„Euthanasie“ und Zwangssterilisation – Wie leben Betroffene mit ihrer Geschichte?

Dokumentarfilm von Antje Hubert und Olga Schell

Soeben abgedreht und jetzt im Schnitt in der Filmwerkstatt Schleswig-Holstein in Kiel ist der Dokumentarfilm „In eigener Sache“ (Arbeitstitel) von Antje Hubert und Olga Schell (Kamera: Henning Brümmer, Schnitt: Magdolna Rokob). Der Film wurde mit 60.000 DM von der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein gefördert und mit 15.000 DM von der Kulturellen Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern. Anhand des Schicksals von fünf Betroffenen setzt er sich mit „Euthanasie“ und Zwangssterilisation während der NS-Zeit auseinander.

Die Kieler Filmemacherinnen beschäftigen sich seit zweieinhalb Jahren mit dem schwierigen Thema und haben seit Beginn des Jahres bis Mitte November dafür gedreht. Es geht um die schmerzlichen Erlebnisse von Opfern und den Folgen daraus. Wie leben die betroffenen Menschen mit ihren traumatischen Erinnerungen, was haben sie wie verarbeitet? Wie haben sie ihr Leben nach 1945 bis heute hin gestaltet? Wie geht die Gesellschaft mit dem Thema um? Gab und gibt es eine gesellschaftliche Anerkennung der Opfer? Bekamen oder bekommen sie eine finanzielle Entschädigung vom Staat?

Im Film soll das persönliche Schicksal der Opfer im Mittelpunkt stehen; die allgemeine historische Behandlung des Themas bildet den ergänzenden Hintergrund, betonen Antje Hubert und Olga Schell.

Jeder der Protagonisten des Films hat im Laufe der Jahre seinen eigenen „Mechanismus“ gefunden, wie er mit seinem Schicksal umgeht. Aus verständlichen Gründen wird die persönliche Geschichte von damals zum Lebensinhalt: „Es geht mit Dir schlafen und steht auch wieder mit Dir auf.“ Ein Bewältigen ist nur zum Teil möglich. Doch was wird eigentlich bewältigt? Wie werden die Menschen damit fertig, dass sie in ihrer Kindheit als „lebensunwert“ abgestempelt worden sind? Was passiert mit der eigenen Geschichte, wenn man sie immer wieder erzählt? Warum werden diese Menschen bis heute nicht als NS-Opfer anerkannt?

Der Film soll Ende Januar 2002 fertig werden. (Helmut Schulzeck)

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