Überdrehter Trash
Mutti – der Film (Jörn Hartmann, Ades Zabel, Biggy van Blond, Klaus Purkart, D 2002)
Jetzt hat die Berliner Trash-Soap „Alle lieben Mutti“ also auch ihren eigenen Film und das sogar auf der Berlinale. „Hui!“ möchte man da mit den vier RegisseurInnen flöten, die vor der Premiere aufgeregt wie Girlies an der Bühne herumzappeln. Genauso tun sie es in dem trashig überdrehten Streifen. Die Handlung ist so wirr und zugleich öde wie Soaps eben sind. Schülerin Biggi (Biggy van Blond) findet auf dem Schulweg ein Ohr, das Gedanken lesen kann und daher auch von einem fetten Mann und einer schwarzen Frau heiß begehrt ist. Sie stellen Biggi nach und entführen sie, was Mutti (Ades Zabel) ganz gut in den Kram passt, weil sie im Fummel den Klempner zum „Rohr verlegen“ erwartet …
Quickie zwischen Kacheln – Ades Zabel, Jens Hammer
Wacklig eiert die DV-Kamera durch das Heimkino der transvestiven Art, man kalauert sich mit pubertärer Lust durch jede Niederung. Das macht Spaß. Wichtiger aber noch: Derlei bewusster Verstoß gegen den so genannten guten Geschmack dient zur Selbstvergewisserung einer schwulen Szene, die sich gerne „paradiesvögelnd“ gibt. Das hatte mal etwas mit schwulem Stolz zu tun, mit offensiver Selbstbehauptung gegen gesellschaftliche Ausgrenzung. Davon ist in „Mutti – der Film“ nicht viel mehr als eine orgiastische Feier des Blödsinns geblieben. Wer’s mag … (jm)