Mediatage Nord 2007

Heimlich & Co: Wirtschafts- und Konkurrenzspionage

Ein „Tabuthema“, über das Unternehmen nicht gerne reden, nannte es Dr. Martin Kruse, Federführer Telekommunikation der IHK Schleswig-Holstein: Wirtschafts- und Konkurrenzspionage. Fast jede fünfte Firma in Deutschland werde von Info-Dieben überfallen, nahezu drei Milliarden Euro jährlich gingen der deutschen Wirtschaft so verloren, zitierte Kruse eine aktuelle Veröffentlichung von SPIEGEL-Online.

Wie der Informationsklau vonstatten geht und wie man sich gegen ihn schützen kann, erläuterten die Referenten auf der Veranstaltung „Wirtschafts- und Konkurrenzspionage“ auf den Mediatagen Nord 2007. Video-Wanzen, versteckt in Sprinkleranlagen, PC-Mäusen, Hosenknöpfen, Schrauben und sogar in einem Barcode oder einem Ein-Euro-Stück, manipulierte Handys, die als Abhörgeräte funktionieren, Reißwölfe zur Aktenvernichtung, die heimlich mit Scannern verbunden werden – was Peter Hölzel, Leiter des Abhörschutzes bei der Global Security Group der Deutschen Telekom AG, seinen Zuschauer präsentierte, erinnerte an James-Bond-Filme. Und das nicht ohne Zufall. Denn die Spione aus der Zeit des Kalten Krieges sind nicht arbeitslos geworden. Sie schnüffeln in staatlichen oder privaten Diensten weiter – nun nicht mehr nach militärischen oder staatlichen Geheimnissen, sondern nach Know-how von Wirtschaftsunternehmen. „Einmal Zielobjekt, immer Zielobjekt“, spitzte Wolfgang Krause, Mitarbeiter des schleswig-holsteinischen Innenministeriums, seine Einblicke in die Welt der Agenten zu. „Unternehmen, die einmal für einen Geheimdienst interessant waren, bleiben es auch“, so Krause. Nachrichtendienste sind geduldig: Oft dauert es jahrelang, bis sie einmal eingeschleuste Spione aktivieren. Und nicht immer ist es der chinesische Praktikant oder die russische Putzfrau, manchmal spioniert sogar der eigene Geschäftsführer das Unternehmen aus, wie Wolfram Herbig von der Münchener Result Group, ein auf Riskio- und Sicherheitsanalysen spezialisiertes Unternehmen, aus eigener Anschauung berichtete.

Aber es muss nicht ein Geheimdienst sein, der sich für vertrauliche Informationen eines Unternehmens interessiert. Es ist auch die Konkurrenz, die begehrliche und manchmal eben auch kriminelle Blicke auf den Wettbewerber wirft. „In den vergangenen zwei Jahren waren 37 Prozent der von uns befragten Unternehmen Opfer eines Wirtschaftsdeliktes. Bei 13 Prozent dieser Fälle kam es zu einem Verlust an Know-how durch Informationsabfluss“, fasst Herbig die Ergebnisse einer Studie der Result Group zusammen. Als Warnzeichen für mögliche Angriffe auf das Unternehmenswissen nannte er Auffälligkeiten in der IT, offensichtliche interne Kenntnisse von Verhandlungspartnern, unerklärliche Auftragsrückgänge, Kundenbeschwerden über Qualitätsmängel, die auf Plagiate am Markt hindeuten, oder auch überqualifizierte Bewerber.

In einem waren sich alle Referenten einig: „Der Mensch ist das größte Sicherheitsrisiko.“ Ihm gilt es, besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Das bedeutet nicht zwangsläufig Misstrauen gegenüber dem eigenen Personal, sondern auch Aufklärung und ein gutes Betriebsklima, das dem Motiv „Spionage aus Unzufriedenheit“ vorbaut.

Ein größeres Problembewusstsein für die Wirtschafts- und Konkurrenzspionage gerade bei kleinen und mittelständischen Unternehmen, wünschte sich Dr. Martin Kruse.

(nach einer Pressemitteilung der Mediatage Nord)

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