6. Internationales Archäologie-Film-Kunst-Festival Kiel CINARCHEA
Wie geht es mit „Cinarchea“ weiter?
Interview mit dem Festival-Leiter Dr. Kurt Denzer
Vom 21. bis 24. April 2004 fand in Kiel das „6. Internationale Archäolgie-Film-Kunst-Festival Cinarchea“ statt. Wir sprachen mit dem Festival-Leiter, Herrn Dr. Denzer, nach Ende des Festivals insbesondere über die Zukunft von „Cinarchea“.
Herr Dr. Denzer, wie ist das 6. Cinarchea-Festival aus Ihrer Sicht gelaufen?
Das Festival kann auf eine gute Tradition zurückblicken, und auch dieses Mal ist es wieder gut abgelaufen. Das ist das Urteil vieler in- und ausländischer Gäste, die uns nach Rückkehr in ihre Heimat gemailt, telefoniert oder geschrieben haben.
Das Programm war dieses Mal durch einige Filme besonders akzentuiert, die kritisch umgingen mit der Art, wie Archäologie betrieben wird, wie Fälschungen verkauft und mit der Art und Weise, wie sich gegenseitig Grabungsterrains abgejagt werden. Es war diesmal eher eine Schau mit Filmen über die Archäologie, auch darüber, wie Ergebnisse verarbeitet werden, und nicht allein über Grabungen. Erstaunlich ist, dass man an einigen Stellen, auch in privater Initative, versucht, frühere Zustände wieder herzustellen, dass man z.B. einen ehemaligen Gutshof oder eine ganze mittelalterliche Stadt (wie in Burgund) wieder aufbaut; im zu letzt erwähnten Falle sogar mit Werkzeugen, wie sie im Mittelalter verwendet worden sind; ein Projekt, das über Jahre, wenn nicht gar über Jahrzehnte geplant ist.
Es waren wieder Filme zu sehen, die einerseits die Fülle der Themen anzeigen, die man im dem Fach Archäologie hat, die auf der anderen Seite aber auch zeigen, dass Archäologie ein gutes Beispiel aus den vielen wissenschaftlichen Fachrichtungen ist, an dem man mit Mitteln des Films demonstrieren kann, wie Wissen geschaffen und verbreitet wird und wie mit Wissen umgegangen wird.
Wie geht es mit „Cinarchea“ weiter?
Diese Frage kann ich nicht beantworten, weil mein Wille, „Cinarchea“ fortzuführen, schon vorhanden ist, vor allem durch die vielen positiven und guten Ermunterungen derjenigen, die zum Festival gekommen sind, nicht nur von Autorenseite, sondern auch von Fernsehanstalten, von Museumsdirektoren, von Archäologen, zumal es das einzige derartige Festival in Deutschland bzw. im nordeuropäischen Raum ist. Es ist ein Treffpunkt für diejenigen, die sich in ihrem Wissen austauschen wollen: ob es nun Archäologen, Journalisten, Museumsleute, Redakteure von Fernsehanstalten, Produzenten oder normal Interessierte sind. Eine derartige Veranstaltung gibt es kein zweites Mal in ganz Deutschland. Und das ganze ist insofern ja etwas Besonderes, als man hier in einem Raum mit vielen anderen zusammen auf einem großen Bild das sieht, was man sonst allein im Kämmerlein auf seinem kleinen Fernsehschirm geboten bekommt. Es ist in vielen Fällen die Möglichkeit gegeben, mit den Autoren und auch den Produzenten über das Gesehene zu sprechen, auch nach den einzelnen Veranstaltungsblöcken, weil im Programm viele gute Pausen eingebaut sind, in denen die Gesprächssituation sich von selbst ergibt.
Noch einmal zurück zu meiner Ausgangsfrage. Abgesehen davon, dass Sie jetzt bald 65 Jahre alt werden und in Pension gehen, welche Gründe sprechen denn Ihres Wissens von Seiten der Christian-Albrechts-Universität Kiel aus gegen eine Weiterführung von „Cinarchea“?
Ich höre mit Vollendung des 65. Lebensjahres auf, meine Stelle in der „Arbeitsgruppe Film“ der Universität wird wahrscheinlich, da bin ich mir fast sicher, nicht wieder besetzt. Eine konkrete Auskunft darüber habe ich bisher noch nicht bekommen. Aber es gäbe die Möglichkeit, dass man einen Teil der bisherigen Räume der „AG Film“ verwendt, um dort unserem Förderverein, deren Mitglieder ja ehrenamtlich arbeiten, die Möglichkeit zu geben, „Cinarchea“ weiter zu machen, zumindest die nächsten zwei Jahre, also ein siebtes Mal, um zu sehen, ob man es in der Form weiter veranstalten kann oder nicht. Nur habe ich noch keine Antwort von der Universität bekommen. Was ich bisher hörte, war nur, dass es aus bürokratischer Ordnung heraus wohl schwierig sei, derartiges einzubinden.
Da liegt für mich die große Krux. Denn auf der einen Seite muss Universität natürlich nicht nur wie der Name sagt, universal denken, wo möglich auch handeln, muss auch Grenzen, Fachgrenzen überschreiten – und in einer Zeit, in der viel von Interdisziplinarität gesprochen wird, von fächerübergreifender Arbeit, von Austausch von Ergebnissen und auch von Popularisierung von Wissenschaft, ist es eigentlich überflüssig, sich darüber Gedanken machen zu müssen, wie man so etwas wie „Cinarchea“ erhalten kann. Das müsste eine Selbstverständlichkeit sein.
Es gab ja mal Wünsche, das Festival zu „exportieren“?
Vor vier Jahren hatten wir die Situation, dass zwei Städte, nämlich Köln und Bonn, uns aufkaufen wollten. Im Publikum gab es damals eine Abstimmung, und viele Zuschriften kamen, in dieser Form in Kiel fortzufahren. Von der Seite der Landesregierung hieß es, es sei zwar gut, wenn wir gute Ideen exportieren, aber solange wir es selber betreiben könnten, sollten wir es tun. – Noch könnten wir.
Besteht denn immer noch die Möglichkeit, das Festival zu exportieren, gibt es denn immer noch Interesse von anderen Städten, wie vor vier Jahren?
Inzwischen ist es so, dass „Cinarchea“ bekannt geworden ist und Anfragen kommen, Programme zusammenzustellen. Wenn es z.B. eine größere Ausstellung, ein Museumsfest oder einen Archäologenkongress gibt, wie z.B. 2001 der europäische in Esslingen, dann wird „Cinarchea“ gebeten, ein Programm zusammenzustellen, und das läuft dann unter dem Namen „Cinarchea“ an diesen Orten. Ansonsten ist an einen Aufkauf inzwischen nicht mehr gedacht worden, auch weil einige nach den Kosten gefragt haben und dann zurückschreckten. Denn wenn es woanders stattfände, könnte man kaum von hier aus unsere übliche ehrenamtliche Arbeit dafür leisten, die doch sehr erheblich ist.
(Das Gespräch mit Dr. Kurt Denzer führte Helmut Schulzeck)