Power des Protests
JazzBaltica: African DanceNight mit Femi Kuti & The Positive Force
Dass man „die Verhältnisse zum Tanzen bringen“ müsse, ist eine alte Forderung westeuropäischer Salonkommunisten. Der Saxofonist und Sänger Femi Kuti und seine 13-köpfige Band The Positive Force zeigten bei der African DanceNight, wie das zumindest im „Salon“ des JazzBaltica-Konzerttempels gehen könnte. Betonung liegt auf „könnte“, denn die Scheune wogt zwar, aber eher salon-schüchtern. Die eigentliche Power des Protests gegen AIDS, Unterdrückung und die Allmacht der Öl-Multis in Kutis Heimat Nigeria bleibt auf die Bühne konzentriert und damit auch seltsam fremd. Protest, so authentisch und erlebt, wie ihn Kuti in seinem Afrobeat und dessen Protest-Texten verkörpert, ist eben keine Party und keine DanceNight, wie die kurvenden Hüften der drei African Gogo-Girls vermuten lassen. Gleichwohl, der Ska der Bläser ist bretthart wie „Bass’n’Blech“, der Groove powert sich kompromisslos aus und manche Brücke zum rock’n’rollenden Protest auf anderen Kontinenten und vor langer Zeit wird geschlagen. Im Spannungsfeld zwischen Weltmusik, Ethno-Jazz und Polit-Pop klafft dennoch manche Lücke. Aber auch zu solcher muss man Mut haben – Kuti & The Positive Force beweisen ihn auf ganzer Linie. (jm)