fosse aux Lions, La Mort de Cambyse, Le Festin de Balthasar, Sémiramis, Guiditta e Oloferne, La Vergine di Babilonia, La Regina di Ninive. Im Anschluss daran gibt’s die Wiederholung von 101 Years ago – A Show a bit too Naughty – beide Programme von Werner Loll am Klavier und Uwe Schümann auf der Violine begleitet.

Weitere Angaben: Programmfaltblatt, Katalog und im Internet unter www.cinarchea.com.

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