38.300 Euro und elf glückliche Gewinner – Die Preisträger der 36. sehsüchte

Bei der Preisverleihung des 36. sehsüchte-Festivals wurden 10 Preise im Gesamtwert von 38.300 Euro überreicht.

Als Bester Spielfilm wurde „Diorama“ von Ben Kalina (USA) ausgezeichnet. Das eindrucksvolle Portrait eines jungen Mädchens, das sich aus seinem unglücklichen Leben in Tagträume rettet, gewann den von Mikos Media und Prommer Consulting gestifteten Preis im Wert von 5000 Euro. Die Jury war begeistert vom Einfluss dokumentarischer Momente, die der Regisseur mit großer Genauigkeit in seinen Spielfilm einfließen ließ. Eine besondere Erwähnung erhielt der israelische Spielfilm „Tolya“ von Rodeon Brodsky.

Die 5.000 Euro für den Besten Dokumentarfilm gingen an „Zirkus is nich“ von Astrid Schult. Die Filmemacherin beschreibt auf sensible Weise das Leben eines jungen Achtjährigen aus Berlin-Hellersdorf und erhielt dafür den vom rbb Fernsehen gesponserten Preis. „Die Regisseurin schafft es ein gesellschaftlich relevantes Thema in seiner Komplexität darzustellen“, so die Jury. „Dabei drängt sich weder Wertung noch filmische Form in den Vordergrund. Die Filmemacherin lässt die Realität sprechen.“

„Die Eierbrecher“ von Emanuel Strixner wurde als Bester Animationsfilm ausgezeichnet. Zwei Spieler versuchen sich in diesem surrealen Werk gegenseitig zu übertrumpfen bis einer stirbt. Bei der Jury hinterließ der Film den Eindruck einer düsteren Zukunftsvision, die für Irritationen und einer unangenehm berührenden Stimmung nach der Sichtung sorgte. Eine besondere Erwähnung in dieser Kategorie wurde an „Weiss“ von Florian Grolig ausgesprochen.

Der von der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen ausgelobte Preis gegen Ausgrenzung im Wert von 2.500 Euro wurde an die ungarische Spielfilmproduktion „A Vizsga/The Test“ von Viktor Nagy vergeben. Die auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte erzählt vom unheimlichen Umgang mit alten Menschen die sich im Alter von 65 Jahren einem medizinischen Funktionstauglichkeitstest unterziehen müssen, wenn sie weiterhin am gesellschaftlichen Leben beteiligt sein wollen.

Von zwei jungen Mädchen in Rumäniens bester Gymnastikschule in Deva und ihrem entbehrungsreichen Weg zum Spitzensport erzählt Anca Lazarescus Dokumentarfilm: „Secret of Deva/Das Geheimnis von Deva“. Als Bester deutscher Nachwuchsfilm erhielt die Filmemacherin den von Kodak und Babelsberg Postproduction gestifteten Preis über Filmmaterial und Filmentwicklung im Wert von 2.500 Euro. Die Jury beschrieb ihre Sichtungserlebnisse folgendermaßen: „Wir haben mit den Mädchen geschwitzt, gelitten und gelacht. Die Regisseurin hat es geschafft, uns Einblick in eine fremde Welt zu gewähren, der uns in seinen Bann gezogen hat.“

Der Spielfilm „Melodramat/Melodrama“ von Filip Marczewski (Polen) zeigt den Alltag eines Mädchens, das sich auf ihre alleinerziehende Mutter nicht verlassen kann. Der Cutter Rafal Listopad erhielt für seine Arbeit an diesem Film den Preis für die beste Montage. Der Schnittpreis wurde gesponsert von Avid Technology und umfasst die Schnittsoftware Avid Xpress Pro im Wert von 1.800 Euro.

Der Produzentenpreis wurde von PICTORION das werk zur Verfügung gestellt und umfasst Sachleistungen für die Postproduktion im Wert von 15.000 Euro. Für die Jury stachen gleich zwei Produzentenleistungen deutlich heraus. Der Spielfilm „NimmerMeer/Nevermore“ (Deutschland/Dänemark, gefördert u.a. von der Kulturellen Filmförderung S.-H.) von Toke Constantin Hebbeln, bei dem Manuel Bickenbach für die Produktion verantwortlich war, schaffte es, die Vision des Regisseurs so glaubhaft zu vermitteln, dass das Budget angesichts des auf der Leinwand sichtbaren Ergebnisses der Jury geradezu lächerlich erschien. Der deutsche Dokumentarfilm von Stefan Mehlhorn „Über die Schwelle/Over The Threshold“ wurde von der Jury wegen seiner logistisch anspruchsvollen Leistung ausgezeichnet. Den Produzenten Linda Krämer und Max Milhan sei es auf sympathische Art gelungen, auf spontane Veränderungen organisatorisch einzugehen. Beide Filme teilen sich den Preis zu gleichen Anteilen.

Der chilenische Filmemacher Christopher Murray erhielt den Fokus-Dialog-Preis, 1.000 Euro gestiftet vom Auswärtigen Amt, für seinen Spielfilm „Quedar/To Stay“. Der Fokus-Dialog-Preis würdigt den besten Film des Fokus-Spezialprogramms, das in diesem Jahr das filmische Schaffen der Andenregion vorstellte. Der Filmemacher fand laut Jury eindrucksvolle und sehr originelle Metaphern und Bilder für das Thema seines Werks: Stillstand und Aufbruch.

Über 1.500 Euro, gestiftet von BojeBuck, kann sich Ira Völker freuen. Sie gewann mit ihrem Skript „Nordwind“ den Preis in der Kategorie Bestes Drehbuch. Die Jury war begeistert von der unaufdringlichen Spannungsführung und reduzierten Storyline des Buches. Der Autorin gelänge es, sich ganz auf die beiden Hauptcharaktere und ihre langsame Trennungsgeschichte zu konzentrieren und so ein glaubhaftes Bild der Freundschaft zu zeichnen.

Der Publikumspreis in Höhe von 2.000 Euro ging an den Spielfilm „Milan“ von Michaela Kezele. Die Deutsch-Serbische Koproduktion erzählt die Geschichte zweier Brüder zur Zeit des NATO-Bombardements im Kosovo, deren Alltag vom Kriegsgeschehen eingeholt und unwiederbringlich verändert wird. Der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam, Jann Jacobs, ist langjähriger Stifter dieses Preises.

(nach einer Pressemitteilung von sehsüchte)

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