Kulturelle Filmförderung unterstützt elf Projekte mit 81.837 Euro

Das Fördergremium der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein hat für das zweite Halbjahr 2003 Filmfördermittel in Höhe von insgesamt 81.837,73 Euro vergeben. Die Mittel wurden vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur und der Unabhängigen Landesanstalt für Rundfunk und neue Medien (ULR) bereitgestellt. Das dreiköpfige Fördergremium mit Antje Ehmann (Filmwissenschaftlerin und Kuratorin aus Berlin), Elsbeth Arlt (Freie Künstlerin aus Flensburg) und Arne Sommer (Drehbuchautor aus Hamburg) hat aus insgesamt 31 Anträgen elf Projekte aus den Bereichen Produktion, Produktionsvorbereitung und Vertrieb zur Förderung ausgewählt. Das teilten das Kultusministerium, die ULR und die Kulturelle Filmförderung Schleswig-Holstein, am 9. September 2003 in Kiel mit.

„Nach dem erfolgreichen ersten Halbjahr, in dem zwölf in Schleswig-Holstein geförderte Filme auf nationalen und internationalen Festivals vertreten waren, liegt der Schwerpunkt für das zweite Halbjahr nunmehr auf dem Produktionssektor. Mit fast 20.000 EUR ist dabei der Experimentalfilm von Kai Zimmer das höchstgeförderte Einzelprojekt – Anerkennung und Ansporn für ein couragiertes Filmkunstwerk, das sich jenseits des Mainstreams zu behaupten hat. Das filmkünstlerische Niveau, das die kulturelle Filmförderung in diesem Lande entwickelt hat, wird sie auch mit dieser Auswahl wieder zu einem gefragten Partner bei anderen Förderungen und Festivals machen“, sagte die Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, Ute Erdsiek-Rave.

Der Direktor der ULR, Gernot Schumann, erklärte: „Ich freue mich, dass die ULR erneut nennenswerte Förderungsmittel für die Kulturelle Filmförderung in Schleswig-Holstein zur Verfügung stellen konnte. Die lebendige und hochwertige Filmkultur in Schleswig-Holstein kann sich sehen lassen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten brauchen die Filmschaffenden im Land unsere aktive Unterstützung. Das muss uns die Filmkultur ‚made in Schleswig-Holstein‘ wert sein.“

„Die zur Förderung vorgeschlagenen Projekte zeigen deutlich, dass der Dokumentarfilm eine feste Größe im landesweiten Medienschaffen ist. Das liegt nicht allein an den im Vergleich zum Spielfilm geringeren Budgets. Der intensive Blick aufs Detail, die Neugier am Menschen und die Vielfalt landesspezifischer Themen von der friesischen Sprache bis zur aktuellen Auswanderungsproblematik verschaffen der über Jahre im Land entwickelten Filmkultur auch bundesweit und international Beachtung und Erfolg. Die Zahl der Festival- und Fernseheinsätze für schleswig-holsteinische Produktionen bestätigt das“, sagte Adolf Bollmann, 1. Vorsitzender der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein.

Die geförderten Projekte im einzelnen:

1. Produktionsvorbereitung/Recherche

„Sölring – Ein Friesenfilm“
Buch, Regie: Anne Goltz, Hamburg
Fördersumme: 1.947,73 Euro
Die Autorin plant einen Dokumentarfilm über friesisch sprechende Sylter, deren Tradition vom Aussterben bedroht zu sein scheint. Die syltfriesische Mundart „Sölring“ wird noch von rund 800 Insulanern gesprochen – vor 25 Jahren waren es noch doppelt so viele. Warum werden es immer weniger?

„Sprung übers Herz“
Buch und Regie: Ernestine Kahn, Berlin
Fördersumme: 9.047,00 Euro
Der Film wird das Leben von Emil Bernhard Cohn zeigen. Er war Deutscher, Rabbiner, Dichter und Dramatiker, ein streitbarer Intellektueller, ein temperamentvoller Redner, ein Moralist. Er emigrierte 1940 in die USA und starb 1948. Die Gespräche mit seinen Kindern und Enkeln in den USA, die Spurensuche in Deutschland, seine Sehnsucht nach einem Staate Israel wird wieder einmal die Fragen nach Identität und Heimat aufwerfen und vielleicht Ansätze neuer Antworten erahnen lassen.

„Willkommen Zuhause?“
Karen Kubbutat, Kiel
Fördersumme: 3.000,00 Euro
Wohin wachsen die Dichter und Denker nach? Junge Wissenschaftler, Techniker, Ärzte und sogar Pastoren finden im Ausland ein berufliches Zuhause, das ihre Heimat Deutschland ihnen nicht geboten hat. Sie erzählen von Einwanderungsbehörden, neuer Grammatik, kulturellen Eigenheiten, erfüllten und enttäuschten Erwartungen, Plänen, Gutenachtliedern …

2. Produktionsförderung

„Russenbräute“
Dokumentation (Digitalvideo)
Buch, Regie: Eugenia Loguinova-Hühnemörder, Kiel
Fördersumme: 4.400,00 Euro
Russische Frauen, in Kiel Zuhause. „Russenbräute“ zeigt verschiedene weibliche Charaktere: Alesjas Schönheit und Lebenslust, Katjas Optimismus und Charisma. Tamaras Streben und Pragmatismus. Ein halbes Jahr ist die Autorin unterwegs, um dabei zu sein. Ihre subjektive Kamera begleitet die Frauen im Alltag, verbindet sie mit Zuschauern, beobachtet ohne Zensur und Bewertung, hört zu, genießt das Kennenlernen, beantwortet Fragen und stellt neue dazu.

„Die letzte Schicht“
Dokumentarfilm
Buch, Regie: Christoph Corves, Kiel
Fördersumme: 11.000,00 Euro
„Die letzte Schicht“ ist ein Dokumentarfilm über den Konflikt zwischen Landwirten, Mitarbeitern und der Nordzucker Konzernzentrale um die Schließung der Zuckerfabrik in Schleswig. Zwingen der Weltmarkt und die Welthandelsorganisation WTO Nordzucker zur Werksschließung oder versucht der Konzern seine Gewinne auf Kosten von Landwirten und Mitarbeitern zu maximieren? „Die letzte Schicht“ analysiert in exemplarischer Weise wie die Liberalisierung des Welthandels mit Nahrungsmitteln sich auf lokaler Ebene auswirkt.

„Æ smutsten – Ringe im Wasser“
Dokumentarfilm
Buch: Maiken Dethlefsen
Fördersumme: 5000,00 Euro
Wer war Niko Wöhlk – dieser Maler Nordschleswigs – Wandervogel und Lebenskünstler – geliebt und umstritten – hinterließ er vielleicht deshalb so viele „Ringe im Wasser“? „Æ smutsten“ ist aber auch ein persönlicher Film auf der Suche nach den geistigen Wurzeln der Autorin.

„Blaue Blumen“
Experimentalfilm
Buch und Regie: Kai Zimmer
Fördersumme: 19.000,00 Euro
Angelehnt an den Roman „Heinrich von Ofterdingen“ von Novalis wird der Begriff der Romantik in der heutigen Zeit untersucht. Inszenierte Szenen werden mit gefundenem Material kombiniert. Das Ergebnis wird ein ca. 20-minütiger Experimentalfilm sein.

„School tour“
Dokumentarfilm
Kerstin Isenbeck, Abbildungszentrum Hamburg
Fördersumme: 10.000,00 Euro
Popkultur ist nicht Oberfläche, Spaß und Unterhaltung, sondern auch Geschichte subkultureller Abgrenzung und mikropolitischer Prozesse. Der Film begleitet und porträtiert zwei SchülerInnen aus Schenefeld in Schleswig-Holstein, die im Rahmen der Schooltour-Projektwoche mit Profimusikern ihre eigenen Musikstücke entwickeln und auf die Bühne bringen und einen Einblick in das Lebensgefühl ihrer Generation vermitteln.

„Trissel für J.K.D.“
Dokumentarfilm
Buch und Regie: Katrin Eißing
Fördersumme: 15.000,00 Euro
Die Obdachlosen-Theatergruppe des Vereins „Unter Druck, Kultur von der Straße“ entwickelt und probt „Hamlet-Variationen“. Tsehaij ist der Darsteller des Hamlet, Jürgen-Klaus-Otto spielt den Geist. Sie verbringen gemeinsam die Tage und Nächte bis zur nächsten Probe auf der Straße.

3. Präsentation/Vertrieb

„Jetzt fahren wir übern See“
Buch, Regie: Antje Hubert, Kiel
Fördersumme: 3.600,00 Euro
Der geförderte Dokumentarfilm zeigt das Leben dreier Frauen, die behindert und Mütter sind. Mit den jetzt bewilligten Mitteln sollen u.a. Faltblätter erstellt, eine englisch untertitelte Version hergestellt sowie verschiedene Veranstaltungen geplant und durchgeführt werden.

„Meier, Fuchs und Loeffelbein“
Buch, Regie: Ulrich Bähr, Kiel
Fördersumme: 4.390,00 Euro
Ein Generationenportrait dreier Männer, geboren 1968, Zivildienst, Studium der Germanistik in Kiel, dann Berufseinstieg: Journalismus. Im Boulevard, bei der taz, in der Provinz. Beobachtet von 1999 bis 2002, vom Boom in die Krise. Mit den jetzt bewilligten Mitteln sollen u.a. zweisprachige Faltblätter erstellt, eine englisch untertitelte Version hergestellt sowie an verschiedenen Festivals teilgenommen werden.

Weitere Informationen sowie Vergaberichtlinien und Antragsformulare können angefordert werden bei der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein, Haßstr. 22, 24103 Kiel, Tel.: 0431/551439, filmwerkstattsh@t-online.de. Sie können auch im Internet als PDF-Datei herunter geladen werden unter: www.infomedia-sh.de/medien/filmfoerderung_sh.html.

Der nächste Einreichtermin zur Filmförderung ist der 15. Januar 2004.

(Pressemitteilung der Kulturellen Filmförderung S.-H. e.V.)

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