Krimi mit pathologischen Zügen

Thomas Henke drehte „Böses Mädchen“

„Wird das ein Totschlag oder bleibt es gefährliche Körperverletzung?“ Regisseur und Drehbuchautor Thomas Henke ist sich nach dem Dreh Anfang August in Kiel da noch nicht so sicher, was er seinem „Bösen Mädchen“ im Schnitt noch zwischen ihre Borderlines schieben wird. Seit 20 Jahren macht Henke, von Beruf her eigentlich Fotograf, Filme – unter anderem als Kameramann und Cutter bei Dokumentarfilmen für den NDR und Radio Bremen. Inzwischen ist er von solchen Brotjobs eher genervt und freut sich, nach Jahren wieder mal ein freies Projekt zu machen: „Böses Mädchen“ ist der Arbeitstitel für seinen längeren Kurzfilm. „Amorph“ hieß der anfangs, anknüpfend an jenen Aggregatzustand einer Persönlichkeit, die sich in ihren pathologischen Zügen so leicht nicht fassen lässt.
Antonia Braun ist das „Böse Mädchen“
Fotoarbeiten mit der Schauspielerin Antonia Braun waren der Ausgangspunkt für dieses Filmprojekt. Und weil Bilder – und Gesichter – manchmal schon eine Geschichte erzählen, entstand aus dem Shooting für eine Werbeagentur die Idee, daraus mehr zu machen: einen Film, eine Coming-of-Age-Geschichte der seltsameren Art. Über den genauen Plot schweigt sich Henke noch aus. Nur so viel: Es wird ein Krimi, eine „abstruse Geschichte“ über ein Mädchen, das zwischen Traum, Obsession und Realität schwebt. Und dabei mehrere Spannungsbögen aufspannt, denn: „Kurzfilme mit nur einem berechenbaren Spannungsbogen mag ich nicht“, sagt Henke und bastelt daher am Vielschichtigen seiner Figur.
Ein Gesicht, das Film fordert: Antonia Braun
Die Geschichte berühre ihn so, dass er sich dafür „gerne sechs Monate ausgepowert“ habe. Dass die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein solches Ansinnen abschlägig beschied, bremste ihn und sein Team nicht im Elan. Es sei eine Herausforderung für alle Beteiligten, sich in so eine Figur hineinzudenken, die Antonia Braun darstellt. Ihr „böses Mädchen“ möchte allen gefallen, wenngleich frau nicht immer nett sein kann und daher zu rabiateren Mitteln der Selbsterkenntnis und -darstellung greift – und zur Gefallenen wird. „Pathologische Züge“ habe „solcher Ausbruch“, sagt Henke über die „frech rotzige Ghetto-Göre“, die Antonia Braun mimt, die „Muse, die mir den Arschtritt gab, das zu machen“.
120.000 Euro würde ein solcher Film verschlingen, „wenn man es professionell machte“, sagt Henke. Mit einem Zehntel davon hat er jetzt seine „Portokasse“ belastet. An Professionalität sei dennoch nicht gespart worden beim zehn-tägigen Kieler Dreh auf HD, „familiär“ hätten sechs Schauspieler und das zehn-köpfige Team an einem Strang gezogen, um den ca. 30-minütigen Film zu produzieren. Geschnitten wird er derzeit, die Premiere ist für November geplant. (jm)
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