7. Filmfest Schleswig-Holstein – Augenweide

Märchenhaftes in digitalem Hochglanz

„Rosamond“ (D 2003, Jana Marsik)

Wohl bei keinem anderen beim Filmfest Augenweide gezeigten Film gingen die Publikumsmeinungen so auseinander wie bei Jana Marsiks „Rosamond“. Für die einen übertünchten gestochen scharfe Digitalbilder – der Film wurde komplett digital in High Definition (HD) produziert, ein Novum in der schleswig-holsteinischen Filmszene – eine nur mäßige Märchenhandlung, während andere Jana Marsiks und Kameramann Christoph Lerchs Gespür für poetisch ausgeleuchtete Stimmungsbilder mit opulenter Farbchoreografie lobten.

Womöglich ist die äußerliche Handlung von „Rosamond“ aber gar nicht das Entscheidende dieses lyrischen Films. Viktor (Konstantin Prochorowski) träumt von einer Karriere als Geiger und von der Rückkehr in seine Heimatstadt St. Petersburg. Rosa (Lina Rabea Mohr) entflieht im seltsam antiquiert anmutenden Hippie-Outfit dem wohlhabenden Elternhaus. Als Straßenmusiker in Lübecker Szenerie treffen beide aufeinander und schließen Freundschaft. Zwei Aussteiger, halb freiwillig, halb unfreiwillig, erträumen die bessere Welt im Märchenhaften dümpelnder Kähne. Doch die legen ebensowenig ab wie Viktors Geld für eine Passage nach St. Petersburg reicht. Aber den beiden bleibt die Fähigkeit zu träumen und damit haben sie manchem „Realo“ einiges voraus …

Zauberhafte Lichtregie (Szene von den Dreharbeiten)

Die Qualität der Bilder ist beeindruckend, nicht nur von der Mise en scene her, sondern vor allem technisch brillant. Und doch hat das voll digitalisierte Filmbild in all seiner Präzision der Lichtführung etwas Kühles, Distanziertes. Ob das Stilmittel ist, um das säuselnde Märchen zu ironisieren, oder blinde Faszination an einer neuen Kinotechnik und ihren – im Wortsinne – fabelhaften Möglichkeiten, bleibt jedoch unentschieden. (Gudrun Lübker-Suhre)

„Rosamond“, D 2003, 35mm (digital), 18 Min., Buch, Regie: Jana Marsik, Kamera: Christoph Lerch, Schnitt: Heidrun Schweitzer, Produktion: Blökfilm, Koppfilm, Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf, Darsteller: Lina Rabea Mohr, Konstantin Prochorowski u.a., gefördert von MSH Gesellschaft zur Förderung audiovisueller Werke in Schleswig-Holstein mbH und Kultureller Filmförderung Schleswig-Holstein e.V.

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