„Kein Kinderspiel“ – Eindrücke des Produktionsleiters vom Dreh
„Kein Kinderspiel“ – schon der Titel zu Bernd Fiedlers erstem Drehbank-Film lädt zum Wortspiel ein. Zwar waren die Dreharbeiten beileibe nicht von Pappe. Aber wie sagt Bernd bisweilen so schön: „Was zählt, ist das Resultat“. Was wir hier zum ersten Mal unter ständigem Ansporn und Instruktion von Produzent, Drehbuchautor, Regisseur und Kameramann Bernd Fiedler auf die Beine gestellt haben, ist die professionelle Produktion eines ca. 90-minütigen Spielfilms in zwei Proben- und nur zehn Drehtagen. Gedreht mit 9 Darstellern und einer Crew hinter der Kamera von nur 10 Filmschaffenden. Über 50 Prozent Außendrehs im vorher unwägbaren Herbstwetter der holsteinischen Probstei, Dreharbeiten auf einem kleinen Ruderboot mitten auf der Ostsee oder auf dem engen Führerstand einer fahrenden Dampflokomotive (eine abgewandelte, PS-stärkere T3, eine ehemalige Rangierlok der Deutschen Reichsbahn) aus dem Jahre 1920. Im Nachhinein staunen wohl selbst alle Beteiligten über das Gelingen einer solch schwierigen Produktion.
Wir waren alle höchstmotiviert, anders „geht“ so eine Produktion nach dem Drehbank-Konzept auch gar nicht. Höhepunkt war, wohl nicht nur für mich, der Dreh auf der Eisenbahn am 3. Drehtag. Das Wetter an diesem sonnigen, späten Septembertag spielte mit und schenkte uns mit seinem milden gelben Licht die besten Witterungsumstände. Schon am Abend vorher hatten unsere beiden Helfer Martin Heimann (Lokführer) und Christian Bünger (Heizer) vom Verein der „Museumseisenbahn Schönberg – Schönberger Strand“ die alte Dampflok angeheizt und das Feuer anschließend zur Nacht „schlafen gelegt“. Ab 7 Uhr morgens waren dann unsere beiden Darsteller Siegfried Jacobs (aus Kiel) und Willi Schlüter (aus Hannover) auf der fahrenden Lok eingewiesen worden. (Unsere Aufnahmeleiterin Nadine Lindenau durfte zu ihrer großen Freude auf der Lok mitfahren.) Schließlich sollten sie dann ab 9 Uhr zwei Hobby-Eisenbahner spielen und die Lok fachgerecht fahren.
Bernd Fiedler (l.) hat auch auf kleinem Raum alles im Bild, Frank Fiedler angelt der Ton vom Lokdach aus (Foto: hsch)
Im Film Eisenbahnfans: Willi Schlüter (l.) und Siegfried Jacobs auf dem Führerstand der T3 (Foto: hsch)
Frank Fiedlers Dampfrossbesteigung (Foto: Oliver Boczek)
Der eigentliche Lokfahrer, Martin, stand während der Dreharbeiten auf dem Trittbrett außen auf dem fahrenden Dampfross. Für ihn war auf dem engen Führerstrand kein Platz, musste doch Bernd mit seiner wendigen Mini-DV-Kamera auf seinem selbsterfundenen Steady-Grip sich auch noch auf dem Führerstand aufhalten. Sein Bruder Frank Fiedler, unser Tonmann und späterer Cutter, angelte verblüffend gleichmütig, aber dennoch voller Konzentration den O-Ton vom Dach der fahrenden Lokomotive aus durch eine Luke oberhalb der agierenden Personen. Für den unbedarften aber fachkundigen Außenstehenden sicherlich der reinste Wahnsinn, aber für unser restliches Team, das auf einem vorgespannten offenen Güterwagen dieses Drehkunststück mitverfolgen durfte, schon nach kurzer Zeit die natürlichste Drehweise der Welt.
Jetzt befindet sich das Material im Schnitt auf „Final Cut Pro“ in der Filmwerkstatt der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein in Kiel. Das Resultat, das, wie gesagt, zählt, wird aller Voraussicht nach in ca. vier Wochen vorliegen. Und nicht nur der Produktionsleiter Schulzeck wartet gespannt und voller Optimismus. (Helmut Schulzeck)