„Schatten über Afrikas Kindern“
Dokumentarfilm über AIDS in Südafrika
Im fachbereichsübergreifenden Studiengang Multimedia Production an der Fachhochschule Kiel wird erstmalig ein Dokumentarfilm als Abschlussarbeit produziert. Thema: AIDS/HIV in Südafrika, mit dem Fokus auf Frauen und Kindern. Arbeitstitel: „Schatten über Afrikas Kindern“, Realisation: Inga Hehnen, Cornelia Helms und Julia Sehmsdorf (Kamera und Schnitt). Produktionstechnisch wird das Projekt von der P.K.H.-Film unterstützt und von Peter K. Hertling gestalterisch und inhaltlich betreut. Gedreht wurde mit dem Equipment des Studiengangs Multimedia und der AWGD Hamburg, postproduziert wird in der Filmwerkstatt S.-H. in Kiel.
Prof. Dr. Ingelore Welpe, Direktorin des Instituts für Frauenforschung und Gender-Studien an der Fachhochschule Kiel, regte dieses Projekt an, stellte einen Teil der finanziellen Mittel zur Verfügung und begleitete das Filmteam in Südafrika. Den Kontakten von Frau Prof. Welpe ist es zu verdanken, dass die jungen Filmemacherinnen Zugang bekamen zu Menschen und Situationen, die sich dem geschäftsmäßigen Fernsehjournalismus verschließen. Die drei jungen Frauen gehen in ihrem Film nicht den gewohnten stringenten Weg von der Impression über die Information zur Interpretation, sie geben den Betroffenen und Beteiligten Gesicht und Stimme. Sie geben der Realität Zeit und Raum sich selbst darzustellen. Ihre Sicht- und Erzählweise lassen den Zuschauer das Leid, die Ohnmacht aber auch den Kampf der alten und jungen Frauen spüren, weitab von „unserer“ nüchternen Betrachtungsweise des Problems AIDS.
Die Dokumentation hat das Fernsehformat von 45 Minuten. In der Endfassung wird es je eine englische und eine deutsche Fassung geben. Die schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis hat die Schirmherrschaft übernommen. Einen Eindruck über die Dreharbeiten gibt die kurze Schilderung von Inga Hehnen:
„Ungefähr 10 Stunden Flug lagen hinter uns. Da waren wir nun, in Südafrika. Schon seit Monaten hatten wir uns auf unsere Arbeit vor Ort vorbereitet. Wir hatten Bücher und Zeitungsartikel zum Thema AIDS in Südafrika gelesen, hatten im Internet recherchiert, hatten alle möglichen Informationen durchgearbeitet. Doch das waren alles nur nüchterne Fakten und abstrakte Zahlen. Plötzlich waren wir mitten drin in der AIDS-Problematik. Fakten und Zahlen bekamen Gesichter und hinter ihnen verbargen sich Geschichten.
Da gab es den kleinen Joseph im Tumelong Waisenhaus in Winterveldt kurz vor den Toren von Pretoria. Ein AIDS-Waise, der bei seiner Geburt mit HIV infiziert wurde. Da gab es Gladys, Mitarbeiterin des Tumelong Waisenhauses, engagierte Kämpferin gegen AIDS, Fels in der Brandung. Von ihrer Stärke und ihrer Kraft waren wir sofort beeindruckt. Sie ist eine Frau, die durch ihren Mut und ihre Taten überzeugt. Ein Mensch mit Charisma, der AIDS den Kampf angesagt hat. Da gab es Joyce, deren Tochter an AIDS verstorben ist. Sie hinterließ zwei Enkelsöhne, Armut, Ratlosigkeit und Überforderung. Da gab es Francinah im Tumelong Hospiz in Winterveldt. Eine junge Frau, die nur noch wenige Wochen zu Leben hatte. Doch ihre Stärke beeindruckte uns. Obwohl AIDS in Südafrika ein Tabuthema ist, nahm sie all ihre Kraft zusammen und sprach mit uns über ihre Geschichte.
Gladys Nqoko und Inga Hehnen
Cornelia Helms
Julia Sehmsdorf
Es waren Menschen wie diese, die uns das Trauma, das mit AIDS verbunden ist, deutlich machten. Durch ihre Offenheit bekamen wir Einblicke in das Leben und die Kultur von Südafrika – außerhalb der reichen Großstädte. Besonders eindrucksvoll ist uns die Drehzeit in Keerom, einem kleinen Dorf in der Provinz Mpumalanga, im Gedächtnis geblieben. Denn dort lebten wir fünf Tage lang mit den Einheimischen zusammen. Für unsere Arbeit bedeutete das: Akkus immer rechtzeitig laden, die Kamera vor Sonne und Staub schützen, eine manchmal unerträgliche Hitze aushalten, übernachten in Hütten und kein fließend Wasser zu haben. Außerdem sind die Menschen in Keerom sehr traditionell eingestellt, d.h. die Männer haben das Sagen. Von daher mussten alle Dreharbeiten immer mit dem traditionellen Führer der Gemeinschaft, dem Chief, abgesprochen werden. Manchmal war das nicht so einfach, schließlich lag der Fokus unserer Dokumentation auf Frauen und eher nebensächlich auf Männern.“
Julia Sehmsdorf und Cornelia Helms beim Schnitt