56. Internationale Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2006

Liebeserklärungen an einen Sport

„Warum halb vier?“ (Lars Pape, D 2006)

Angenehm unangestrengt trotz anstehender Weltmeisterschaft im eigenen Land geht Lars Papes Dokumentation „Warum nach halb vier?“ dem Faszinosum Fußball nach. Im Mittelpunkt stehen nicht Stars und Spiele, sondern die Fans und ihre Geschichten.

Manni und Heinz kickten einst in gegnerischen Jugendmannschaften, jetzt als Rentner blicken sie auf eine jahrzehntenlange Freundschaft zurück, die auch die Trennung von Ehepartnern überdauerte. Schauspieler Joachim Król sinniert über die Bedeutung des Fußball-Sports als Wochenend-Lichtblick für die Bergbau-Kumpels und erklärt die Stadien treffend zu den „Opernhäusern des Ruhrpotts“. Seinen Vater erlebte Król nur einmal weinend: sein Verein war abgestiegen. Lars Pape sammelt die Geschichten der Tribünenplätze, sucht nach dem emotionalen Kern des Sports und findet ihn bei den Fans. Auch Public-Relations-gewöhnte Spitzensportler und Macher wie Völler und Bobic geben vor Papes Kamera nicht nur Erfolgs-Anekdoten zum Besten, sondern schildern auch die emotionalen Talfahrten des Sports und die vernichtende oder antreibende Kraft des Publikums. Nebenbei klärt uns Pape noch über die „Ultras“ auf und stellt den rein weiblichen Fan-Club „Girls United“ vor.

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Joachim Król in „Warum halb vier?“ (Foto: Berlinale)

Wie wichtig die Unterstützung der Fans ist und dass sie dem Sport zu seiner Attraktivität auch in Zeiten der Mega-Events verhelfen, visualisiert Pape mit einem gar nicht so kleinen Experiment: Vor leerem Rasen probt ein Fan-Block die Kampfgesänge und Movements, die im vollen Stadion begeistern.

Pape gelingt, mit „Warum halb vier?“ die Seele des Fußball-Sports in den kleinen Portraits und Interviews herauszuarbeiten. Bleibt zu hoffen, dass er Teil des Medienangebots zur diesjährigen Weltmeisterschaft wird, um uns an die Wurzeln des Sports zu erinnern. (dakro)

Warum halb vier?, D 2006, DV. Regie: Lars Pape, Buch: Lars Pape, Axel Pape, mit: Joachim Król, Manni und Heinz, Rudi Völler u.a.

 

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