FilmKinoWerkstatt „Kleine Kamera, großes Kino“ – die Zweite

Im Rahmen der zweiten FilmKinoWerkstatt der Filmwerkstatt Kiel der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein zum Thema „Kleine Kamera, großes Kino“ am 12. März, 18.30 Uhr im Kieler Kommunalen Kino wird der neueste Film von Bernd Fiedler, „Still-Leben“, erstmals gezeigt. Der für das Fernsehen konzipierte Film ist nach „Kein Kinderspiel“ ein weiteres Beispiel für das von Fiedler entwickelte Low-Budget-Produktionskonzept „Drehbank“.

Gäste am Abend, moderiert vom Leiter der Filmwerkstatt Kiel, Bernd-Günther Nahm, sind der Regisseur Bernd Fiedler sowie die Protagonisten seines Films, die Schauspieler Margrit Sartorius und Siemen Rühaak. Ferner die Produzentin und Geschäftsführerin von Maran Film, Sabine Tettenborn, der Autor Frank Sauerland („Hollywood für Sparfüchse“) und der Geschäftsführer von Optical Art, Christian Burgsdorff.

Wir dokumentieren hier zur FilmKinoWerkstatt den Kurzinhalt des Films „Still-Leben“ sowie einen Text von Bernd Fiedler zu seinem Konzept „Drehbank“. Eine Besprechung von „Still-Leben finden Sie ebenfalls in dieser Ausgabe von infomedia-sh.de.

„Still-Leben“: Kurzinhalt

Einst war die Fotografin SONJA Wegner (32) mit hohen künstlerischen Zielen angetreten. Jetzt arbeitet sie in der Werbung und setzt den von ihr abgebildeten Kartoffelknödeln digitale Glanzsternchen auf …

Als ihr Lebenspartner ERWIN Thäler (55) ein verlockendes Berufsangebot ins ferne Süddeutschland erhält, wird die junge Frau vor die Entscheidung gestellt, entweder einer fremden Lebensplanung zu folgen oder endlich einmal ihr eigenes Lebensziel ganz ehrlich zu definieren.

Dem daraus resultierenden seelischen Druck weicht Sonja immer öfter dadurch aus, dass sie für einige Tage an die Ostsee fährt, wo sie ein kleines aber komfortables Ferienhaus gemietet hat. Jedoch entzaubert Erwin die vermeintliche Idylle durch sein häufiger werdendes Wegbleiben und ständiges Beharren auf seiner beruflichen Karriere.

Auch der Eigentümer des Häuschens, der Bauer GÜNTHER Grewien (40) sorgt durch sein ruppiges Auftreten nicht gerade für Sonjas Behaglichkeit.

Als Erwin Sonja schließlich verlässt, weil sie sich nicht entscheiden kann, meint die junge Frau vor dem Nichts zu stehen.

Wenn es dann nicht ein kleiner tiefer Trost für sie ist, dass Günther in einer ähnlichen Lage lebt und sich ihr einfühlsam öffnet. Doch die Geschichte endet anders als zu vermuten.

Das „DREHBANK“ Manifest von Bernd Fiedler (Kurzfassung)

Die „Drehbank“ ist ein alternatives Produktionsmodell für anspruchsvolle, abendfüllende TV- und Kinofilme, deren Budget deutlich unter 200000 (Zweihunderttausend) Euro liegt.

Diese kompakte Programmherstellung funktioniert mit denkbar geringstem Reibungsfaktor, weil alle Mittel und Mitarbeiter bis ins Detail optimal aufeinander abgestimmt werden.

Als das Konzept einer Nische mit Qualität und Quote adressiert die „Drehbank“ vor allem ein sehr selbstbewusstes und gebildetes Publikum, das zwar nicht so massenhaft fernsieht und ins Kino geht, dafür jedoch immer kritisch und genussvoll wahrnimmt, sowie eine hohe Prozentzahl von Entscheidungsträgern aufweist.

Deren Aufmerksamkeit und Vertrauen gilt es durch eine klare Ansprache zu gewinnen: Die „Drehbank“ sei der Moritatensänger der Neugierigen und Aufgeweckten!

Wie muss praktisch gearbeitet werden?

1. Richtige Inhalte sind die Basis für den Erfolg. Die Drehbücher sollen einfache Geschichten aus unserem gegenwärtigen Leben erzählen. Der Zuschauer muss sich in diesen kleinen Dramen mit einer überschaubaren Anzahl handelnder Personen identifizieren können.

„Drehbank“-Filme konzentrieren sich auf Erlebnisse und Probleme, die den Zuschauer emotional und kommerziell berühren, weil sie ihm aus seinem eigenen Alltag vertraut sind.

Nur so empfängt dieses besondere Publikum seine integrierenden Signale und entwickelt sich dadurch zu einer festen Gemeinschaft vor Bildschirm und Leinwand.

Actionthriller, Grotesken, Sissi- und Heidischnulzen, aufwendige Effekthascherei, manierierte Präsentation, Verfolgungsjagden, Massenszenen usw kommen grundsätzlich nicht in Frage, historische Stoffe nur in Ausnahmefällen. „Drehbank“- Geschichten bleiben bei der Sache! Deshalb sollte ein kleiner Kreis aufgeschlossener Autoren versuchen, möglichst bald einige drehbankkompatible Texte zu entwickeln.

2. Keine teuren Starbesetzungen vor und hinter der Kamera. In unserem Land gibt es z. B. so viele Klasseschauspieler, die völlig zu Unrecht in den Neuen Medien noch unbekannt sind. Auch diese Leute werden die „Drehbank“ begeistert und engagiert unterstützen und mit ihrem kreativen Einsatz für ein professionelles Erscheinungsbild (Look) der Filme sorgen. Für die anderen künstlerischen Mitarbeiter gilt Ähnliches.

3. Entscheidend für eine reibungslose Durchführung der einzelnen Produktionen sind intelligentes Management sowie der Einsatz modernster kompakter Digitaltechnik (Mini DV, HDV u. ä.) zusammen mit „Steadygrip“ (> google: steadygrip fiedler). Diese technische Kombination ermöglicht z. B. fast jede Form wertvoller optischer Auflösung ohne großen Beleuchtungs-, Bühnen- und Zeitaufwand. Sehr wichtig ist auch: das knappe Budget erfordert eine absolut ehrliche Kalkulation! Die Abrechnung der Mitarbeiter erfolgt nach eigenen internen Drehbankvereinbarungen.

4. Eine Vermarktung der Produktionen läuft über Kino, Fernsehen und DVD. Später werden diese derart gedrehten Programme sowieso auf großen Datenbänken gespeichert und gegen eine entsprechende Lizenzgebühr für eine große Allgemeinheit überall und jederzeit über das Internet erreichbar sein …

Mittelfristiges Ziel der „Drehbank“ ist es, eine unabhängige Programmproduktion in Deutschland aufzubauen. Weil bei dem „Drehbank“ System dafür keine großen Mittel erforderlich sind, kann dieses Unternehmen erst einmal durchaus regional begonnen werden. Gerade etwas abgelegene oder kleinere Bundesländer wie etwa Hamburg und Schleswig Holstein eignen sich jetzt sehr gut für die Entwicklung einer eigenständigen Medienproduktion im kompakten Stil, zumal eine regionale Prägung der Storys heutzutage den kommerziellen Wert eines Films weltweit ganz enorm steigert. Die Zeit ist reif für diesen interessanten Versuch einer effizienteren alternativen Medienproduktion.

(Bernd Fiedler)

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