Dr.-Hans-Hoch-Filmpreis 2001
“Das besondere an diesem Preis ist sein Profil”
Dr. Kurt Denzer (Leiter der Arbeitsgruppe Film der Christian-Albrechts-Universität) über den Dr.-Hans-Hoch-Filmpreis
1989 wurde der Dr.-Hans-Hoch-Filmpreis der Stadt Neumünster zum ersten Mal verliehen. Er geht zurück auf eine private Stiftung des Neumünsteraner Geschäftsmannes Dr. Hans Hoch, der bis Anfang der 70er Jahre eine bekannte Großhandlung und ein Einzelwarengeschäft für Chemieprodukte und Drogeriewaren in Neumünster betrieb. Er starb 1981. Der größte Teil seines Vermögens floss gemäß seines testamentarischen Willens in eine Stiftung, deren Überschüsse auch jungen Künstlerinnen und Künstlern zu Gute kommen sollen.
Dr. Kurt Denzer, Leiter der AG Film an der Kieler CAU, war 1989 maßgeblich an der Konzeption und Ausgestaltung des Preises beteiligt und ist von Anfang an bis heute Jurymitglied. infomedia-sh.de sprach mit ihm über den Filmpreis.
Was ist das Besondere an diesem Filmpreis für Nachswuchstalente?
Dr. Kurt Denzer: Als der Preis 1988 ins Leben gerufen wurde, gab es noch keine Kulturelle Filmförderung Schleswig-Holstein und noch keine Filmwerkstatt. Das besondere an diesem Preis ist sein Profil und seine Preissumme. Der erste Preis ist finanziell so gut ausgestattet, dass man mit den 20.000 DM Preissumme (10.400 EUR) schon etwas zum Start eines neuen Projektes anfangen kann (z.B. den Eigenanteil, der ja von den Filmförderungen bei einer neuen Antragsstellung gefordert wird, z.T. oder auch ganz bestreiten kann). Im Kontrast zu den meisten Festivals, Filmpreis-Wettbewerben usw., die nur Produktionen aus dem jeweils letzten Jahr akzeptieren, kommt dem Zwei-Jahresrhythmus, in dem der Wettbewerb abgehalten wird, (für die Filmemacher) eine besondere Bedeutung zu; er kommt vielen jungen Talenten in ihren Produktionszeiten entgegen. Angesichts der kleinen Filmszene wurden von Anfang an alle Film- und Videoformate, alle Genres und alle Filmlängen zugelassen.
Von allen preisgekrönten Filmen werden Kopien erstellt, es gibt also quasi eine zusätzliche kleine Kopienförderung. Dies sollte man in Zukunft unbedingt mehr auch als PR-Möglichkeit für den Preis nutzen. Ich meine den Kopienstock, auf den man nach 12 Jahren schon zurückgreifen kann. Jede Kopie sollte natürlich im Vorspann den Hinweis auf den Dr.-Hans-Hoch-Preis enthalten. So könnte mit jeder Vorführung einer entsprechenden Kopie auch eine Öffentlichkeitswirkung in Bezug auf den Preis hergestellt werden.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit in der Jury?
Während in den ersten Jahren der Kulturausschuss der Stadt Neumünster eine maßgebliche Rolle bei der Preisvergabe spielte und die Fachjury überstimmen konnte, entscheidet seit diesem Jahr die Fachjury über die Preisvergabe. Die Herausforderung und das Interessante für die Jury ist dabei, dass man sich über generelle Qualitätsmerkmale von Filmen verständigen muss. Ähnlich wie in den anderen Kunstsparten, wo es die kleine und die große Form gibt, hat hier Super-8 die gleiche Wertigkeit wie 35mm.
Der Preis, so wertvoll er für die hiesige Filmszene auch schon von Anbeginn war, litt ja bisher vor allen Dingen an seinem mangelnden Bekanntheitsgrad, was auch mit Schwierigkeiten in der Organisation und PR-Arbeit durch Kulturamt der Stadt Neumünster im Vorfeld und während der Durchführung des Wettbewerbes zu tun hatte.
In Zukunft sollte man eine kompetente Teilzeitkraft finden oder einen jeweils befristeten Werkvertrag abschließen. Man sollte eine Person finden, die sich fachlich auskennt, so dass eine adäquate Öffentlichkeitsarbeit für den Preis gewährleistet ist und eine fruchtbare Vernetzung mit den inzwischen im Lande bestehenden Filminstitutionen stattfindet (z.B. mit der Kulturellen Filmförderung und deren Filmwerkstatt, der MSH Medienstiftung und der LAG Jugend und Film). Erfreuliche Schritte in dieser Richtung wurden ja in diesem Jahr getan.
(Interview: Helmut Schulzeck)