Design in Neon-Schwarz-Rot-Gold
Die Gestalter von „Ultrazinnober 2“ fragen nach den Beziehungen von Politik und Design.
Zwei Jahre sind vergangen seit dem letzten Erscheinen von „Ultrazinnober“, des von Studierenden der Muthesius-Hochschule aufwändig gestalteten und nach den legendären Partys am Bauhaus benannten Design-Magazins. Grund zum Feiern also, wenn am 21. April nach der Nullnummer 1999 und der Erstausgabe 2000 nun die Nummer 2 „etwas später, aber dafür lauter“ erscheint. Bei einer Magazin-Release-Party im KulturForum spricht der Muthesius-Professor Klaus Detjen über Design und Beiträge aus der „UZ 2“ werden vorgetragen. Im Rahmenprogramm zeigt der Kieler Video-Jockey Michael Carstens aka „Die Optische Bank“ Kurzfilme und das Essener VJ-Team „VLIGHT.TO“ stellt seine Live-Synchronisation von Sound und Video-Grafik vor, „getriggert“ von den „schranzenden Beats“ der Sound-Bastler „TRUST US 23“ aus Berlin. Design total und multimedial.
Was genau in der „UZ 2“ mit dem Titel „Volksbegehren“ zu lesen, vor allem aber an (typo-) grafischer Feinarbeit begehrlich zu bestaunen sein wird, deuten Vicky Arndt, Claudia Behrendt, Stefanie Fuchs, Ralph Heinsohn und Melanie Becker nur an, damit die Überraschung bei der Premiere umso größer ist. Um „Politik und Design“ wird es gehen, dabei aber weniger um die Wahljahr-Frage, wie Werber Kandidaten plakativ in Szene setzen. „Wir sind keine Werbeleute“, betont Vicky, „auch wenn viele von uns Gestaltern später genau da arbeiten werden.“ Und genau diese Erkenntnis von der Spannung zwischen künstlerisch-gestalterischem Anspruch und wirtschaftspolitischem Erfordernis ist fast schon eine der Antworten auf die Frage nach dem Verhältnis von Design und Politik, die das Gestalter-Quintett bewusst in der vieldeutigen und damit kreativ offenen Schwebe lässt.
„Man kann nicht nicht-politisch sein“, weiß Ralph und verweist auf die „Generation Golf“, der sich die Fünf nolens volens zugehörig fühlen und die für ihren politikverdrossenen Hedonismus viel gescholten ist. Doch vom Verdikt „Design statt Sein“ ist in dem mit Computern und Scribbel-Zetteln übersäten Redaktionsraum nichts zu spüren. Im Gegenteil: Mit einem Zeitaufwand von drei Tagen die Woche – „in der Endphase ist das ein Fulltimejob“ – hat die UZ-Crew recherchiert, Anzeigen akquiriert, für Text-Beiträge unter anderem Thomas D. von den „Fantastischen Vier“ gewonnen. Aus der Bundeszentrale für politische Bildung ließ man sich Material kommen. Dessen dröges Layout: ein Graus! – und damit vielleicht auch eine der Ursachen für die Langeweile vieler Teens und Twens an Politik? „Wir verpacken Inhalte, um sie zu transportieren“, bringt Melanie das gestalterische Gegenkonzept auf den Punkt. Wobei die Verpackung keine Verschleierung ist, sondern den Inhalt „in engster Zusammenarbeit mit den Autoren“ kommentiert und zuspitzt. Wie die Farben, in denen die „UZ 2“ gestaltet ist: Neonrot, Gold und Schwarz, eine ironische Anspielung auf die Bundesflagge.
Bei der Release-Party wird auch das neue UZ-Team vorgestellt. Denn um den Ultrazinnober innovativ und lebendig zu halten, wechselt für jede Ausgabe das Team, in dem Claudia als „Link“ zur UZ-2-Crew den Staffelstab an die UZ-3-Gestalter weitergeben wird. (jm)
Release-Party am 21. April, 19 Uhr im KulturForum. Infos unter www.ultrazinnober.de. „Ultrazinnober 2“ ist auf der Party und im Buchhandel unter ISBN: 3-00-009337-0 für 10 ¤ erhältlich.