Wilfried Haukes Spieldokumentation „Club der noblen Dichter“

Am 9.12. lief auf arte die 90-minütige Spieldokumentation „Club der noblen Dichter“, die der Kieler Dokumentarfilmer Wilfried Hauke für den Kultursender gedreht hat.

Es ist das Jahr 1901: Anna ist gerade Witwe geworden. Ihr Mann, Sprengmeister in Nobels Dynamitfabrik, ist bei einer Explosion ums Leben gekommen und sie kennt nur noch eine Leidenschaft.

In der kleinen Küche eines Arbeiterhauses in Krümmel an der Elbe sitzt die junge Frau und liest. Sie ist so sehr vertieft in Leo Tolstois Roman „Anna Karenina“, dass sie darüber fast vergisst, ihr Baby zu füttern.

1930: Luise, ihre Tochter, heiratet einen Lübecker Hanseatensohn und kann ebenfalls von der Literatur nicht lassen. Sie verliert ihren Mann auf dem Schlachtfeld des Zweiten Weltkriegs.

1960: Selma, ihr Kind, hat in den in den 50ern die langweilige Provinzstadt Lübeck verlassen und ist nach Paris gegangen, um Camus und Sartre zu erleben.

1999: Die letzte im Bunde, Selmas Tochter Simone, trifft als Fotoreporterin den frischgebackenen Literaturpreisträger Günter Grass und macht sich daraufhin auf die Spur von Erfinder und Waffenproduzent Alfred Nobel. Ihre Neugierde gilt dem Testament und den Geschichten von skandalträchtigen und umjubelten Literaturnobelpreisträgern.

Der Film „Club der noblen Dichter“ ist eine Hommage an große Schriftsteller und eine spannende Reise in die von Mythen und Skandalen umwehte Geschichte des bedeutendsten aller Preise zugleich.

An zahlreichen Drehorten in Stockholm, Paris und Lübeck wird das (fiktive) Schicksal der Frauen mit der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts eng verknüpft.

Der schwedische Industrielle Alfred Nobel, der 1865 in Krümmel bei Geesthacht die erste Dynamitfabrik gründete – er hatte das Dynamit dort in einem Schiff auf der Elbe erfunden – hatte bei seinem Tod 1896 den größten Teil seines Vermögens einer Stiftung vermacht. Daraus werden seit 1901 die Nobelpreise vergeben. In der Öffentlichkeit am meisten beachtet werden heute der Friedens- und der Literaturpreis.

Preisträger von Rudyard Kipling über Selma Lagerlöf, Thomas Mann und Albert Camus, bis zu Günter Grass stellt Wilfried Hauke in spannenden 90 Min. vor. Doch es geht auch um den Preis der Preise selbst. Als erstes Filmteam der Welt durften Regisseur Wilfried Hauke und Kameramann Ivan Minov in den Tresorräumen der Schwedischen Akademie die Gutachten über die Preisanwärter einsehen.

Gezeigt wird, wie die oft umstrittenen Entscheidungen der Akademie zu Stande kommen. Warum zum Beispiel der Großdichter Tolstoj keinen Preis erhielt, warum Böll und nicht Grass 1972 ausgezeichnet wurde und wie Sartres Verweigerung der Preisannahme im Jahre 1964 die Akademie erschütterte. Auch dass die Akademie bei der Wahl von Solschenizyn 1970 nicht den Fehler wiederholen wollte, der Dr. Schiwago-Autor Pasternak zuvor das Leben gekostet hatte.

Dafür nutzt Hauke seltenes Archivmaterial des schwedischen Fernsehens und anderer internationaler Filmarchive. Literaturkritiker wie Marcel Reich-Ranicki und die wichtigsten Akademiemitglieder bringen mit ihren Statements Licht in das Dunkel des einzigen „Weltpreises“, wie ihn Thomas Mann einst nannte.

(nach einer Pressemitteilung von Nordlicht-Film)

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