November-Highlights im Kieler KoKi

Nouveau Cinéma Français

Wieder bietet das KoKi zusammen mit dem Centre Culturel Français einen Einblick in das aktuelle Filmschaffen unseres Nachbarlandes. Den roten Faden über alle drei Tage spannt ein faszinierendes formales Experiment von Lucas Belvaux, der mit einer Filmtrilogie ein Universum erschließt, in dem die Figuren mal im Zentrum stehen, mal als Nebenfiguren wiederauftauchen und die Handlungsstränge sich überkreuzen. Auch stilistisch hat jede Episode ihre eigene Prägung: „Cavale“ – knallharter, düsterer Thriller. „Un Couple Epatant“ – irrwitzige Komödie. „Après La Vie“ – intimes Melodram. Die drei Filme sind unabhängig voneinander verständlich, aber das richtige Vergnügen stellt sich natürlich erst im Zusammenhang ein.

Weitere Previews: „Papillon“: eine märchenhafte, zu Herzen gehende Komödie um einen knurrigen Alten, der auf einer Nachtwanderung einen besonders schönen Schmetterling jagt. Angeschlossen hat sich ein Mädchen aus der Nachbarschaft, das ihm unbekümmert Löcher in den Bauch fragt. „Choses Secrètes“: zwei Mädchen setzten ihren Sex Appeal ein für den sozialen Aufstieg. Ein gefährliches Spiel. Die Cahiers du Cinéma urteilten: bester Film 2002. Schließlich „A Ma Sœur“ von Catherine Breillat, die zuletzt mit „Romance“ Kontroversen auslöste, ein erwartungsgemäß gänzlich ungewöhnlicher „Teeniefilm“ über die Pubertätswirren zweier Schwestern. Wie bei „Parfait Amour“ (im Nouveau Cinéma 1997) verstört sie mit einem unerwarteten und gewalttätigen Finale.
Fr 21.11. – So 23.11.

Lucas Belvaux‘ Trilogie

Was wird eigentlich aus den Nebenfiguren eines Filmes? Belvaux entwickelt seine comédie humaine in einem faszinierenden formalen Experiment: drei eigenständige Filme, die zur gleichen Zeit und am gleichen Ort spielen (und gleichzeitig gedreht wurden), in denen die gleichen Figuren mal im Zentrum stehen, mal am Rande auftauchen, die drei verschiedene Genres durchspielen: Man kann die Filme einzeln verstehen, aber das richtige Vergnügen stellt sich natürlich erst ein mit der vollständigen Trilogie:

Cavale
(111 Min. OmU. Mit Dominique Blanc, Catherine Frot, Gilbert Melki, Lucas Belvaux)
Nach 15 Jahren im Gefängnis entkommt der Terrorist Bruno und brennt darauf, seinen Kampf wieder aufzunehmen. Aber seine Mitstreiter, sofern sie nicht für die Sache gestorben sind, führen inzwischen ein bürgerliches Leben und haben den Glauben verloren. Und seine engste Komplizin Jeanne, inzwischen Mutter und mit Familie, wird von der Polizei scharf überwacht … Ein knallharter Politthriller in düsteren, stilisierten Bildern.
Fr 21.11., 20.30 – anschließend bitten Centre Culturel Français und KoKi zu fromage, vin und conversation

Un couple épatant
(97 Min. OmU. Mit Dominique Blanc, Catherine Frot, Gilbert Melki, Ornella Muti, François Morel)
Cécile und Alain lieben sich seit 20 Jahren. Die Lehrerin und der Leiter eines erfolgreichen Hightech-Unternehmen bei Grenoble sind ein Traumpaar. Bis der etwas paranoide und hypochondrische Alain glaubt, bald sterben zu müssen. Weil er sein Geheimnis für sich behält, wird Cécile misstrauisch und bittet einen befreundeten Polizisten, ihn zu beobachten. Hat er etwa eine Geliebte? Alain bemerkt den Verfolger, sein Verfolgungswahn wächst … Belvaux entführt uns „ins farbenprächtige Szenario einer irrwitzigen Komödie“.
Sa 22.11., 20.30

Après la vie
(134 Min. OmU. Mit Dominique Blanc, Gilbert Melki, Lucas Belvaux)
Pascal Manise ist ein korrupter Polizist: Vielleicht nicht freiwillig, aber seine Frau ist drogenabhängig, und um ihr ein unauffälliges Leben zu ermöglichen, hat er sich mit dem lokalen „Paten“ geeinigt: er bekommt Drogen und drückt dafür bei Ermittlungen ein Auge zu. Die Situation spitzt sich zu, als er einer Bekannten hilft, ihren Ehemann zu überwachen, und gleichzeitig mit der Fahndung nach einem gefährlichen Terroristen beauftragt wird … Ein mit vielen Nahaufnahmen intim fotografiertes Melodram.
So 23.11., 20.30

Le Papillon / Der Schmetterling
(Philippe Muyl. Frankreich 2002. 83 Min. Mit Michel Serrault, Claire Bouanich)
Julien ist ein großer Schmetterlingssammler. Eines Tages bricht er auf, um eine Isabelle zu suchen – einen herrlichen Nachtfalter, so schön wie selten. Er freut sich schon auf eine wunderbare Bergwanderung durch tiefe Wälder. Aber Julien hat die Rechnung ohne Elsa gemacht, das achtjährige Nachbarmädchen, um das sich die Mutter kaum kümmert. Elsa hat beschlossen, die Reise heimlich mitzumachen. Selbstverständlich würde Julien seinen blinden Passagier gern auf der Stelle wieder loswerden. Aber bei Elsas Mutter geht niemand ans Telefon. Also machen sie sich auf den Weg, über Stock und Stein, der knurrige alte Sonderling und Elsa, die ihm unbekümmert Löcher in den Bauch frägt – immer auf der Suche nach der geheimnisvollen Isabelle … Eine märchenhafte Komödie, ein romantisches Abenteuer, das zu Herzen geht!
Sa 22.11., 18.30

Choses Secretes / Heimliche Spiele
(J.-C. Brisseau. F 2002. 115 Min. OmU. Mit Sabrina Seyvecou, Coralie Revel)
Sandrine und Nathalie jobben in einer Bar. Die beiden Frauen freunden sich an und begreifen, dass ihre Körper machtvolle Waffen sein können. Bewusst und skrupellos setzen sie ihre Erotik ein, um sozial aufzusteigen. Erst als Christophe, der Sohn eines Bankdirektors, auf der Bildfläche erscheint, wird ihr Spiel gefährlich… Die einflussreichen Cahiers du Cinéma erkoren die erotische Fabel um Sex und Macht zum besten Film des Jahres 2002.
So 23.11., 18.30

A ma sœur / Meine Schwester
(Catherine Breillat. F/It. 2001. 95 Min. OmU. Mit Anäis Reboux, Roxane Mesquida)
Dicke Schwester, schlanke Schwester. Die Geschichte von der 13jährigen Anäis, die sich Bewunderer erträumt, und der zwei Jahre älteren Elena, die erfolgreicher erste sexuelle Erfahrungen sammelt, entwickelt sich bei einer Regisseurin wie Catherine Breillat nicht zum Märchen vom häßlichen Entlein, das zum schönen Schwan wird. Anäis ist eigensinnig und robust und fordert nicht zum Mitleid heraus. Und wenn sie mit ihrer Schwester diskutiert, ob das erste Mal mit oder ohne Liebe besser sei, wenn sie sich im Bett nebenan schlafend stellt, während Elena mit einem Freund zur Sache kommt – hier wird ganz anders als in den berüchtigten Teenie-Komödien von den Erschütterungen erzählt, die zur Pubertät gehören. „Ich zeige sexuelle Probleme, keinen Sex“, sagt eine Figur und spricht damit wohl für die Filmemacherin, die uns wie in „Parfait Amour“, (im Nouveau Cinéma Français 1997) mit einem unerwarteten und verstörend gewalttätigen Ende konfrontiert.
Sa 22.11., 22.30

Deutscher Kurzfilmpreis unterwegs

Am 10. November verleiht Kulturstaatsministerin Dr. Christina Weiss in Berlin die Deutschen Kurzfilmpreise 2003 in Gold in den Kategorien „Spielfilm“, „Animationsfilm“ und „Dokumentarfilm“. Nach der Verleihung gehen die nominierten und ausgezeichneten Filme auf Deutschlandtournee.
Fr 28.11., 19.00

Film-Kino-Werkstatt mit der Kulturellen Filmförderung S.-H.

Karma Cowboy
(Sonja Heiss, Vanessa van Houten. D 2001. Kamera: Nikolai von Graevenitz)
„Karma Cowboy“ endet mit Sätzen aus Douglas Couplands Roman Generation X: „Die meisten von uns haben nur zwei oder drei wirklich interessante Momente im Leben, der Rest ist Füllmenge. Und am Ende des Lebens hätten die meisten von uns Glück, wenn einige dieser Momente zusammenpassten und zu einer Geschichte würden …“ Die Filmemacherinnen Sonja Heiss und Vanessa van Houten erzählen eine solche Geschichte. Sie lassen den Ich-Erzähler auf der Suche nach seinem Jugendfreund Jerry Davis quer durch die USA von Detroit nach Las Vegas reisen. Er begegnet Jerrys Freunden, Verwandten und Geliebten. Aus den Geschichten, die sie über Jerry erzählen, entsteht ein Bild von jener Seite des American Dream, auf der sich Randexistenzen mit trostlosen Jobs durchs Leben schlagen, während sie darauf hoffen, berühmt zu werden wie Elvis oder Madonna, oder sich vor Außerirdischen fürchten – zu Gast: Sonja Heiss, Nikolai von Graevenitz.
Mo 17.11., 20.30

Geschichte und Ästhetik der Wochenschau

(mit Institut für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Medien)

Filmische Berichterstattung ist beinahe so alt wie der Film selbst. Schon bald nach Beginn des 20. Jahrhunderts bilden sich die Formen aus, die späterhin den Standard der Wochenschau prägen: mehrere kurze Berichte aus verschiedendsten Themengebieten, die zu 15minütigen Programmen kombiniert und bis zu 2mal wöchentlich an die Kinos ausgeliefert wurden. Hierzulande war die Zentrale der Deutschen Wochenschau GmbH in Hamburg-Rahlstedt. Von 1951 bis 1974 hat sie die Kinos wöchentlich u.a. mit der „Neuen Deutschen Wochenschau“ und der „UFA Wochenschau“ beliefert. Jürgen Voigt, Jahrgang 1926, Dozent für den wissenschaftlichen Dokumentarfilm und Medienkultur an den Universitäten Bochum, Bonn und Hamburg, hat selbst lange bei der Filmproduktion Multimedia in Rahlstedt gearbeitet und die Produktion und Redaktion von Wochenschauen kennengelernt. An Hand ausgewählter Beispiele aus den Wochenschauen der Weimarer Zeit, der NS-Zeit, der Bundesrepublik und der DDR berichtet er über die Arbeit der Wochenschau-Redaktionen, der Kameramänner und Redakteure vor Ort und zeigt, wie in den ersten Jahrzehnten vor und nach dem 2. Weltkrieg die Bevölkerung durch die Kinos mit Nachrichten und Bildern aus aller Welt unterhalten, informiert und propagandistisch beeinflusst wurde.
Di 4.11., 20.30

Kieler Jazz Herbst

Zum Kieler Jazz Herbst (1.11. bis 6.12.) bietet das KoKi ein attraktives Doppelfeature aus Kino und Live-Musik mit dem Stefan v. Dobrzynski-Quintett.

Bird
(Clint Eastwood. USA 1987. 160 Min. OmU. Mit Forrest Whitaker, Sam Wright)
Szenen aus dem Leben des Jazz-Saxophonisten Charlie „Bird“ Parker, der als musikalischer Erneuerer und schöpferisches Genie des Bebop schon zu Lebzeiten zur Legende wurde.

Anschließend spielt Stefan von Dobrzynski mit seinem Quintett.
Do 13.11., 19.00 (Saal im Erdgeschoss der Pumpe)

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