The Making of a Script
Adaptation (Spike Jonze, USA 2002)
Hollywood bespiegelt sich selbst, ironisch, doppelbödig, immer und immer wieder eine Schleife drehend. Wir kennen das, doch „Adaptation“ geht noch einen Schritt weiter: Der Drehbuchautor Charlie Kaufman („Being John Malkovich“), realer Autor von „Adaptation“, kommt darin nicht nur als Zwillingspaar vor, als Charlie der Loser und Donald der Millionen-Dollar-Erfolgsschreiber (Nicolas Cage). Nein, der ganze Film handelt von der Entstehung seines eigenen Drehbuchs.
Absurde Situationen der Selbstbezüglichkeit sind dadurch vorprogrammiert. So hören wir Charlies Script im Off, wie es „die Metapher eines gebrochenen Spiegels“ in der Regieanweisung vorgibt, und sehen diesen Trick sofort Eins zu Eins auf der Leinwand umgesetzt, wenn Charlie und Donald sich durch eben diesen Doppelspiegel ansehen. Das Drehbuch „on screen“ gibt dem Zuschauer zudem Hinweise über die Verflechtung der drei Ebenen: 1. Die Entstehung des Drehbuchs inklusive der Qualen, die jeder Drehbuchschreiber dabei erleidet. 2. Die Entstehung der Romanvorlage für das Drehbuch, wo die Autorin Susan Orlean (Meryl Streep) für ihr Buch recheriert und sich in den Orchideenräuber John Laroche (Chris Cooper) verliebt. 3. Die Handlung des in der Fiktion zu verfilmenden Romans von Orlean.
Der doppelte Kaufman (Nicolas Cage)
Alles klar…? Virtuos springt Drehbuchautor Kaufman als realer Autor wie als (verdoppelte) Filmfigur zwischen diesen Ebenen hin und her und sorgt für manch‘ witzige Szene in der auf die Spitze getriebenen Verwechselbarkeit von so genannter Realität und so genannter Fiktion.
„Schreiben ist eine Reise in das Unbekannte“, lässt Kaufman sich selbst im Film sagen. Wie Woody Allen stolpert er dabei durch die Selbstinszenierung, der Regisseur Spike Jonze allenfalls sekundiert, wenn er nicht sogar zur Marionette des allgewaltig inszenierten Erzählers wird. Und genau das ist die Schwäche der Adaption des Realen an die Filmwelt: Das überintelligent ausgedachte Setting verfängt sich in den eigens ausgelegten Stricken, geht sich oft selbst in die Falle. „Mit einem gut geschriebenen Ende kann man manchen vorherigen Fehler ausbügeln“, legt Kaufman-real dem erfundenen Drehbuchpapst McKee (Brian Cox) in den Mund, als dieser Kaufman-virtuell berät. Genau das aber gelingt Kaufman auf der Leinwand nicht. Am Ende schnappen Alligatoren nach Protagonisten, splattern Schüsse und verunglücken Autos in einem Wirrwar, aus dem kaum noch jemand schlau wird, der nicht im Film, sondern vor der Leinwand sitzt. Dass Kaufman-virtuell daraus als Sieger über den eigenen verkorksten Stoff hervorgeht, mag man nicht mehr glauben. Da können auch die schauspielerischen Leistungen von Streep, Cooper und Cage nicht mehr helfen: das Experiment mit den verschachtelten Ebenen ist misslungen, weil es zu deutlich ein Experiment ist. (Gudrun Lübker-Suhre)