6. Internationales Archäologie-Film-Kunst Festival CINARCHEA
Das Festival CINARCHEA (21. bis 24. April in der Kieler Stadtgalerie) bietet dieses Jahr einen sehenswerten Querschnitt durch 8 Länder und beginnt mit dem Eröffnungsfilm „The Olympic Games in Antiquity“ aus Griechenland.
Vormittags sind viele Beiträge besonders für Schüler geeignet, die sich einen Einblick in die Archäologie verschaffen wollen. Es werden verschiedene Berufsmöglichkeiten behandelt, die den Archäologen nicht nur als Menschen mit Pinsel und Schaufel zeigen, sondern als Burgbauer, Kriminologen oder traditionellen Handwerker. „Knochendetektive“ konzentriert sich auf die Kooperation von Archäologen und Kriminologen. Durch ihre Zusammenarbeit können sie mit Hilfe der Gesichtsrekonstruktion nicht nur das Aussehen des Neandertalers darstellen, sondern auch in unserer Zeit stattgefundene Morde aufklären und vermisste Personen identifizieren. In „Guédelon“ hat sich eine Gruppe von Menschen zusammengefunden, deren Ziel es ist, bis zum Jahr 2020 eine mittelalterliche Burg zu errichten. Die Burgbauer verwandeln sich tagsüber in Handwerker aus dem Mittelalter und kehren abends in ihr „normales“ Leben zurück. Die Filme „Erzgießer von Nürnberg“ und „Das Römische Gutshaus von Hechingen“ zeigen ebenfalls traditionelles Handwerk. Ein anderer Aspekt ist das Arbeiten mit historischen Materialien, die zum Aufbau alter Gebäude dienen, wie z.B. „Steine mit Seele“ im Abendprogramm.
Zwei der Filme, die am Wettbewerb teilnehmen, sind in der Form der Spielfilm-Dokumentation gedreht worden. Besonders „Indietro nel tempo (Back in Time)“ lädt den Zuschauer ein, zwei Kinder auf eine Zeitreise in die Vergangenheit der Stadt Rom zu begleiten und mit ihnen einen Vergleich zum heutigen Leben zu ziehen. Die Geschichte des armen ägyptischen Bauern, der seinen Weg an den Königshof macht, ist Thema von „Pyramid“. Die Dokumentation ist eine der ersten, die sich dem Alltagsleben zur Zeit der Pharaonen widmet.
„The Mummies of Taklamakan“,„Das Gold von Tuva“ und „Das letzte Geheimnis von Pompeji“ begleiten Archäologen über mehrere Jahre bei ihren Forschungen. „The Mummies of Taklamakan“ schildert die Arbeit von 10 Jahren, in welchen mitten in der Wüste von Taklamakan in Innerasien ein französisch-chinesisches Team nach verschütteten Städten gesucht hat. Ähnlich schwierig zu erforschen ist die Mongolei. „Das Gold von Tuva“ schildert die Grabungen vor Ort unter der Leitung des neuen DAI Direktors Prof. Dr. Hermann Parzinger. „Das letzte Geheimnis von Pompeji“ berichtet über die verschütteten Reste der Stadt, die mit neuesten wissenschaftlichen Methoden untersucht werden. Dank der Infrarot-Fotografie gelang es, ein Hotel mit bedeutender Wandmalerei zu entdecken.
Wissenschaftliche Methoden und interdisziplinäre Zusammenarbeit bestimmen auch die folgenden Filme. „Vesuvius – Deadly Fury“ zeigt dabei eine gute Einbindung von Spielszenen und errechneten Bildern, während diverse lokale Interviews und Spezialeffekte „Sagalassos – The Forgotten City“ veranschaulichen. 3D-Grafiken werden bei der „Kaiserpfalz von Ingelheim“ eingesetzt, um antike Gebäude auf eine lebendige Art und Weise zu rekonstruieren.
„Knochenkrieg“ und „The Mystery of the Persian Mummy“ setzen in unserem Festivalprogramm kritische Akzente. „Knochenkrieg“ gibt Einblick in politische Konflikte, die beim Kampf um Grabungslizenzen in Nordostafrika entstehen. Aufschluss über den inzwischen blühenden Schwarzmarkthandel mit gefälschten Mumien gibt „The Mystery of the Persian Mummy“. Mit sozialkritischem Schwerpunkt rücken die Beiträge „The Stuffed African“ und „Der Ellwanger Galgen“ den heutigen Umgang mit Vergangenem ins Zentrum ihrer Arbeit. Der italienische Film „Alburnus Maior“ dokumentiert die drohende Zerstörung des Rosa-Montana-Tales in Rumänien und versucht damit zu dessen Rettung beizutragen. „Quest for the Lost Pharao“ hingegen konzentriert sich mehr auf die aufregende, aber gelegentlich auch enttäuschende Arbeit des Archäologen.
Ein Einzelstück des Festivals zum Thema der Unterwasserarchäologie ist „Corsaire sous la mer“. Das in Saint Malo gefundene Wrack eines Schiffes aus dem 17. Jahrhundert wird archäologisch untersucht und kartografiert. „Ein Schiff für die Götter“ dokumentiert die deutsch-dänischen Streitigkeiten um das Nydam-Boot, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen, als Conrad Engelhardt am 18. August 1863 das in die Eisenzeit zu datierende Boot im dänischen Nydam-Moor barg.
„Mord, Macht und Leidenschaft – Die Ptolemäerinnen“, ein Beitrag aus der Reihe „Königinnen vom Nil“, berichtet über die Macht und Skrupellosigkeit von Frauen in der Vergangenheit. Noch weiter südlich, vor der Küste des Yemens, befindet sich die Insel „Socotra“, auf der inmitten einer bildhaft schönen Landschaft der einzigartige Fund einer hölzernen Schrifttafel gemacht wurde. Geologisch wird es bei der Dokumentation des Meteoriteneinschlags auf Saaremaa, einer Insel in der Ostsee westlich von Tallinn, in dem estnischen Beitrag „Home of the Sun“. Die Geschichte des Volkes Israel steht im Mittelpunkt von „Treading the Paths of Time / A Journey Through the Archaeological Parks of Israel“. So wird der Zuschauer auch in „Butrinti“ (Albanien) mittels historischer Quellen und archäologischer Hinterlassenschaften auf einen Rundgang durch den Park mitgenommen. „Das magische Schwert“, ein Beitrag mit mythologischem Hintergrund, begibt sich auf die Spuren der Schwertschmiedekunst und entdeckt wahre Meister in Japan.
In die Kategorie der Kurzfilme fallen die folgenden vier Beiträge. „Schlitten der Steinzeit“, ein Museumsfilm, stellt eine mögliche Transportform von Megalithen dar. In ähnlicher Form ist „Die Bernsteinperle“, in dem die steinzeitliche Bearbeitung von Bernstein nachgeahmt wird. Beide Filme sind Eigenproduktionen der AG-Film in Kiel für das Archäologische Landesmuseum in Schleswig und gehören zur Kategorie „experimentelle Archäologie“. „Kopfüber“ ist ein liebevoll gestalteter Film über einen Jungen, der 1890 auszog, die Welt auf seine eigene Art zu entdecken. Zu guter Letzt folgt der 1. Teil von „www.betreuteLoecher.de“, in dem der Regisseur die Archäologie mit einem satirischen Ansatz anpackt.
Die Retrospektive ist jedes Jahr wieder ein wichtiger Programmpunkt des Festivals. Dieses Jahr wird „Abu Simbel – Ein Pharao muss wandern“ gezeigt: Ein Film über das groß angelegte Projekt zur Rettung des Abu Simbel Tempels vor der Flutung des Nasserstausees. Das Filmmaterial beginnt mit der Planung von Statikern und Mathematikern, zeigt den Abbau des Tempels und den Wiederaufbau an einer höher gelegenen Stelle. Als zweiter Beitrag zur Retrospektive ist „Fundstücke“ ins Programm aufgenommen worden: Der Entdecker Leo Frobenius gräbt 1926 in Zimbabwe.
In das Programm integriert sind die Vorträge des Symposiums „Die Moorleiche im Gegenlicht: Große Gefühle im Archäologiefilm“.
Die Vorstellungen in der Kieler Stadtgalerie beginnen um 10.00 Uhr, um 15.00 Uhr und 19.30 Uhr. Schüler und Studierende haben zu den Vormittagsveranstaltungen freien Eintritt. Das Festival beginnt am Mittwochnachmittag (21.04.2004) um 16.00 Uhr mit dem griechischen Film „Olympic Games in Antiquity“ und wird abends feierlich eröffnet durch den Direktor des Archäologischen Landesmuseums und Leiter des Archäologischen Landesamtes S.-H., Prof. Dr. Claus von Carnap-Bornheim. Die Preisverleihung durch die Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein, Frau Heide Simonis, mit Vorführung eines Preisträgerfilms findet im Rahmen der letzten Abendvorstellung am Samstag statt. (Andrea Schlickmann, Verena Lentz)