Dokumentiert: LostHighTapes sagt goodbye
Ein stürmisches Jahr besonders für die Medienlandschaft ist eben zu Ende gegangen; Stürme, die auch ein Nachwuchsprojekt wie LostHighTapes, nicht unerschüttert lassen.
Mit großes Freude haben wir in den vergangenen Jahren das steigende Interesse der Branche an jungen Talenten erlebt. Ebenso begeistert hat uns der wachsende Kreis an festen Zuschauern bei den Screenings an allen Standorten.
Dennoch muss sich LostHighTapes nun verabschieden. Tatsächlich sind uns nicht die Tapes – einzigartige Kostproben von jungen, talentierten Filmemachern gibt es noch zur Genüge – sondern die finanzielle Grundlage verloren gegangen.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei all unseren Partnern, die LostHighTapes so engagiert unterstützt haben, bedanken. Ebenso gilt unser Dank unserem treuen Publikum und natürlich allen voran den Filmemachern, die uns mit ihren kurzen Werken einen Vorgeschmack auf das Kino von Morgen gegeben haben.
Don’t get Lost – get HighTaped!
Tanja Krainhöfer und das LostHighTapes-Team: Elke Schubert, Johanna Sabiel, Daniela Becker, Irena Will, Daniel Kappla, Martin Ecker, Noemi Elmaleh, Liz Miebach
Kontakt: info@LostHighTapes.com, www.LostHighTapes.com
LostHighTapes sagt AUF WIEDERSEHEN
Die klassische Begrüßung in München heißt bekanntlich “Grüß Gott”. Das ist eigentlich der richtige Titel für einen Nachruf. Denn den lieben Gott kann man nur begrüßen, wenn man ihn trifft. Und das hat außer Moses noch keiner vor seinem Ableben geschafft. Deswegen habe ich als Begrüßungsformel für den vermeintlichen Abschied eines Münchner Kindls, der LOSTHIGHTAPES, einen Abschiedsgruß gewählt, der an die Wiederauferstehung glaubt. Oder zumindest daran, dass noch lange nichts zu Ende ist:
AUF WIEDERSEHEN! Das wünschen wir nicht nur und nicht vor allem den LOSTHIGHTAPES, sondern uns mit den LOSTHIGHTAPES. Also kein Nachruf. Eher ein Zuruf. Oder bescheidener, leiser – ein Zuspruch.
Die LOSTHIGHTAPES können noch gar nicht am Ende sein. Sie haben ja gerade erst begonnen. Seit zwei Jahren tourt Initiatorin Tanja Krainhöfer mit ihrem engagierten Team durch die deutschen Medienmetropolen, sucht und besucht das typische Kinopublikum außerhalb der Kinosäle, aber mit astreiner Kinokost. Kleine Filme von großen Talenten, gezeigt und mit Begeisterung gesehen in Clubs und Bars, wo die Kommunikation mit dem Film beginnt und dem Bier oder Absinth danach noch lange nicht aufhört.
Einmal in Monat gab es in vier Städten eine stets sehenswerte Auswahl kurzer Beispiele dafür, dass es mit dem Nachwuchs in der hiesigen Kinobranche nicht so schlecht bestellt ist, wie uns der etablierte Teil derselben – mal freiwillig, mal unfreiwillig – weismachen will. Filme, die außerhalb der WG-Küchen ihrer Macher oder der internen Screenings in den immer wichtiger werdenden Filmhochschulen kaum die Chance für eine Öffentlichkeit bekommen hätten. Plötzlich hatten sie ein Publikum. Gäbe es für dieses Wort einen Plural, sie hätten sogar mehr als eines: Den Party-Hopper, der zwischen zwei aufgeregten Dancefloor-Besuchen plötzlich feststellt, dass es vielleicht noch interessantere Geschichten gibt als die, die er allabendlich einer Zufallsbekanntschaft ins Ohr brüllt, ebenso wie den Fernsehredakteur, der hier gleich doppelt vor Augen geführt bekommt, dass nicht nur das Publikum von Filmen, sondern tatsächlich auch deren Macher jünger und pfiffiger sind als der Durchschnitt eines Programmbeirates.
Richtig nach vorne ging es für die LOSTHIGHTAPES mit der Verleihung ihrer Awards während der Berlinale 2002. Da fand sich nicht nur ein illustrer und äußerst gut gelaunter Kreis von interessierten, engagierten und aktiven Machern der Branche am heiligen Sonntagnachmittag in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz zusammen. Da gab es auch zwei Preisträger, die sozusagen nahtlos in die Entwicklung ihrer ersten abendfüllenden Filme einsteigen konnten – Ivar Leon Menger und Andi Niessner. Deren Werke wollen und werden wir AUF jeden Fall WIEDERSEHEN. Und weil das so ist, sind die LOSTHIGHTAPES noch nicht verloren.
AUF WIEDERSEHEN!
(Alfred Holighaus, Leiter “Perspektive Deutsches Kino” der Berlinale)