Neuer Film der AG-Film der CAU in Produktion

Mit Fördermitteln der Kulturellen Filmförderung S.-H. dokumentiert die AG Film der CAU unter der Regie von Kurt Denzer seit letztem Sommer die Reetgewinnung und -verarbeitung im Delver Koog, wo seit Jahrhunderten die alte Kulturpflanze angebaut wird.

Die Gemeinde Delve, seit 1281 in einem Vertrag mit der Stadt Hamburg urkundlich erwähnt, liegt mit ihren heute 730 Einwohnern im oberen Eidertal inmitten der Flusslandschaft Eider – Treene – Sorge. Diese Lage hat das Gemeinwesen seit Jahrhunderten geprägt. Mit der Eröffnung des Eiderkanals, der ersten direkten Verbindung zwischen Nord- und Ostsee im Jahre 1784, gewinnt Delve an Bedeutung als Schiffshandelsort.

Das Reet, das dort seit dem Mittelalter angebaut wurde, war wichtiges Handelsprodukt und brachte wegen seiner guten Qualität guten Gewinn. 62% der Häuser in Delve waren bis 1952 mit Reet gedeckt, heute sind es immerhin noch 14%. Mitte der 50er Jahre kam das billigere Eternit auf den Markt und in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts haben die Produkte aus Ungarn und Polen mit ihren niedrigen Preisen den Markt für das heimische Produkt zerstört, so dass nur noch zwei Familien Reet kultivieren. Wegen seiner besseren Qualität wird es gern von denen verwendet, die es sich leisten können und noch heimische Ware bevorzugen. Dennoch ist die Beziehung zum Reet bei den Einwohnern Delves nie ganz abgerissen. Es werden die älteren reetgedeckten Häuser mit Material aus dem restlichen Delver-Anbau ausgebessert und auch neue mit eigenem Reet eingedeckt. Seitdem die Versicherung für reetgedeckte Häuser nicht mehr sieben mal so teuer ist wie die mit anderer Bedachung, sondern nur noch doppelt so hoch, wird wegen der vielen anderen Vorteile des „Dacks“ aus Delve wieder die traditionelle Deckung gewählt. In Verbindung mit den anderen am Rande der Anbaufläche wachsenden Gräser wird Reet auch als gern genommenes Futter für die Elefanten in Hagenbecks Tierpark verwendet und der Naturschutzbund belässt das vorjährige Reet im Schutzgebiet als Rückzugsraum für die vom Aussterben bedrohte Rohrdommel.

Ingo Wiechmann aus Delve ist gleichsam der Dorfchronist, der die meisten der bislang erschienenen Artikel in Heimatblättern zum Thema „Dack ut Delv“ und der Geschichte des Ortes verfasst hat. Er ist nicht nur der beste Informant der Filmemacher, er wird auch – zusammen mit anderen Einwohnern seiner Gemeinde – die nötigen Hinweise im Film geben, so dass in dem Film auf einen Off-Kommentar verzichtet wird und die Bewohner ihr Tun selbst erklären. Dabei zeigt es sich, dass diese Leute keineswegs dem Klischeebild eines wortkargen Dithmarscher Bauern entsprechen. Die Filmemacher haben sie bei den bisherigen Aufnahmen als ausgesprochen redselige, kommunikationsfreudige moderne Menschen erlebt, die sich in Gegenwart der Kamera lebhaft in ihrer Mundart unterhalten und sich zwischendurch übergangslos an die Filmemacher auf Hochdeutsch wenden.

(nach den Produktionsmitteilungen der AG Film zum Delve-Projekt)

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