10 Jahre MSH

Interview mit MSH-Geschäftsführer Roland Schmidt

Als Dienstleister fördern und fordern

Die MSH – Gesellschaft zur Förderung audiovisueller Werke in Schleswig-Holstein feiert ihren zehnten Geburtstag. Gegründet 1994 als Folge der Festschreibung der Medienförderung im Landesrundfunkgesetz, schauen die MSH und ihre Gesellschafter, der NDR und die Landesmedienanstalt ULR, auf eine Geschichte der manchmal nicht so auffälligen, gleichwohl die Medienbranche sehr voran bringenden Erfolge zurück. Jüngstes Beispiel ist eine Vereinbarung mit der Hamburger Filmförderung zur wechselseitigen Anrechenbarkeit der Regionaleffekte (wir berichteten). Bisher einmalig in der bundesrepublikanischen Förderlandschaft vereinfacht diese Regelung landesübergreifende Filmprojekte vor allem für deren Macher, Produzenten und Regisseure, und unterstreicht so das Selbstverständnis der MSH als Dienstleister für die Medienbranche.

MSH-Geschäftsführer Roland Schmidt möchte keine einzelnen Projekte besonders hervorheben, aber der Kieler Regisseur Lars Büchel und seine bundesweiten Leinwand-Erfolge „Jetzt oder nie“ und „Erbsen auf halb sechs“ sind eine Branchen-Erfolgsstory, an der die MSH nicht unbeteiligt war – beharrlich und unauffällig wie ein guter Dienstleister eben ist.

Wir sprachen mit Roland Schmidt über zehn Jahre MSH und die Anforderungen einer Filmförderung, die sich nicht auf die Verteilung von Fördermitteln beschränkt, sondern den Medienstandort Schleswig-Holstein auch mit Weiterbildungs- und Service-Angeboten voran bringt. (Interview: jm)

Was hat sich in zehn Jahren Medienförderung in Schleswig-Holstein verändert?

Die Branche ist bewusster geworden für die Anforderungen und Prozesse der Herstellung, der Finanzierung und auch für die Inhalte, für Fragen wie: Wie finanziere ich das? Welche Inhalte interessieren ein Publikum und wie bringe ich diese Inhalte an mein Publikum? Welche Absatzmöglichkeiten gibt es? Umgekehrt ist man außerhalb des Landes der Filme aus unserem Land gewahr geworden, man hat Schleswig-Holstein als Medienstandort einfach mehr „auf der Pfanne“.

War die Medienförderung der MSH somit auch eine Art „Entwicklungshilfe“, vor allem wenn man auf die Zeit vor einer aktiven Medienförderung schaut?

Schleswig-Holstein ist wie viele andere Bundesländer im Medienbereich ein Aufbauland. Medienproduktion ist überhaupt erst seit 20 Jahren ein zentrales Thema der Politik, zehn Jahre davon hat die MSH begleitet. Unsere „Entwicklungshilfe“, um bei dem Wort zu bleiben, lässt sich mit dem Motto „fördern und fordern“ beschreiben. Beides soll mit System erfolgen. Wir haben Projekte gefördert, aber wir haben auch die Anforderungen an ein zu förderndes Projekt gesteigert.

Welche Anforderungen sind das?

Ein Film oder anderes Medienprodukt muss sein Publikum finden, das heißt es muss auch ein Publikum für dieses Produkt existieren, in unserem Fall ist dies meist ein Fernsehpublikum. Weiterhin soll seine Realisierung einen Entwicklungsschritt bedeuten, für die Produzenten und Regisseure ebenso wie für den Medienstandort Schleswig-Holstein als ganzes. Entwicklungsschritte beziehen sich dabei nicht nur auf das Kreative, sondern auch auf neue kaufmännische Möglichkeiten, auf die Einbindung und Zusammenarbeit mit neuen Partnern, zum Beispiel wenn Filmemacher erstmals zusammen mit einem großen Sender wie dem NDR produzieren. Oder wenn es mit unserer Hilfe gelingt, Finanzierungsmöglichkeiten aufzutun, die über das hinaus gehen, was ein Filmförderer im Lande leisten kann.

Ist die MSH somit nicht zuletzt auch ein Dienstleister für die Medienmacher, eine Helferin bei der berühmten Frage, wie die Kunst ans Brot kommt?

Die MSH versteht sich in allererster Linie als Dienstleister der schleswig-holsteinischen Medienbranche. Das kann man einerseits mit Fördergeld machen, aber auch über Service-Angebote wie etwa Weiterbildung für Medienmacher. Oder die Film Commission, die den schleswig-holsteinischen Standort bei Festivals und Medienmärkten vertritt, aber auch Drehorte im Lande vermittelt und vermarktet, beziehungsweise bei deren Auffindung hilft.

Die MSH fördert nicht nur Filme, sondern wie es auch in ihrem Namen heißt „audiovisuelle Werke“. Steht dahinter ein umfassenderer Medienbegriff, vielleicht auch im Sinne einer zunehmenden Konvergenz der Medien?

Medienkonvergenz bezieht sich ja eher auf das Zusammenwachsen mit den neuen Medien. Die MSH beschäftigt sich jedoch ausschließlich mit den klassischen Medien, also Film, Fernsehen und Hörfunk. Eine Einbeziehung der neuen Medien macht von unserem im Landesrundfunkgesetz festgeschriebenen Auftrag her auch keinen Sinn. Wir sind „fernsehorientiert“, das heißt wir zielen auf Verwertungen vor allem im Fernsehen, nicht etwa im Internet.

Wenn man auf die nächsten zehn Jahre MSH schaut, wie sieht die Zukunft der MSH aus?

Medien sind ein äußerst dynamisches Wirtschafts- und Kulturphänomen. Deshalb kann die MSH nie einfach nur so weiter machen wie bisher. Die Anforderungen an uns Förderer verändern sich stetig und sind auch nur zu einem gewissen Teil vorhersehbar, aber wir werden auf sie „on the fly“ reagieren. Ich möchte es mal so sagen: Wir agieren so und werden auch weiter so agieren, dass es dem Medienstandort Schleswig-Holstein und seinen Medienmachern nützt.

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