100 Sendungen am Puls der Zeiten

Das OKK-Magazin „Hier & Dort“ feierte Jubiläum.

Auch nach acht Jahren im Offenen Kanal Kiel und in dem vor zehn Jahren von der ULR eingerichteten Bürgerfernsehen schon wie zuhause – kurz vor dem „Abfahren“ der 100. Sendung von „Hier & Dort“ herrscht im Studio lampenfiebrige Geschäftigkeit wie bei der ersten am 12. April 1994. „Auf eure Plätze, noch drei Minuten“, weist Heinz Appel seine Kollegen an und gibt letzte Interview-Tipps: „Du musst dein Gegenüber ansehen, nicht die Kamera.“ Ein Querschnitt durch acht Jahre Fernseharbeit stand am Dienstag auf dem Programm des Magazins, das einst aus einem Videoseminar für Senioren hervorging: Rückblicke auf Sternstunden gemeinsamer Videoarbeit wie das „Großprojekt“ die Katastrophenschutzübung „Dangerex“ 1997 mit neun Kameras zu begleiten, aber auch Einzelbeiträge aus dem Fundus der Redaktionsgruppe, von einer Dokumentation über Uhus bis zum Reisefilm aus Thailand.

Wenn die elf Senioren, denen auch jüngere Redaktionsmitglieder willkommen sind, auf diese acht Jahre zurückblicken, ziehen auch eine ganze Reihe technischer Innovationen vor ihrem inneren Kameraauge vorüber. Schon vor dem OK hatte mancher von ihnen auf Super-8 gedreht, dann kamen S-VHS und Hi-8 und heute sind die „Oldies“ zwischen 77 und 62 mit modernstem DV-Equipment ausgestattet. „Die ersten Beiträge sind für uns heute eigentlich nicht mehr sendefähig“, beschreibt Klaus Parczany den „Qualitätssprung“, der sich nicht nur auf die Technik bezieht. „Hier & Dort“-Mitglieder schneiden heute am heimischen PC und haben „ziemlich hohe Geldberge“ in ihr Hobby investiert.

Und dabei Professionalität gewonnen. In der Tat, die ersten Filme, die in der Jubiläumssendung noch einmal über den Schirm flimmern, wirken ungelenk, während Moderator Dieter Koop jetzt selbst die unvermeidlichen Live-Pannen, dass mal eine MAZ streikt, souverän überspielt – ganz wie im „echten Fernsehen“. Denn „echt“ ist dieses Bürgerfernsehen genauso wie in den großen Sendehäusern, vielleicht sogar echter, unmittelbarer dran am Geschehen. In der Redaktionssitzung immer mittwochs begutachten die Mitglieder jeden Beitrag mit Argusaugen. „Da geht kein Schnittfehler durch.“

Dennoch steht der „Spaß am Video-Filmen“ an erster Stelle und dafür investieren die Rentner viel Arbeitszeit. 90 Minuten pro Filmminute sind normal. Aber es können auch schon mal 17 Stunden Drehzeit und zehn Tage Schnitt (Dokumentation eines Marathon-Tanzturniers) oder sogar vier Jahre zusammenkommen. So lange arbeiteten Karl-Heinz Dubau und Heinz Appel an ihrer Dokumentation über ein an der Westküste freigelegtes historisches Wrack, das in Zuckerwasser konserviert wurde. Solche Beiträge wie auch das Frühstücksfernsehen zur Kieler Woche werden in Sondersendungen von „Hier & Dort“, zwei bis drei pro Jahr, gezeigt.

Lang ist die Liste der Filme aus acht Jahren, die Moderator Koop in Interviews mit seinen Mitstreitern Revue passieren lässt. Da kommt man ins Schwärmen und Erzählen. „Aber nicht länger als zwei Minuten“, warnt Willy Schroeder, heutiger Sendeleiter. Denn 60 Minuten Sendezeit sind für so viel Produktivität wie immer viel zu kurz. (jm)

Jeden zweiten Dienstag des Monats, 18.30 Uhr im OKK, Infos unter www.knipsen.net.

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