Schwul-lesbisch auf den Punkt gebracht

Zum 100. Mal auf Sendung – der Queerfunk aus Kiel.

„Unbesonderssein“ wortschöpft Moderator Philipp Kuhn ein Credo des Queerfunks. Zum 100. Mal ging das schwul-lesbische Fernsehen am 3. Mai im Offenen Kanal Kiel auf Sendung und ist damit „das älteste noch sendende Magazin von und (nicht nur) für Schwule und Lesben im deutschen Fernsehen“. „Schwul lesbisch Punkt“ steht als Untertitel auf dem Queerfunk-Banner. Gerade der Punkt ist dabei Programm – als selbstbewusstes Punktum, denn homosexuell zu sein ist für die Queerfunker „eine Selbstverständlichkeit“, in dem Sinne, dass sie es nicht als „exotische Besonderheit“ begreifen.

7 von 15 Queerfunkern (v.l.n.r.): Jan Peter Werning, Alf Syroka, Heidi Sollien, Philipp Kuhn, Karel Langhout, Astrid Oltmanns, Frank Roser. (Foto: jm)

Als Queerfunk im Februar 1994 das erste Mal ins Kabel ging, war Homosexualität noch nicht so selbstverständlich wie heute, wo es freilich noch immer – oder schon wieder – Defizite in der gesellschaftlichen Akzeptanz gibt. Der „Stoiber des Monats“ ist deshalb die neueste satirische Reihe, die „bis zur Bundestagswahl“ Position beziehen wird gegen die Anwürfe des Kanzlerkandidaten in Sachen Lebenspartnerschaftsgesetz. Ihr politisches Engagement formulieren die Queerfunker gerne in doppelbödiger Satire. Das ironisch entlarvende Spiel mit Klischees, zum Beispiel dass Lesben immer kurze Haare hätten, trägt nicht zuletzt dazu bei, dass der Queerfunk als die witzigste Sendung des Offenen Kanals gilt.

Und als eine der bestrecherchierten. Es sind die nach allen Regeln der journalistischen Kunst verfertigten Beiträge, welche die Queerfunker aufzählen, fragt man nach den Highlights aus acht Jahren: Interviews mit der Kabarettistin Gayle Tufts und der grünen Justizministerin Anne Lütkes, Vorkämpferin für die Gleichberechtigung von Homosexuellen. Hinzu kommen unter anderem Reiseberichte, denn die Queerfunker „verreisen nicht mehr ohne Kamera“. Moderne Mini-DV-Technik ermöglicht überall eine Kamera dabei zu haben und auch den Schnitt am heimischen PC. Die Flensburger und Hamburger Offenen Kanäle übernehmen inzwischen Beiträge oder die ganze Sendung, es gibt auch Anfragen vom Pride-Netzwerk und sogar aus Frankreich.

Nicht nur in der Kieler Community hat das Magazin ein hohes Renommee: „Es kursieren nach jeder Sendung Videokassetten“, berichtet Philipp über das Feedback, das sich quotenmäßig sonst nicht erheben lässt. Das ist Bestätigung für das Team, das jeden Monat „etwa zwei Stunden Arbeit pro Sendeminute“, 45 an der Zahl, investiert. So professionell, dass „höchstens noch die Technik mal streikt“, sagt Alf Syroka, der meist hinter der Kamera die Fäden in der Hand hält. Verdient war somit die Maibowle, die in der Jubiläumssendung zusammen mit Studio-Gästen aus der Queerfunk-Frühzeit gebraut wurde, genauso auf den schwul-lesbischen Punkt gebracht wie der Queerfunk-Wagen, der die Parade beim Kieler CSD am 1. Juni anführen wird. (jm)

Jeden ersten Freitag im Monat, 19.15 Uhr im Offenen Kanal Kiel und jeden zweiten Mittwoch im Monat im OK Flensburg. Kontakt über queerfunk@gmx.net.

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