Schrift im Land – ein Projekt an unvorhergesehenen Orten
Unterstützt von der Oberbürgermeisterin der Stadt Kiel, dem Kirchenkreis Kiel, mit Hilfe von Kolleginnen und Kollegen sowie durch die finanzielle Unterstützung einiger Sponsoren konnten wir im Herbst 2004 im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Nietzsche in Kiel“ erstmalig eine Kunstaktion im Rahmen von „Schrift im Land“ durchführen.
Eine ca. 50 Meter lange und zwei Meter hohe Leuchtschrift erschien Nacht für Nacht an einem Waldrand neben der BAB 215 bei Kiel. „Was spricht die tiefe Mitternacht?“, ein Zitat von Friedrich Nietzsche, stellte die Frage nach den Dingen von Bedeutung, die uns nach Ende des Tagesgeschäftes in unseren Gedanken und Träumen bewegen. In den vier Wochen der Installation wurde die Leuchtschrift zunehmend Thema der Diskussion, bis hin zu Kommentaren im Radio.
„Schrift im Land“-Projekt 2004 (Foto: Frank Peter)
Folgende Aspekte sind Schwerpunkte im Rahmen von „Schrift im Land“:
- Aufsuchen eines medienpräsenten, d.h. aktuellen Geschehens mit lokalem Bezug (z.B. G8 Gipfel, „Kieler Woche“, Castortransport, Kulturkürzungen, Kriege, Adventszeit …)
- Unvermitteltes Erscheinen in der Landschaft
- Kulturgeschichtlicher, literarischer Bezug
- Kommentar zur gesellschaftlichen Befindlichkeit (Ohnmacht, Handlungsdruck)
- Zwangsläufiges Einbinden Unbeteiligter in den künstlerischen Prozess (Verkehrsteilnehmer, Anwohner)
Technisches
Die Buchstaben der Leuchtschrift bestehen aus verschraubten Brettern, auf die – in Doppelreihe – Endlos-Lichterketten montiert sind. Jeder Buchstabe hat eine eigene Stromzufuhr und ist beliebig tauschbar. Versorgt wird die Schrift mit Hilfe eines (oder mehrerer) mobilen Stromgenerators, dessen Leistung eine Leuchtdauer von 6 bis 10 Stunden gewährleistet. Der Generator muss täglich neu befüllt und manuell gestartet werden. Die notwendige Leistung liegt bei ca. 3 kW über einen Zeitraum von jeweils mehreren Stunden. Die Schrift wird 2 m hoch und je nach Länge des Satzes ca. 30 bis 40 m lang sein.
Zur aktuellen Aktion: Inhalt und Bezüge
Die Installation an der BAB 215 ist an den vier Adventswochenenden von Freitag bis Sonntag beleuchtet. Die Sätze lauten an jedem Wochenende unterschiedlich:
1. Satz: GESUCHT WIRD EIN MENSCH.
Was ist das: Mensch? Kennen wir (sind wir) das schon? Immer wieder hat die Kultur- und Religionsgeschichte Bilder dieses Menschen entwickelt. Ein Mensch, der aus sich selbst heraus das Richtige tut. Das Individuum als Schaffender, Handelnder, Verändernder. Handeln als ethischer Wert. Mut, sich zu bekennen und Dinge verändern zu wollen.
2. Satz: WER HAT HERZ GENUG?
Bezugnehmend auf Nietzsche: „Der Tau fällt, die Stunde kommt – die Stunde, wo mich fröstelt und friert, die fragt und fragt und fragt: „Wer hat Herz genug dazu?“ Wer kann die Dinge von Grund auf neu angehen? Gegen Meinungen und Moral zu bestehen, diese für ein Gemeinziel zu überwinden? Nietzsche ist nur ein Beispiel. Wir sind nicht Anhänger oder Nachredner seiner Philosophie. Er hat jedoch das Ausmaß der Notwendigkeit ausgesprochen. Er dient als Zeuge.
Nietzsche schafft die inhaltliche Klammer zum Projekt im Jahr 2004.
3. Satz: MACHT ALLES LEBENDIGER (Novalis)
4. Satz: KIEL STEHT AUF.
Dieser Satz verweist auf den Kulturverein „Kiel steht auf. e.V.“ Kiel als Beispiel von Möglichkeiten. Wo sonst noch überall?
Weitere Informationen auch unter: www.schriftimland.de.
Videotrailer zu „Schrift im Land“ (QuickTime-Movie, ca. 4MB)
(nach einer Produktionsnotiz der die Installation/Aktion veranstaltenden Künstler Klavki und Marcus Meyer)