51. Nordische Filmtage Lübeck 2009

Zwischen Grenzen und darüber hinaus

Vorschau auf das Filmforum der Nordischen Filmtage Lübeck

Die Grenze: Ostsee und Strände liegen in Sicht und Hörweite, sind doch verbotenes Terrain. Ein junges Paar wagt die Flucht über eine der am schärfsten bewachten Grenzanlagen der Welt, rennt und springt, kriecht durch Dünengras und überwindet Stacheldrahtzäune. Ein in vieler Sicht spektakulärer Kurzfilm von Uve Behrens eröffnet das Filmforum bei den diesjährigen Nordischen Filmtagen Lübeck. Behrens, Gründungsmitglied des Vereins Nordische Filmtage, drehte an Karfreitag 1965, am Originalschauplatz auf dem Priwall bei Travemünde seine schwarzweiße Produktion Grenze, die unterlegt ist mit der „Freedom Now Suite“ von Max Roach.
„Grenze“
Der Film öffnet zugleich den Blick auf den Schwerpunkt des Filmforums zum 20. Jahrestag des Mauerfalls. So zeigt das Programm erstmals Produktionen aus Mecklenburg-Vorpommern sowie Filme, die sich mit dem Zusammenwachsen des geteilten Landes auseinandersetzen. Eine atemberaubende Dokumentation über die Seiltänzer-Dynastien der Familien Traber in der DDR und der BRD von Jochen Wisotzki schildert den Alltag der Seiltänzer, aber auch den zermürbenden Konkurrenzkampf der geteilten Familie nach dem Mauerfall und die ewige, gefährliche Jagd nach dem nächsten Weltrekord.
„Seiltänzer“
In einer Diskussion zum Thema „20 Jahre Mauerfall“ werden sich u.a. Heinz Brinkmann, Lars Büchel, Anne Thomschke, Bernd-Günther Nahm mit der Entwicklung der Filmszenen in den nördlichsten Bundesländern und der jeweiligen Fördereinrichtungen auseinandersetzen. Die Veranstaltung findet am Freitag, den 6.11., um 14 Uhr im Kino 4 des Cinestar Filmpalast Stadthalle statt. Der Eintritt ist frei, Karten sind vor der Veranstaltung, ab Mittwoch, 4.11., 16.00 Uhr am Info-Stand im Cinestar Filmpalast Stadthalle (Mühlenbrücke 11, 23552 Lübeck) abzuholen.
Er träumt vom hohen Norden, von der Teilnahme am Festival der Puppenspieler in Oslo, doch wartet er seit Jahren vergeblich auf eine Einladung. Roberto, der inmitten der malerischen Kulisse von Havanna wahre Kunststücke mit seinen Marionetten vollbringt, ist derart von seiner Idee besessen, dass seine Familienmitglieder beginnen, an seinem Verstand zu zweifeln. Heimlich probt Der Puppenspieler von Havanna (EL titiritero de La Habana) mit seinen magischen Figuren und seine finanzielle Situation verschlechtert sich zusehends, bis eines Tages der norwegische Festivalmanager vor der Tür steht. Wolf Hermsen, der seiner Begeisterung für die spanische Sprache folgte und als Filmemacher in Südamerika erfolgreich wurde, drehte sein Spielfilmdebüt an den Originalschauplätzen mit einigen der talentiertesten Darstellern Kubas.
Der Puppenspieler von Havanna“
Ein hervorragendes Beispiel für die wachsende Zusammenarbeit skandinavischer und norddeutscher Filmproduktionen ist die Weltpremiere des Kieler Tatorts Tango für Borowski. Axel Milberg jagt in Helsink einen flüchtigen deutschen Jugendlichen, erfährt Unterstützung durch prominente finnische Kollegen (u.a. Janne Hyytiäinen). Der Film ist eine Gemeinschaftsproduktion von Studio Hamburg und Talvi für die Sender NDR und YLE. Neben Regisseur Hannu Salonen werden Axel Milberg, Antti Reini und Janne Hyytiäinen zur Premiere erwartet.
„Tatort: Tango für Borowski“
Die Finnen lieben in Wahrheit den Tango innbrünstiger als so mancher Argentinier – obgleich sie diese Leidenschaft mehr im rhythmischen Gehen als in tänzerischer Virtuosität ausleben. Die gebürtige Lübeckerin Aune Stern, Absolventin am Institut für Medien und Theater der Universität Hildesheim, hat sich in ihrem Abschlussfilm Finnischer Tango – ein Tanz in Moll einem der reizvollsten Phänomene Nordeuropas gewidmet und nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise zu finnischen Tanzpavillons und zum Tangofestival in Seinäjoki.
„Finnischer Tango – ein Tanz in Moll“
Ihr Film läuft im Programm mit der Dokumentation Hand in Hand von Jana Marsik, einer bewegenden Begegnung mit verschiedenen Gruppen von Freundinnen in Lettland, Russinnen und Lettinnen unterschiedlichster Alterstufen und sozialer Herkunft. In ihren Diskussionen über die lettische Identität, die Integration der Russen, Männer, die Liebe und ihren Glauben offenbart sich ein neuer Blickwinkel auf die Begegnungen zwischen Ost und West. Jana Marsik, zuletzt mit Rosamond im Filmforum vertreten, wurde 2002 ausgezeichnet mit dem Deutschen Kamerapreis.
„Hand in Hand“
Einen Blick auf Nachwuchsfilmer aus Mecklenburg-Vorpommern wagt in diesem Jahr das Fenster für Hochschulfilme, das sich einer steigenden Beliebtheit erfreut. Neben neuesten Werken von Studenten und Absolventen der Muthesius-Kunsthochschule, der HfbK Hamburg und der Hamburg Media School sind im Programm am Samstagabend (7.11.2009, 19.45 Uhr, Kino 7) endlich auch Filme von Studenten der Hochschule Wismar, Fakultät Gestaltung, zu sehen: Eine animierte Phantasie über das Fliegen von Lennart Langanki, Die unglaubliche Leichtigkeit des Heinz, und eine Animation über einen tierisch guten Feierabend von Vico Zabel.
„Die unglaubliche Leichtigkeit des Heinz“
Bereits eine feste und beim Fachpublikum beliebte Institution ist der Drehbuch-Talk (am Samstag, 7.11.2009, 14.00 Uhr, CS 4), der Autoren aus Skandinavien und Deutschland an einen Tisch bringt. Über ihre unterschiedlichen Schaffensprozesse berichten in diesem Jahr Stehen Bille (Der Traum, Worlds Apart), Ina Bruhn (Karla og Katrine) und Oliver Keidel (Dr. Aleman) unter der fachkundlichen Moderation des Lübecker Drehbuchautors Arne Sommer. Neben Lesungen aus den Drehbüchern werden auch Filmausschnitte der fertigen Projekte gezeigt. Karten für die Veranstaltung sind ab 4. November, 16.00 Uhr am Infostand im Filmpalast Stadthalle erhältlich. Der Eintritt ist frei.
„Kurzgeschnitten“, das Kurzfilmprogramm des Filmforums, zeigt auch in diesem Jahr eine weite Bandbreite norddeutscher Kurzfilmproduktionen, die automatisch für den Cinegate-Kurzfilmpreis nominiert sind, der im Anschluss an die Veranstaltung verliehen wird (Freitag, 6.11., 16.45 Uhr, Kino 7). Zwei Filmcollagen rahmen das Programm ein: Die Übersetzung der in der Malerei beheimateten Genre-Bezeichnung Seestück ins filmische Format von Kai Zimmer sowie die poetisierend-musikalische Entdeckungsreise Terminal in die wundersame Welt eines Computerterminals von Jörg Wagner (Staplerfahrer Klaus – der erste Arbeitstag). Lars Henning, Gewinner des Cinegate-Preises 2007 konnte den französischen Star Élodie Bouchez für Driving Élodie gewinnen. Die gebürtige Kielerin Sonja Marie Krajewski lotet mit ihrem Kurzspielfilmdebüt vorher/nachher Grenzerfahrungen um die ernstesten Erfahrungen im Leben einer jungen Frau aus. Schließlich konnte die Weltpremiere der neuesten Kurzfilmproduktion von Claus Oppermann und Gerald Grote gewonnen werden: Brennendes Interesse ist zugleich der letzte Auftritt des verstorbenen Darstellers Jürgen Prediger vor der Kamera.
„Brennendes Interesse“
Das detaillierte Programm der Nordischen Filmtage ist online verfügbar unter www.filmtage.luebeck.de – dort kann man sich mit Hilfe des Tagesplaners ein individuelles Programm gestalten. Der Vorverkauf beginnt im Cinestar Filmpalast Stadthalle am 1. November 2009, 10.00 Uhr, sowie unter der Telefonnummer 0451-7030102.
(Robin Schmeck, Nordische Filmtage Lübeck)
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