Landesfilmförderung Schleswig-Holstein vergibt Fördermittel an 19 Projekte

Das dreiköpfige Fördergremium der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein, Lars Jessen (Filmemacher, Warder), Heyke Manthey (Freie Künstlerin, Kiel) und Eckhard Pabst (Kommunales Kino Kiel, Dozent CAU Kiel), hat auf seiner Sitzung am 1. Und 2. März aus insgesamt 43 Anträgen zur ersten Förderperiode 2006 19 Projekte aus den Bereichen Recherche, Produktion, Präsentation und Verleih/Vertrieb ausgewählt. Insgesamt vergab das Gremium Fördergelder in Höhe von 96.409 Euro. Die Mittel wurden von der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein und der Unabhängigen Landesanstalt für Rundfunk und neue Medien (ULR) bereit gestellt.

Die geförderten Projekte zeigen einmal mehr das große Potential an Filmschaffenden, Kreativen und Themen in Schleswig-Holstein, die es wert sind, realisiert zu werden. So betrifft denn auch ein Schwerpunkt der Förderung mit fast einem Drittel der Projekte die Recherche und Stoffentwicklung.

Aber auch das andere Ende der Filmproduktion lag beim Gremium der Landesfilmförderung in guten Händen; fünf Projekten wurde mit Verleih- und Vertriebsförderung der Weg zu ihrem Publikum geebnet. Dabei sind sowohl Einzelprojekte wie die Produktion über den Stummfilmpianisten Willy Sommerfeld und das Portrait des Bluesmusikers Louisiana Red als auch die Förderung von zehn Dokumentarfilmen für den Vertrieb auf der innovativen video-on-demand Plattform www.online-film.de.

Größter Förderblock ist aber weiterhin die Produktionsförderung mit acht Projekten. Gefördert wurden so bekannte Namen wie Fatih Akin, dessen frühe Arbeiten und sein erster Langfilm schon aus Kiel gefördert worden sind, und Volker Koepp, der zum zweiten Mal zur Förderung ausgewählt wurde. Ebenso sind Antje Hubert und Fredo Wulff mit neuen Projekten dabei sowie weitere experimentellere oder kleine persönliche dokumentarische Arbeiten.

Wohin das führen kann, zeigen ganz aktuell unter anderem zwei geförderte Filme aus dem letzten Jahr. Sergei Loznitsa ist mit seinem Dokumentarfilm „Blockade” nach dem Start beim Festival in Rotterdam zu weiteren internationalen Festivals in Nyon und Sheffield eingeladen worden, und Till Franzen ist mit „Die blaue Grenze” gerade zurück vom Festival in Porto, wo er zwei Preise gewinnen konnte.

„Es stimmt sehr optimistisch, dass über den ganzen Produktionsbereich Projekte auf hohem Niveau gefördert werden konnten. Es bleibt der begründete Wunsch an die Politik, diese Aufbauarbeit der Landesfilmförderung weiterhin zu stärken und auszubauen“, sagte Bernd-Günther Nahm, Geschäftsführer der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein.

 

Folgende Projekte werden gefördert:

 

1. Recherche / Produktionsvorbereitung

Olé, hier kommt der THW

Recherche für einen Dokumentarfilm

Regie: Thomas Plöger

Fördersumme: 1.000 EUR

Der Film soll den Arbeitsalltag in einem wirtschaftlich ausgerichteten Profi-Sportverein dokumentieren. Wie bleiben bei einer zunehmenden Professionalisierung und Kommerzialisierung die klassischen Werte des Sports und sein damit verbundenes Image erhalten?

Kindheitswerke

Recherche für eine Dokufiktion

Regie: Alexa Höber

Fördersumme: 1.000 EUR

Eine Schriftstellerin zieht sich in ein einsames Haus an der Ostsee zurück, um ein Buch über Kindheitsbiografien berühmter Maler zu schreiben. Was als Gedankenexperiment beginnt, wird plötzlich Realität: Erst ist es der 5-jährige Paul Klee, der der Schriftstellerin Gesellschaft leistet, dann tauchen nach und nach auch noch Emil Nolde, Pablo Picasso, Albrecht Dürer und andere auf …

Heidelberg-Paradise

Recherche für einen Dokumentarfilm

Regie: Helge Renner

Fördersumme: 5.000 EUR

Maurice Huffman wohnt in Paradise, Kalifornien und ist Importeur für gebrauchte europäische Armeeausrüstung. Als 13-jähriger traf er Ray Charles. Die Blueslegende prophezeite ihm eine Zukunft als Sänger. 30 Jahre später versucht Maurice diesen Traum seines Lebens wahr zu machen.

Der Mann in der Brandung

Recherche für einen Dokumentarfilm

Regie: Wilhelm Rösing

Fördersumme: 1.500 EUR

Der geplante Dokumentarfilm erinnert an den 1957 gestorbenen Fotografen Franz Schensky und an dessen Aufnahmen von der Gewalt und Schönheit des Meeres um Helgoland. Mit dem annähernd 1.000 beeindruckenden Schwarz-Weiß-Aufnahmen hat er das Bild von Helgoland entscheidend mit geprägt. Zeitzeugen aus Helgoland und insbesondere aus Schleswig berichten über ihre Erinnerungen an einen bemerkenswerten Mann.

Die Kinder des Bundespräsidenten

Recherche für einen Dokumentarfilm

Regie: Claudia Willke

Fördersumme: 1.000 EUR

Der Dokumentarfilm erzählt von persönlichen Erfahrungen kinderreicher Mütter und gebärunwilliger Akademikerinnen. Damit wird auf subjektiv-ironische Weise der spezifisch deutsche Diskurs um sinkende Geburtenzahlen und nationales Aussterben reflektiert.

Gefallene Engel

Recherche für einen Dokumentarfilm

Regie: Heidrun Reshöft

Fördersumme: 2.000 EUR

Was passiert, wenn Menschen die Welt nicht nur in Gut und Böse einteilen, sondern sie als Reich Gottes ansehen, in dem der Satan sein vielgesichtiges Unwesen treibt? Wie erleben sie sich in dieser Welt, in der ihr Körper und Geist vom Teufel besessen ist und sie auf die Heilung von Seelenführern und Exorzisten hoffen, die seit 2 Jahren wieder offiziell vom Vatikan ausgebildet werden.

 

2. Produktion

Auf der anderen Seite des Lebens

Spielfilm

Regie: Fatih Akin, Produktion: corazón international

Fördersumme: 20.000 EUR

Sechs Menschen, sechs Biografien, sechs Leben verwickeln sich auf schicksalhafte Weise und begeben sich auf eine Reise, die über Stock und Stein ins eigene Ich führt, ohne dass die jeweils drei Protagonisten miteinander in Berührung kommen. Erst der Tod einer Figur in jedem Strang führt die Schicksale zusammen, die von Anfang an unausweichlich miteinander verbunden waren.

Pusteblume

Kurzspielfilm

Regie: Michael Carstens

Fördersumme: 3.000 EUR

„Pusteblume“ ist eine Liebesgeschichte. Zwei Menschen sind sich sehr nah und erklären sich ihre Liebe nicht in Worten, sondern in einer sehr außergewöhnlichen Aktion, die so bewundernswert ist, dass alles Gesprochene für diesen Moment hinfällig wird.

Da unten

Dokumentarfilm

Regie: Michael Krull

Fördersumme: 3.600 EUR

Vor acht Jahren gedrehtes Material zeigt Walter S. im nächtlichen Rostock auf der Suche nach Obdachlosen, die jeglichen Kontakt zur Gesellschaft abgebrochen und dadurch kaum eine Chance zum Überleben haben. Walter S. – selbst ehemaliger obdachloser Alkoholiker – bringt ein menschliches Wrack zur weiteren Betreuung in ein Nachtasyl. Heute sollen diese Menschen, soweit noch am Leben, nach ihrem weiteren Schicksal auf der Straße befragt werden. Eine Langzeitbeobachtung von Außenseitern der Gesellschaft.

Heiße Arbeit – kalter Stahl

Dokumentarfilm

Regie: Fredo Wulf

Fördersumme: 8.000 EUR

Der Dokumentarfilm „Heiße Arbeit – kalter Stahl“ wird das Leben auf der Werft HDW hinter den Werkstoren im Dock mit den Mitteln des „direct cinema“ erkunden. Ausgangspunkt ist die Überholung des weit über die Kieler Förde sichtbaren Portalkrans von Juni bis August 2006. Wie ist die Atmosphäre der Mitarbeiter untereinander, wie begegnen sich Manager, Meister und Arbeiter im Produktionsprozess und wie wird diese moderne Form der Zusammenarbeit von den Beteiligten selbst empfunden?

Pauls Opa

Kinderkurzfilm

Regie: Ove Sander

Fördersumme: 5.000 EUR

Pauls größter Wunsch ist ein richtiger Opa – wie jedes Kind einen hat. Er möchte von ihm Fahrrad fahren lernen und Geschichten von früher erzählt bekommen. Aber wie viel Fantasie braucht Paul, um sich seinen Wunsch zu erfüllen?

Renate Schodder

Dokumentarfilm

Produktion: Henning Brümmer, Regie: Florian Aigner

Fördersumme: 4.000 EUR

Wenn feindliche Armeen sich zurückziehen, hinterlassen sie Kinder. Oft sind sie aus Vergewaltigungen hervorgegangen, manchmal war auch Liebe im Spiel. In Frankreich wird jetzt das Schicksal der „Kinder der Schande“ aufgearbeitet, deren Väter deutsche Wehrmachtssoldaten waren. Doch wie oft sind es Frauen in Uniform, die Kinder hinterlassen? Und wie oft kommt es vor, dass Männer sich um ihre unehelichen Kinder kümmern? Ein Kind von einer Deutschen, entstanden in einer kurzen Affäre. Und ein Mann, der in den Wirren der Nachkriegszeit darum kämpft, seinen Sohn zu sich holen zu dürfen.

Mit Feuer und Flamme

Dokumentarfilm

Regie: Antje Hubert

Fördersumme: 10.000 EUR

Der nächste Auftritt steht bevor, die Posaune kriegt ihren Einsatz immer noch nicht und Bernhard zieht weg – der Dokumentarfilm „Mit Feuer und Flamme“ erzählt von den Mitgliedern eines Feuerwehrmusikzugs und begibt sich damit ins Zentrum dörflichen Lebens. Er begleitet die verschiedenen Charaktere bei den Auftritten, Proben und in ihrem Alltag und versucht zu verstehen, was das Landleben den Menschen heute abfordert und bietet.

Holunderblüte

Dokumentarfilm

Regie: Volker Koepp

Fördersumme: 10.000 EUR

Ein Film über Kinder, ihren Lebensalltag und ihre Fantasiewelt. Gedreht wird in der russischen Region um Kaliningrad, in der Landschaft, die früher zu Ostpreußen gehörte und die besonders stark von den sozialen Umbrüchen der vergangenen Jahre betroffen ist.

 

3. Präsentation / Verleih / Vertrieb

Die Quereinsteigerinnen

Spielfilm

Regie: Rainer Knepperges & Christian Mrasek

Fördersumme: 3.000 EUR

Aus einer Laune heraus entführen zwei Freundinnen einen mächtigen Mann in ein abgelegenes Ferienhaus irgendwo tief in Schleswig-Holstein. Sie rufen einen Ex-Freund hinzu und stellen sympathische Forderungen. Eine Komödie über vier Menschen, die sich in einem herkömmlicherweise bedrohlichen Ausnahmezustand wie selbstverständlich idyllisch einrichten – stets in der Spannung, sich schwer strafbar und ineinander verliebt zu machen.

10 x Video On Demand

Produktion: Online Film AG

Fördersumme: 7.500 EUR

Unterstützung des Vertriebs von 10 Filmen mit rund 450 Minuten Länge Dokumentarfilm-Programm aus Schleswig-Holstein auf der innovativen Video-On-Demand-Plattform www.onlinefilm.org.

The Sounds of Silence

Dokumentarfilm

Vertrieb: Horch und Guck Filmverleih

Fördersumme: 3.760 EUR

Willy Sommerfeld, Jahrgang 1904, ist der weltweit letzte Stummfilmpianist der 20er-Jahre. Erstmalige Aufnahmen seiner Live-Begleitungen zu Stummfilmausschnitten und Gespräche mit ihm und seiner Familie sowie Filmfachleuten machen deutsche Stummfilmgeschichte erlebbar und sind Kulturerbe des 20. Jahrhunderts.

Red and Blues

Dokumentarfilm

Vertrieb: Hanfgarn & Ufer Filmproduktion

Fördersumme: 5.000 EUR

Das Leben des Louisiana Red klingt wie ein Blues-Song, mit seiner Gitarre als Rettungsanker: Der Vater vom Klu Klux Klan ermordet, die Mutter früh gestorben, verbringt er seine Kindheit in Waisenhäusern. Später sucht er sein Zuhause in der Armee – und landet im Korea-Krieg. Danach kommt er nach Deutschland und bleibt in Hannover hängen. Seither befindet sich der nimmermüde 71-jährige auf einer never-ending-tour durch Europa, überzeugt davon, dass sein großer Durchbruch noch bevorsteht.

Der Vogelforscher

Spielfilm

Regie und Vertrieb: Kathrin Nowak

Fördersumme: 2.049 EUR

Vogelforscher Knut ist vor den Menschen auf die einsame Hallig geflohen und läuft vor sich selbst und dem Glück davon, bis die Liebe ihm am Ende Flügel verleiht: Der Kurzfilm „Der Vogelforscher“ von Kathrin Nowak erzählt die skurrile Liebesgeschichte eines Einsiedlers, der sich in eine reisende Friseurin verliebt.

 

Weitere Informationen sowie Vergaberichtlinien und Antragsformulare können angefordert werden bei der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein oder sie können im Internet als PDF Datei herunter geladen werden unter: www.filmfoerderung-sh.de. Kulturelle Filmförderung Schleswig-Holstein, Haßstr. 22, 24103 Kiel, Tel.: 0431-551439, E-Mail: filmwerkstattsh@t-online.de

Der nächste Einreichtermin zur Filmförderung ist der 1. Juli 2006.

(V.i.S.d.P.: Bernd-Günther Nahm)

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