Experimetal-Film: Die Musik von Didj Master Philth traf auf das Filmprojekt „Dangerous Visions“

Das Brummen der Lichter

Sein Schatten steht im Flammenmeer. Während Phil Conyngham in seine Didgeridoos bläst, ist die Alte Meierei in flackerne Bilder gehüllt. Eine Batterie mit Beamern und Projektoren hängt ihm, Didj Master Philth, gegenüber, bestrahlt Seitenwände und komplette Bühne. Das rhythmische Brummen aus den Hohlkörpern wird Bild, denn die 16-köpfige Formation „Dangerous Visions“ hat die Klänge in Videokunst und Super8-Filme überführt. Im MulitMediaLab des Offenen Kanals Kiel schnitten sie unter der Leitung von Karsten Weber und Henning Fietze nicht immer ungefährliche Visionen.

Der Schrecken vom Amazonas markiert den Beginn. Ein schuppiges Froschmonster aus den Tiefen der B-Movies der 50er scheint rückwärtig den australischen Musiker anzufallen. Weiteren Projektoren flankieren farbig das Schwarzweißbild. Wasserbilder laufen als Unterströmung des Tracks (Titel: Godzilla), sprenkeln gleichsam von den Seiten, während das Monster mittig das Thema beherrscht.

Man tanzt. Schlangenbilder animieren die Bewegungswilligen – wie wohlige Schauer knispeln die Klänge unter der Haut. Die Aufsplitterung auf mehrere Leinwände ist das einzig Wahre bei einer Musik, die ein Grundbrummen in die Magengegend wuchtet und flinkere Rhythmen in Kopf und Arme rieseln lässt. Die abstrakte Struktur des geblasenen Knarrens wird von einigen Filmemachern in abstrakte, grafische Linien übertragen. Sonderbare Bearbeitungen der Materialien mögen vorausgegangen sein, um das schwingende Zittern in Farbreflexe und Linienführungen zu übersetzen. Aber noch mehr beeindruckt, wenn die akustische Entwicklung findet, etwa im Tintenstrahl, der da riesig im Wasser zerfasert und Figuren zieht.

Am aufregendsten aber dies: durch ein schwarzes Plexiglasrohr wird ein winzig roter Punkt auf die schwarze Leinwand gespiegelt. Der ans Didgeridoo gekoppelte Lautsprecher bringt den Spiegel in Schwingung, so dass der rote Punkt synchron Spiralen und Muster malt. Musik: sichtbar.

Von der anderen Seite des Spektrums winkt eine veritabel coole Lovestory: Zum HipHop-Sound irren verlorene Gesichter durch Industrielandschaften. Projektionen transformieren die Ebenen der Musik in drei visuelle Perspektiven, die sich ergänzen, auseinanderdriften, irgendwann schemenhaft einander begegnen wie der Mützenmann und die Mantelfrau.

Fast lieblich endet ein kinokonzertiges Event, bei dem der Schatten des Didj Master Philth so oft im Flammenmeer stand, umgeben von fantastischen visuellen Eruptionen. Verpasst? Demnächst auf Tour. (gk)

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