22. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest: Rekordzahl an Einsendungen

In seinem 22. Jahr freut sich das Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest (8. bis 13. November 2005) über einen neuen Rekord an Einreichungen: Über 2.200 dokumentarische und künstlerisch-experimentelle Filme, Videos und Installationen wurden insgesamt eingereicht; das bedeutet eine Steigerung um über 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die eingesandten Beiträge stammen aus 46 Ländern. Der Anteil deutscher Arbeiten liegt bei 42 Prozent; insgesamt 76 Prozent der Einreichungen kommen aus Europa.

Diesen stetigen Zuwachs spiegelt auch das umfangreiche Programm wieder. Das Gloria-Kino ergänzt mit zwei durchgängigen Programmschienen das Angebot in Filmladen und BALi Kinos. Während des Festivals kommen insgesamt 41 Lang- und 192 Kurzfilme aus 31 Ländern zur Aufführung. Im Programm sind hessische Filme genauso vertreten wie neue Produktionen aus China oder Kolumbien. Wie bereits in den vergangenen Jahren werden auf dem Festival drei mit 2.500 Euro dotierte Geldpreise sowie ein Projektstipendium vergeben.

Programmschwerpunkte bilden in diesem Jahr klassische Themen wie Urbanität oder Globalisierungsphänomene, denen die Filmemacher in witzig-ironischen bis kritischen Beiträgen nachgehen. Auch dem Alltag von Jugendlichen und ihren Subkulturen spüren Regisseure an allen Enden der Welt nach – von avantgardistischen Underground-Musikern in China bis zu den Problemen einer zwischen islamischer Religion und westlicher Jugendkultur balancierenden Generation im Iran. In der Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeit setzt eine auffällige Zahl von Dokumentarfilmen die gesamtgesellschaftliche Diskussion fort. Die Kurzfilme des Programms „Schichtwechsel“ zeigen Arbeitswelten auf fast meditative Weise, Michael Glawogger setzt den Schwerstarbeitern im 21. Jahrhundert ein filmisches Denkmal, Jörg Adolph beobachtet einen Erfolgsautor beim Schreiben und Klaus Stern einen Insolvenzverwalter beim Abwickeln einer Firma.

Zur Eröffnung am 8. November analysiert der Film „Frozen Angels“ von Eric Black und Frauke Sandig die Reproduktionsindustrie in Kalifornien und macht klar, dass vermeintliche Vererbungs- und Fortpflanzungs-„Utopien“ im Land der unbegrenzten Möglichkeiten längst Realität geworden sind. Ein repräsentativer Auftakt für das Dokfest, das die kontroverse Diskussion nach dem Film stets als elementaren Bestandteil in den Vordergrund stellt.

Im Rahmen der Sonderveranstaltungen ist u.a. eine Werkschau der Professoren für Animationsfilm an der Kunsthochschule Kassel, Andreas Hykade und Thomas Meyer-Hermann, zu sehen. Eine eigene Reihe mit Filmen und Vorträgen versucht außerdem eine Bestandsaufnahme der momentan kontrovers diskutierten Arbeitsweise des Videoreporting, bei der ein Filmemacher mit Hilfe der digitalen Videotechnik dokumentarische, fernseh- und kinotaugliche Beiträge von der Recherche bis zur Postproduktion im Alleingang realisieren kann.

Eine weitere Programmsäule sind die diesjährig erstmals international ausgeschriebenen Live Visuals: Audiovisuelle Performances, Live-Videokunst und Musik gestalten das Abendprogramm in der DokfestLounge. Die eigenständige Ausstellung MONITORING befasst sich mit aktuellen raumbezogenen Positionen der Medienkunst. In der Ausstellungshalle Südflügel des KulturBahnhof Kassel werden 16 zeitgenössische künstlerische Medieninstallationen gezeigt. Darüber hinaus werden unter dem Titel „You Cannot Remain Indifferent“ im Kasseler Kunstverein Filminstallationen von Rosa Barba zu sehen sein. Zur Reflexion über die Neuen Medien lädt die Fachtagung interfiction, diesmal zum Thema „Learning from …? Lernen von/mit/in Medienkulturen“.

Eine vorläufige Programmübersicht findet sich unter www.filmladen.de/dokfest. Der Festivalkatalog erscheint am 28. Oktober.

(nach einer Pressemitteilung des Dokfest Kassel)

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