Gelungene Auftaktveranstaltung zur European DocuZone mit Werner Herzogs “The White Diamond” im Kieler Kommunalen Kino

Filme nicht mehr von 35mm-Filmkopien, sondern digital von der PC-Festplatte auf die Leinwand gebeamt – was die Hollywoods Majors, die großen Filmverleiher und hiesige Kinokonzerne wie CinemaxX bisher nicht geschafft haben, das machen nun 65 Programm- und kommunale Kinos in Deutschland und 120 in acht weiteren europäischen Ländern vor. Unter dem bezeichnenden Titel “Delicatessen” starteten Ende Februar auch die kommunalen Kinos in Kiel und Lübeck sowie das Flensburger Kino “51 Stufen” mit einem Programm regelmäßig gezeigter Dokumentar-, Experimental- und Kurzfilme, die digital (auf Video) produziert wurden und nun auch ohne den Umweg über die Filmkopie direkt digital zu ihrem Kinopublikum gebracht werden. “European DocuZone” nennt sich diese vom Media Programm der EU und hierzulande auch von der ULR geförderte Aktion. Sie leistet mit einen digitalen Kino-Netzwerk Pionierarbeit für einen neuen Vertriebsweg, der wohl binnen weniger Jahre zum normalen Kinoalltag gehören wird und eher über kurz als lang auch die bisher gewohnte Projektion vom Filmstreifen ablösen wird.

Doch noch ist es nicht soweit. Die Infrastruktur des kommerziellen Kinogeschäfts ist eine teuere und somit auch relativ schwerfällige Angelegenheit. Auch reicht die Bildqualität heutiger Beamer-Standards meist noch nicht ganz an die von 35mm heran. Und so ist eher den “kleinen”, aber dennoch um so wagemutigeren kommunalen und Programm-Kinos vorbehalten, Produzenten, Verleiher und Publikum an die neue Technik heranzuführen und für sie zu erwärmen.

Zur Auftaktveranstaltung im Kieler Kommunalen Kino gab es Werner Herzogs Dokumentarfilm “The White Diamond” zu sehen, der von einer abenteuerlichen Expedition um die Flugversuche eines Mini-Zeppelins über dem Kronendach des Regenwaldes von Guyana erzählt. Die wundeschönen Bilder am gigantischen Kaieteur-Wasserfall (250 Meter steil abfallend) und die halbtragische Geschichte des britischen Flug-Ingenieurs Dorrington bieten dem “Grenzfilmer” Herzog wieder einmal die Möglichkeit, die Geschichte eines halsbrecherischen Wagnisses einzufangen. Der Film überraschte positiv und bildete so den gelungenen Auftakt zu einem viel versprechenden Langzeitprojekt. (hsch)

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