Die Preisträger der 56. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
Preise der Internationalen Jury
Mitglieder der Internationalen Jury: Mara Mattuschka (Österreich), Maria Pallier (Spanien), Ellen Pau (VR China), Adam Pugh (Großbritannien), Fred Worden (USA)
Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 7.500 Euro
Madame & Little Boy
Magnus BärtÃ¥s
Schweden 2009, 28 min, HDV, Farbe
Begründung:
Für seine weitgesteckten Ziele, seine erfindungsreiche Rekrutierung der Mächte des Kinos, für die Wiederentdeckung der phantastischen und wahren Geschichte von Choi Eun-hee (Madame Choi) und ihres schicksalhaften Wegs durch die nord- wie südkoreanische Geschichte des 20. Jahrhunderts; für sein gewissenhaftes Abwägen des Kleinen wie des Großen, des Poetischen und Politischen, des Furchtbaren und Vertrauten; für das nahtlose Verweben besonderer Momente, umfassender und wiederholter historischer Pathologien, simpler Fakten und filmischer Epiphanien vergibt die Internationale Jury den Großen Preis an Madame & Little Boy.
Zwei Hauptpreise
dotiert mit jeweils 3.500 Euro
Monolog
Laure Prouvost
Großbritannien 2009, 9 min, DVCAM, Farbe
Begründung:
Für sein bravouröses Hinterfragen von Autorenschaft und Reflexivität und seine intellektuelle Großzügigkeit, seinen subversiven Humor und launigen Absurdismus im Umgang mit dem Konzeptionellen geht ein Hauptpreis an Laure Prouvost für Monolog.
Mur i wieza (Mauer und Turm)
Yael Bartana
Israel/Niederlande/Polen 2009, 16 min, HDCAM, Farbe
Begründung:
Ein überraschender Ansatz, der die Strategien und den Stil von Propagandafilmen satirisch bloßlegt, eine fesselnde, Erwartungen auf den Kopf stellende und den Geist öffnende Erfahrung für die Zuschauer und eine Meisterklasse in Kulturwissenschaft. Für seine heterodoxe Perspektive auf ein hoch brisantes politisches Thema und das kritische, doch potenziell versöhnliche Aufzeigen von dessen extremer Komplexität geht der zweite Hauptpreis an Mur i wieza von Yael Bartana.
ARTE-Preis für einen europäischen Kurzfilm
dotiert mit 2.500 Euro
Flag Mountain
John Smith
Großbritannien 2010, 8 min 30 sek, HDCAM, Farbe
Begründung:
Bestechend einfach, gleichzeitig treffend und exakt wie eine mathematische Formel, zeichnet der Film Flag Mountain von John Smith eine treffende Karikatur des Nationalismus.
Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury
Filmas apie nezinoma menininke(Film über eine unbekannte Künstlerin)
Laura Garbtiene
Litauen 2009, 11 min, 16 mm, Farbe
Begründung:
Muss man in der erfolgsorientierten Gesellschaft von heute leiden, ja ein schlechtes Gewissen entwickeln, wenn man erfolglos und unbekannt bleiben sollte? In ihrem Film über eine unbekannte Künstlerin erschafft Laura Garb_tiene die unvergessliche tragikomische Figur einer Außenseiterin, die sich auf naive Weise um Anschluss an die große Welt bemüht. Der Film wirkt frisch, unverfälscht und erfinderisch wie an den ersten Tagen des Kinos.
Travelling Fields
Inger Lise Hansen
Norwegen 2009, 9 min, 35 mm, Farbe
Begründung:
Durch das einfache Experiment, die Kamera auf den Kopf zu stellen, eröffnet der Film eine erfrischende Perspektive auf die ländliche Architektur und die raue Landschaft. Die Kamerabewegungen verschmelzen wunderbar mit den Bewegungen der Natur und zaubern einen monumentalen Horizont auf die Leinwand.
Preis der Jury des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 Euro
Mitglieder der Jury: Barbara Engelbach (Köln), Christiane Heuwinkel (Bielefeld), Nikolaj Nikitin (Köln), Ulrike Sprenger (Konstanz), Stefan Westerwelle (Köln)
Definitively Unfinished
Pavel Braila
Moldawien 2009, 14 min 30 sek, Beta SP, Farbe
Begründung:
Der Film Definitively Unfinished beginnt am Ende: Er erzählt vom Ende des Kinos in Moldawien; vom Ende der kurzen Geschichte der fahrenden Video-Wagens und vom flammenden Scheitern des ersten unabhängigen moldawischen Filmprojekts. In seiner so klugen wie souveränen formalen Umsetzung zeigt sich der Film als dreifacher Abspann und zugleich als Aufbruch in das schöne Land ewig unvollendeter Werke.
Lobende Erwähnung
Rendez-vous a Stella-Plage
Shalimar Preuss
Frankreich 2009, 18 min, 35 mm, Farbe
Begründung:
Eine lobende Erwähnung spricht die Jury des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen dem Film Rendez-vous a Stella-Plage von Shalimar Preuss aus. In seiner assoziativen Grundstruktur verknüpft der Film zwei voneinander unabhängige Geschichten über Nähe und Ferne, Festhaltenwollen und Loslassenmüssen.
Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)
Mitglieder der Jury: Claudia Lenssen (Deutschland), Gözde Onaran (Türkei), Jonathan Rosenbaum (USA)
Filmas apie nezinoma menininke(Film über eine unbekannte Künstlerin)
Laura Garbtiene
Litauen 2009, 11 min, 16 mm, Farbe
Begründung:
In täuschend rauem Stil, dabei aber vielschichtig und leichtfüßig, drückt dieser Film seinen Pathos, Witz und seine politische Haltung durch Performance aus.
Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 Euro
Mitglieder der Jury: Brigitte Affolter (Schweiz), Achim Forst (Deutschland), Bernadette Meier (Schweiz), Eberhard Streier (Deutschland)
Mur i wieza (Mauer und Turm)
Yael Bartana
Israel/Niederlande/Polen 2009, 16 min, HDCAM, Farbe
Begründung:
Eine Gruppe von Juden folgt dem Aufruf, mit dem Bau eines Kibbuz am Ort des Warschauer Ghettos wieder jüdisches Leben in Polen zu etablieren. In der Form einer provokativen Satire, die auch alte Propaganda-Filme parodiert, zeigt der Film das Entstehen einer politischen Skulptur gegen Antisemitismus, Nationalismus und das Vergessen.
Lobende Erwähnung
Electric Light Wonderland
Susanna Wallin
Großbritannien 2009, 12 min, HDCAM, Farbe
Begründung:
Ein allein erziehender Vater lässt sich fürsorglich auf die Wünsche und Bedürfnisse seiner beiden heranwachsenden Jungen ein. Der Film erzählt mit subtiler Bildsprache und einfühlsamen Nahaufnahmen vom gegenseitigen Respekt und Vertrauen zwischen Vater und Söhnen.
Preis der Kinojury
verbunden mit einer Ankaufsoption durch die KurzFilmAgentur Hamburg für die prämierte Arbeit
Mitglieder der Jury: Alexandra Gramatke (Hamburg), Jörg Jacob (Kaiserslautern), Paul Müller (Regensburg)
you and me
Karsten Krause
Deutschland 2009, 4 min, DV, Farbe
Begründung:
Ein Liebesgedicht von e. e. cummings zu Super-8-Amateuraufnahmen: Zu sehen ist eine Frau, die den Blick des Mannes durch die Kamera sichtlich genießt. Das Liebesglück wiederholt inszeniert vor grandiosen Postkartenlandschaften über 40 Jahre hinweg: Großes, minimalistisches Kino im Schmalfilmformat.
Lobende Erwähnung
Fly in the Sky
Vera Neubauer
Großbritannien 2010, 5 min, Beta SP, Farbe
Begründung:
Im Großen und Ganzen gesehen: ein ehemaliges Kloster als Ort der idyllischen Stille und des weltabgewandten Rückzugs. Im schmutzigen Detail: Eingesperrtsein, verzweifelte Fluchtversuche. Hier kommt keiner lebend raus. Insektenhorror und Sakralkunst gehen eine unflätige Verbindung ein.
Preis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
dotiert mit 500 Euro
Hand Soap
Oyama Kei
Japan 2008, 16 min, HDCAM, Farbe
Begründung:
Die Auswahlkommission der Kurzfilmtage verleiht nach Bekanntwerden der Jury-Entscheidungen traditionell den Preis der Kurzfilmtage, um auf eine Arbeit im Wettbewerb aufmerksam zu machen, die wir für besonders wichtig erachten. Der japanische Animationsfilm Hand Soap findet mit seinen außergewöhnlichen Techniken beeindruckende Bilder für die körperlich-seelischen Erfahrungen eines pubertierenden Jungen. Wir freuen uns, den mit 500 Euro dotierten Preis an Oyama Kei zu überreichen.
Preise des Deutschen Wettbewerbs
Mitglieder der Jury des Deutschen Wettbewerbs: Züli Aladag (Deutschland), Christine Dollhofer (Österreich), Gabrielle Schultz (Deutschland)
Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit je 5.000 Euro
Gesang der Jünglinge
Andree Korpys, Markus Löffler
Deutschland 2009, 14 min 30 sek, Beta SP, Farbe
Begründung:
Ein Schuss, ein Stromschlag, ein Schrei. Ohnmacht und Kontrollverlust. Ein überraschender Film, der sich mit reduzierten Mitteln und einem starken Konzept auf diesen einen Moment konzentriert. Der Film löst körperliche Reaktionen aus und macht die Verletzlichkeit des Menschen erfahrbar.
3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 Euro, für einen Beitrag, der sich durch eine neue Sichtweise auszeichnet. Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren.
Nach Klara
Stefan Butzmühlen
Deutschland 2010, 15 min, Digi Beta, Farbe
Begründung:
Ein junger Mann erlebt das Gefühl des Begehrtwerdens. Mit formaler Leichtigkeit inszenierte Momentaufnahmen aus dem Leben eines jungen Mannes, der nach sexueller Orientierung sucht und sich doch nur dem flüchtigen Augenblick hingeben kann.
Lobende Erwähnungen
Shadows Inside
Moana Vonstadl
Deutschland 2009, 6 min, Digi Beta, s/w
Begründung:
Die schwarz-weiße Animation überzeugt durch stimmige Konzeption, atmosphärische Dichte und ihre künstlerische Umsetzung.
Amerika
Eldar Grigorian
Deutschland 2010, 23 min, Digi Beta, s/w
Begründung:
Ein episch erzählter Film, der sich durch seine klare Bildsprache und seinen respektvollen Umgang mit seinen Protagonisten auszeichnet.
Preise des NRW-Wettbewerbs
Mitglieder der Jury: Gabi Hinderberger (Bochum), Ute Mader (Leverkusen), Dirk Steinkühler (Köln)
Erster Preis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet von der NRW Bank
Holding Still
Florian Riegel
Deutschland 2010, 26 min 30 sek, HDCAM, Farbe
Begründung:
Ein Film, der seine Erzählung langsam entwickelt. So geschnitten, dass er nichts Vorhersehbares zeigt, nimmt er sein Publikum in die Spannung einer bewegenden Geschichte mit, die sich nach und nach mit voller Wucht erschließt. Dass und wie der Autor sich dieser Geschichte annimmt, obwohl er nur zufällig auf sie gestoßen ist, zeugt von der Fähigkeit, Beeindruckendes zu erkennen und respektvoll umzusetzen. Mit Bedacht führt uns die Kamera durch eigene Bilder und diejenigen, mit denen sich die Protagonistin ihre Welt über ihren Laptop zugänglich macht. Am Ende öffnet sich der Blick noch einmal nach draußen und gewährt einen Moment des Innehaltens.
Zweiter Preis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 500 Euro, gestiftet von der NRW Bank
Legenden
Angélique Dubois
Deutschland 2009, 29 min, HDCAM, Farbe
Begründung:
Das beeindruckende Portrait einer Industriestadt, die sich an einem Wendepunkt befindet. Die Legenden der Industrie werden mittlerweile von anderen Werten bestimmt. Das mutige Wagnis der Regisseurin eine Westernstimmung als Folie über die Stadt zu legen, ist gelungen. Sie benutzt dazu Dialoge aus unterschiedlichen Western. Die Stadt dient als Theaterkulisse und ihre Darsteller sind lokale Schauspieler. Selbst wenn die Umsetzung des Konzepts nicht immer perfekt gelöst wird, zieht der Film viele Register und besticht durch eindrucksvolle und ungewöhnliche Bilder von Leverkusen.
Lobende Erwähnung
Lars Henning
Deutschland 2009, 18 min 30 sek, 35 mm, Farbe
Begründung:
Sehnsucht. Illusion. Projektion. All dies kann Kino sein. Und so ist auch dieser Film, der, unter Mitgliedern einer Filmcrew angesiedelt, entsprechende Motive sucht und findet. Äußerst stimmungsvolle Bilder erzählen von der Begegnung eines zurückhaltenden Setfahrers mit seinem Fahrgast, einer wunderbaren französischen Schauspieler. Kein modernes Märchen, sondern ein rundes Kurzstrecken-Roadmovie das über vermeintliche Umwege kurvt.
Preise des Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
Preis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet von der Neue Ruhr Zeitung
Mitglieder der Jury: Marvin Kleine-Vogelpoth 9 Jahre, Ahsen Akkaya 10 Jahre, Paula Limberg 9 Jahre, Sarah Bovenkerk 9 Jahre, Lena Slavik 9 Jahre
Jongens zijn we (Wir sind Jungen)
Tomas Kaan
Niederlande 2009, 17 min 30 sek, Digi Beta, Farbe
Begründung:
Wir haben dem Film Jongens zijn we für den 1. Platz ausgesucht weil dieser Film besonders lustig und auch spannend ist und es um echte Freundschaft und ums Zusammenhalten
geht. Die Jungens experimentieren viel und haben gemeinsam Spaß und sie machen ganz viel Unsinn.
geht. Die Jungens experimentieren viel und haben gemeinsam Spaß und sie machen ganz viel Unsinn.
Lobende Erwähnung
Der Kleine und das Biest
Uwe Heidschötter, Johannes Weiland
Deutschland 2009, 7 min, Digi Beta, Farbe
Begründung:
Wir haben dem Film Der Kleine und das Biest den zweiten Platz, die lobende Erwähnung, zugeteilt, weil bei diesem Film die Figuren witzig aussahen und der ganze Film sehr lustig war. Die Farben haben uns sehr gut gefallen. Er ist außerdem auch sehr interessant und die Animation fanden wir alle sehr schön. Auch die Musik war besonders toll.
Preis der Jugendjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro, unterstützt von der Sir Peter Ustinov Stiftung
Mitglieder der Jury: Jasmin Liesemanns 16 Jahre, Bartosz Czaja 17 Jahre, Delia Porth 16 Jahre, Chantal Hecken 17 Jahre, Kira Weifenbach 16 Jahre
luzazul(blaulicht)
Osiris Luciano
Mexiko 2010, 15 min, 35 mm, Farbe
Begründung:
Wir haben uns für einen Film entschieden, welcher buchähnlich aufgebaut ist, da sich während des Films ein Kapitel schließt und sich ein anderes öffnet. Es ist ein Film, der in alle Altersstufen passt, weil sich jeder mit dieser Situation identifizieren kann. Zudem besteht in dem Film Freiraum für die persönliche Phantasie. Der Film zeigt anhand der vertraulichen Atmosphäre, dass Umbrüche und Veränderungen zum Leben dazu gehören und nicht unbedingt negativ sind.
Lobende Erwähnungen
Eni
Ingo Monitor
Deutschland 2009, 24 min 30 sek, HD, Farbe
Begründung:
Als erste lobende Erwähnung haben wir einen Film gewählt, der eine sehr ergreifende Geschichte erzählt. Es wird mit tollen Farben gearbeitet und man kann anhand dieser erkennen, wie sich die Situation im Film verändert. Außerdem kann man sich in vielen Szenen selbst ausdenken, was passieren wird oder etwas ähnliches. Herzlichen Glückwunsch und ein großes Lob, für den Film, der uns ebenfalls sehr begeistert hat, Eni!
bro
Chris Dundon
Großbritannien 2009, 18 min, HD, Farbe
Begründung:
Die Jury wurde sich bei der Festlegung der lobenden Erwähnung nicht einig, weshalb es in diesem Jahr auch eine zweite lobende Erwähnung gibt. Diese geht an Chris Dundons Film bro, welcher sich auf einfühlsame Weise in eine Familie versetzt, die einen geistig behinderten Sohn hat. Chris Dundon hat es geschafft die Probleme aller Beteiligten zu beleuchten. Die Probleme, die eine allein erziehende Mutter eines behinderten und eines gesunden Sohnes hat, aber auch die Probleme, die der stark in die Pflege und Betreuung seines Bruders eingebundene gesunde Sohn hat.
(nach einer Pressemitteilung der Kurzfilmtage Oberhausen)