Kulturelle Filmförderung in der (Finanz-) Krise

Kulturelle Filmförderung tut Not!

Über zwanzig Jahre selbstverwaltete kulturelle Filmförderung in Deutschland, über zwanzig Jahre Nachwuchsförderung, Publikums- und Festivalerfolge, über zwanzig Jahre kreative künstlerisch-handwerkliche Förderung von Film- und Medienwirtschaft in Strukturen, Inhalten und Produkten legen Zeugnis ab für obige Behauptung.

Auch der im Juli 2002 von Staatsminister Nida-Rümelin veröffentliche Zwischenbericht zur Umsetzung des filmpolitischen Konzepts folgt dieser Einschätzung der Kulturellen Filmförderungen aus unterschiedlichen Perspektiven und leitet nahe liegende Schlussfolgerungen ab.

Was macht also die Kulturelle Filmförderung so einzig und unverzichtbar neben den Fernseh- und Wirtschaftsförderungen. Schauen wir uns die deutschen Beiträge bei der Berlinale und bei international renommierten Festivals an, so sind dort in hohem Maße Filme von Absolventen und Absolventinnen von Filmhochschulen und Nachwuchsregisseuren zu finden. Diese Talente werden auf dem Weg in die Professionalität in erheblichem Umfang von den Kulturellen Förderungen nicht nur finanziell unterstützt sondern ebenso intensiv beraten und betreut. Sie werden auf einem Eingangsniveau abgeholt, wo aus rein wirtschaftlichen Überlegungen große Förderungen selten aktiv werden oder den Zugang haben.

Ihnen wird, auch in Zusammenarbeit der Förderungen, der nötige Freiraum gewährt Neues zu erproben, Altes weiter zu entwickeln und unter wirtschaftlichen Aspekten aber ohne primäre Verwertungsbindung ihr Produkt für Ihr Publikum zu realisieren. Allerdings ist mit der O-Kopie oder der Fernsehausstrahlung die Aufgabe der Förderungen nicht erschöpft. Vertriebsförderungen, Tourneeprogramme, Seminare und Festivals runden die Arbeit ab und pflegen das Labor, die Werkstatt, die dann auch “Zulieferer” für europäische oder internationale Großprojekte sind. Dass zwischen den Förderungen in Zielsetzung, Verfahren und Handling Unterschiede wirksam sind ist verständlich, sie schließen aber bei wünschenswerter kooperativer Grundhaltung Zusammenarbeit, Effizienz und Erfolg nicht aus.

Auch die Kulturelle Filmförderung Schleswig-Holstein, als Winzling unter den Förderungen, kann eine Vielzahl an Beispielen aus den letzten 13 Jahren nennen. Mit Prädikaten, Festivalpreisen und Nominierungen zum Bundesfilmpreis seien stellvertretend Lars Büchel, Antje Hubert, Christoph Corves, Lena Jana Krajewski und in nachbarlicher Zusammenarbeit Janek Rieke, Fatih Akin, Claudia Willke genannt.

Kulturelle Filmförderung in Not!

Trotz dieser offensichtlichen Erfolge der langjährigen Basisarbeit ist das Modell Kulturelle Filmförderung allerorten bedroht. Das hier an anderer Stelle vorgestellte Filmbüro NW ist nur ein Beispiel für eine auch in Dänemark, Schleswig-Holstein und bundesweit festzustellende medienwirtschaftlich Kurzsichtigkeit, die sich aus der allgemeinen Finanznot von Kommunen und Ländern ableitet. Nicht eine neue Konzeption steht hinter solchen Verzweiflungstaten, der Staatsminister plädiert ja gerade für die kulturelle Konzeption, sondern schlichtes Unverständnis für notwendige, solide Entwicklung statt großer Seifenblasen. Aus der Pisa-Studie und anderen Zusammenhängen sollte die Kreativität als eine unserer wichtigen Ressourcen doch hinreichend bekannt und geschätzt sein. Diese Kreativität ist allerdings ein zartes, nicht immer berechenbares Pflänzchen, dem nicht auch an dieser Stelle noch der Boden entzogen werden sollte.

Der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein ist es aufgrund des speziellen dualen Fördersystems – Fördertopf und Filmwerkstatt – bisher trotz widriger Umstände gelungen in enger Zusammenarbeit mit den anderen Fördereinrichtungen im Lande, insbesondere mit der ULR, obiges Pflänzchen zu hegen und zu pflegen. Weitere Kürzungen statt notwendiger Mittelaufstockung könnten aber die Basis für die Film- und Medieninitiative der Landesregierung ernsthaft gefährden. (Bernd-Günther Nahm)

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