7. Filmfest Schleswig-Holstein – Augenweide

Dokumentiert:

Augenweide-Preise – Jury-Begründungen

Dokumentarfilmpreis: „Jetzt fahr’n wir über’n See“ von Antje Hubert

Mit großem Einfühlungsvermögen widmet sich die Filmdokumentation drei geistig behinderten Frauen, die mit ihren kleinen Kindern im Waldhof in Kiel-Elmschenhagen leben. Die einzelnen Lebensgeschichten entfalten sich in locker gegliederten Abschnitten und paralleler Montage aus den Selbstdarstellungen der Frauen.

Den Filmemacherinnen gelingt es, durch menschlich wie künstlerisch sensibles Vorgehen eine eindrucksvolle Nähe zu den Protagonistinnen herzustellen. Dadurch vermittelt sich dem Betrachter eine humanitäre Erfahrung von zugleich schwieriger und glückender Mutter-Kind-Beziehung, die in der „normalen“ Gesellschaft kaum wahrgenommen würde. Antje Huberts Film zeigt uns, dass das Leben selbst die anrührendsten und wahrhaftigsten Filmgeschichten zu erzählen vermag.

Mehrere gleichermaßen anspruchsvolle und künstlerisch gelungene Dokumentarfilmen galt es zu beurteilen. Ausdrücklich lobend erwahnen möchte die Jury „Tot in Lübeck“ (von Charlotte Marsau und Katharina Geinitz).

Kurzfilmpreis: „Die Katze von Altona“ von Wolfgang Dinslage

Der Kurzspielfilm „Die Katze von Altona“ verdichtet die seelischen Nöte und traumatisierenden Schocks eines jungen Heranwachsenden in der männlich dominierten Welt des Fussballs, der er nicht gerecht werden kann, zu einem überzeugenden Entwurf der Selbstfindung und Individualisierung.

Wolfgang Dinslage setzt das dramaturgische Konzept formal und ästhetisch sensibel und konsequent um; eine besondere Erwähnung verdient die hervorragende schauspielerische Leistung von „Rudi“ (Jona Mues). Personenführung und -charakterisierung überzeugen gleichermaßen.

Insgesamt eine formgerechte Neu-Interpretation der Ängste des Tormannes beim Elfmeter, der auf der Suche nach einer selbstbestimmten Identität zwischen den Geschlechterrollen und deren Typisierung changiert.

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