Nordische Filmtage Lübeck 2003

Melancholie des Sex

(Der Bulle, Tyren, DK 2002, 12 Min., 35 mm, Julie Bille)

Ein Bulle beim Besamen, ein Mann beim Betrachten des Hinterns einer Frau. Beides hat mit Sehnsüchten zu tun, auch mit Sex, vor allem aber mit der Melancholie des Sex. Julie Bille schneidet beides gegen, kollisionsmontiert und erzeugt damit ein ebenso düsteres wie trauriges Bild der Schöpfung. Mannes- wie Bullenkraft sind etwas Vergängliches, denn am Ende des Kurzfilms liegt der Bullenzüchter in seinem Blut, zertrampelt von den Hufen des Tiers, das sein Herr in offenbar selbstmörderischer Absicht dazu gereizt hat.

Trieb ist eine Kategorie der Katastrophe, will uns der Film das sagen? Vielleicht nicht das, nur so viel, das Trieb, das unbedingt Lebendige, den Tod schon in sich birgt, mitten im “Cumshot” eines Zuchtbullen.

(jm)

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