Filmfest Hamburg: Ein kleiner Rückblick
In der letzten Septemberwoche feierte Hamburg sein Filmfest. Jetzt schon im siebten Jahr unter der Leitung von Josef Wutz, dessen Vertrag Ende des Jahres ausläuft und der das Festival in seiner Amtszeit erfolgreich geprägt hat. Die Verlängerung seines Vertrages macht Wutz von der Erfüllung bestimmter Bedingungen abhängig. Das Festival müsse vor allem an einigen Stellen professionalisiert werden. Zu Zeit arbeitet er hauptsächlich mit sehr engagierten Studenten und Praktikanten, die nur für bestimmte Zeit zur Verfügung stünden und viele Aufgaben überhaupt nicht übernehmen könnten.
Das Stadtfestival präsentierte zwar wie üblich nicht die ganz großen Filmstars vor Ort, doch hat längst seinen eigenen Charakter gewonnen und ergreift selbstbewusst besonders Partei für die Filmwelt jenseits von Hollywood. In einen gut überschaubaren Programm sahen insgesamt über 25.000 Zuschauer die 81 Filme, unter denen natürlich auch wieder erfolgreiche Produktionen von anderen Festivals nachgespielt wurden, was sich bewährt hat. Erreichen doch die wenigstens der hier gezeigten Filme die deutschen Kinos, so hatte man hier wieder einmal die Möglichkeit in sonst auch ferne cineastische Welten wie z. B. aus dem Iran oder Argentinien zu blicken.
Highlights der Filmfestwoche waren unter anderem der Eröffnungsfilm “engel+joe” (Regie: Vanessa Jopp, Deutschland), Baran vom diesjährigen Douglas-Sirk-Preisträger Majid Majidi (Iran), der natürlich zur Preisverleihung in der Hansestadt war, The Man Who Wasn’t There von den Coen-Brüdern (USA) und Das Zimmer meines Sohnes, des Hauptgewinner-Film 2001 aus Cannes von Nanni Moretti (Italien). Als Publikumsrenner entpuppten sich On the Edge (John Carney, Irland), der “tesa”-Eröffnungsfilm Endstation: Tanke (Nathalie Steinbart, Deutschland), Va savoir (Jacques Rivette; Frankreich) und Die Reise nach Kafristan (Fosco und Donatello Dubini, Deutschland, Schweiz, Niederlande).
Besonders aktuell war der iranische Beitrag Baran, ein Film über eine Großbaustelle in Teheran, wo iranische Arbeiter auf afghanische Einwanderer stoßen.
Ursprünglich geschaffen, um besonders einem Hamburger Publikum gute Filme zu präsentieren, meinen die Verantwortlichen doch nicht an diversen Preisen und Wettbewerben vorbeikommen zu können. Zu einer der vom Publikum besonders geschätzten Sektion hat sich das Tesafilm Festival für Nachwuchsfilme gemausert (benannt nach dem gleichnamigen Produkt des Sponsors Beiersdorf AG), vergibt doch hier das Publikum den Preis von 30.000 DM durch Abstimmung. Elf Jungregisseure aus aller Welt zeigten ihre Filme. Den Preis gewann der Südkoreaner Kim Dae-seung für sein Liebesmelodram Bungee Jumping of Their Own.
Der mit 100.000 DM dotierte (von der Hamburger Wirtschaftsbehörde gestiftet) und erstmals vergebene Digiaward für Filme, die in der Produktion oder Postproduktion vorwiegend computergestützte, multimediale Technologien verwendet haben, ging an den dänischen Horrorfilm KAT (Regie: Martin Schmidt) und seinen Produzenten Henrik Danstrup. Er musste sich die Preisumme allerdings teilen mit Ben Woolford und seinem ländlichem Drama This Filthy Earth (Regie: Andrew Kötting) aus Großbritannien.
Wie es nun nach der Bürgerschaftswahl unter der neuen, konservativen Stadtregierung mit dem 1,7 Milllionen-DM-“teuren” Festival (davon 1,1 Millionen DM als Zuschuss vom Senat) weitergehen wird, steht noch in den Sternen. Wutz sprach die Hoffnung aus, dass auch die neue Bürgerschaft erkennt, welche Standortwerbung das Festival für Hamburg bedeutet. (hsch)