Am 10. Juli 2025 hatten Filmkultur SH e.V. und die MOIN Filmförderung zum traditionellen Sommerfest der Filmbranche SH in die Kieler lille-Brauerei eingeladen. Neben Grußworten u.a. von Helge Albers (MOIN Filmförderung) stand im Mittelpunkt der Eröffnung ein Gespräch von Isabelle Chaplot (Vorstand Filmkultur SH e.V.) mit Dr. Philipp Salamon-Menger (Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, Abteilung III 4, Kultur). Vorgestellt wurde auch das neue Kurt-Denzer-Stipendium für Dokumentarfilm im Rahmen des Drehbuchpreises SH.

Gespräch von Isabelle Chaplot mit Dr. Philipp Salamon-Menger

Isabelle Chaplot: Sie sind in diesem Monat genau ein Jahr Leiter der Kulturabteilung im Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur. Wie war das erste Jahr und was waren erste wichtige Schritte?

Philipp Salamon-Menger: Ich schaue gerade meine Vorgängerin an, Susanne Bieler-Seelhoff, von der beim Thema Film ganz viel zu lernen war, weil sie das Thema im Land sehr intensiv betreut, begleitet und entwickelt hat. Dafür bin ich sehr dankbar. Wie das Jahr war? Ein bisschen wie ein David-Lynch-Film. Man hat das Gefühl, man versteht die Handlung, und stellt dann fest, doch nicht, es geht gar nicht linear ab. Und irgendwann kommt jemand rein und spricht rückwärts und man fragt sich, was soll das denn jetzt? Und dann steht da ein verdörrter Baum rum und man weiß auch nicht so recht … Kurz und gut, es gibt ganz viel zu entdecken und beim zweiten, dritten, vierten Mal sich mit dem Thema beschäftigen, macht das dann alles doch sehr viel Sinn und vor allen Dingen sehr viel Freude. Das war das erste Jahr: Viel, viel lernen, viele Kontakte, ganz viele tolle, nette Leute und ganz viel Freude und Spaß an dem, was ich hier erleben darf. Und dazu gehören auch Helge Albers und Nicola Jones von der MOIN Filmförderung.

Dr. Philipp Salamon-Menger im Gespräch mit Isabelle Chaplot (Foto: Thomas Faust / FAUST-photowork.de)

Mögen Sie für uns ein bisschen Licht ins Dunkel bringen, was die Kulturabteilung an Unterstützungsmöglichkeiten für die Filmschaffenden in Schleswig-Holstein zu bieten hat?

Also zunächst einmal beteiligt sich das Land an der MOIN Filmförderung und das sind die ersten Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner. In Kiel ist zuerst Nicola Jones zu nennen, die hier mit ihrem Team eine großartige Arbeit macht. Wir unterstützen, wir fördern die MOIN Filmförderung institutionell. Dabei sind dann auch bestimmte Branchen abgedeckt. Ich freue mich, dass wir die Festivals und Veranstaltungen mit über 100.000 Euro fördern können. Ich freue mich, dass wir den Kinopreis weiterhin fördern. All das tun wir. Und ansonsten gibt es die allgemeine Kulturförderung im Land. Der einfachste Weg ist immer anrufen, anklopfen, vorbeikommen, wir sind immer ansprechbar.

Stichwort Nachwuchs. Können Sie nochmal ein bisschen genauer darauf eingehen, welche Unterstützungsmöglichkeiten bestehen?

Da fallen mir zuerst die „MOIN Talents“ ein. Dort gibt es die Möglichkeit, 10.000 Euro pro Talent zu erhalten, um sich im Filmmarkt zu etablieren und um erste Schritte zu machen. Auch der Landesverband Jugend und Film [https://jugendundfilm.de/], der Projekte von jungen Filmschaffenden fördert. Das sind Möglichkeiten für die direkte Unterstützung von Nachwuchs.

Zum Nachwuchs und einer prosperierenden Filmkultur gehört natürlich auch das Thema Filmausbildung. Da passiert ja durchaus etwas im Land. Wir haben hier in Kiel mit der FH Kiel und der Muthesius Kunsthochschule schon etabliertere Bewegtbild-Studiengänge. In Flensburg ist vor drei Jahren ein neuer Filmstudiengang entstanden. Wie bewerten Sie das und welche Potenziale sehen Sie da? Was gibt es da noch zu tun?

Das ist eine großartige Entwicklung. Ich freue mich, dass es hier Fortschritte gibt, dass sich diese Studiengänge entwickelt haben, dass es etwas Neues gibt. Und weitere Möglichkeiten, die Studierende mit ihren Arbeiten haben, gibt es auf den Festivals, dass die Filme sich dort einbringen, dass sie dort über die größere Leinwand ihr Publikum finden und dann auch weit verbreitet werden können. Festivalpreise sind ja so ein bisschen Türöffner für weitere Verbreitungen. Zum Beispiel „Flensburg Süßbitter“, ein ganz kurzer Film, der es geschafft hat, ganz viel Aufmerksamkeit zu bekommen, ganz viel gezeigt wurde und in Rostock 2024 auch nochmal abgesahnt hat. Uns freut das, auch wenn wir als Kulturabteilung natürlich in der Ausgestaltung dieser Dinge eher staunend am Rande stehen und uns freuen, dass es das in dieser Form gibt.

Soweit zur Gegenwart. Lassen Sie uns nochmal gemeinsam in die Zukunft schauen und auf die Zukunftsperspektiven und Herausforderungen. Welcher politische Rahmen wird in Schleswig-Holstein seitens des Landes gesetzt und wie ist Schleswig-Holstein da aufgestellt?

Unser Rahmen ist zunächst einmal vorgegeben durch den Koalitionsvertrag, in dem steht, dass das Land eine gute Ausgangsbasis hat und dass die in verschiedenen Bereichen weiter ausgebaut werden soll. Ich glaube, dass das durch die MOIN Filmförderung eigentlich schon sehr gut funktioniert. Natürlich sind wir von filmpolitischen Entwicklungen auf der Bundesebene stark abhängig. Das lässt sich auch nicht ganz so einfach sozusagen vorweg galoppierend vorwegnehmen. Aber das sind große Themen, die jetzt vielleicht nochmal neu angegangen werden. Gerade so eine Investitionsverpflichtung wäre für den Standort Schleswig-Holstein ein großartiger Fortschritt.

Ganz besonders würde uns an dieser Stelle interessieren, wie Ihre persönliche Vision der Filmlandschaft Schleswig-Holstein aussehen könnte. Welche spezifischen Potenziale sehen Sie da und was würden Sie sich vielleicht auch für eine zukünftige Filmlandschaft wünschen?

Ich glaube, dass der begonnene Weg der Nachwuchsförderung ein sehr guter für das Land ist. Hier würde ich mir wünschen, dass wir noch viel mehr in die Breite gehen. Das wäre vielleicht eine Entwicklung, die wir gemeinsam angehen können, auch vor dem Hintergrund der vielfältigen Entwicklung, der vielfältigen Wege hin zu Filmen und zu den vielfältigen Ausdrucksweisen, die Filme von kurz bis lang, die unterschiedlichen Formate, mit sich bringen. Ganz persönlich wünsche ich mir das, was, glaube ich, sich jeder Filmfreund wünscht: eine gute Mischung aus anspruchsvollen Filmen, die eben nicht Popcorn-Filme sind, aber an der einen oder anderen Stelle auch das mitbringen, so dass wir eine gute Mischung aus wirklich anspruchsvollen, künstlerischen Filmen mit Unterhaltung haben. Wenn die kommerziell erfolgreich sind, ist das ja nicht das Schlechteste für unser Land.

Jetzt könnte man ja unter dem Begriff gemeinsamer Kraftakt auch sagen, für so eine prosperierende Filmlandschaft oder Filmkultur ist nicht nur eine Kulturabteilung zuständig. Wie kann man sich in Schleswig-Holstein, wenn man denn an diesen auch politischen Rahmengestaltungen für Filmschaffende mitwirken möchte, engagieren, welche Möglichkeiten gibt es, sich da zu beteiligen?

Da gilt immer noch Pippi Langstrumpf – also „bildet Banden“. Sich vernetzen ist ein sehr guter Anfang. Und da sind wir in Schleswig-Holstein nach meiner kurzen Beobachtung auf einem sehr guten Weg. Es gibt in der Filmszene eine sehr gute Vernetzung. Es gibt die Filmkultur, es gibt die Stammtische. All das sind gute Wege anzufangen. Und was kann man dann machen, was fehlt eigentlich? Das, was man dort gemeinschaftlich diskutiert, kann man vielleicht verschriftlichen und kommt mit uns ins Gespräch. Nicht nur sind die Türen offen, die Telefone funktionieren, wir sind per E-Mail erreichbar. Also mit Ideen und Konzepten auch gerne mit uns ins Gespräch kommen. Und ich habe vorhin auch schon Werbung gesehen für das Barcamp, was wir auch anbieten können. Beispielsweise, dass man gemeinschaftlich überlegt, so eine Session im Barcamp anzubieten, um zu entwickeln, wo es denn hingehen soll. Oder aber auch ein regelmäßiges Austauschformat mit uns zu etablieren. Also, kurz und gut, wir wollen im Gespräch sein, wir wollen Ideen aufnehmen, wir wollen sie gemeinsam entwickeln und auf Machbarkeit miteinander beraten.

Vielleicht können Sie noch mal ganz kurz sagen, was für ein Input konkret für Sie hilfreich wäre. Und nochmal zur Kontaktaufnahme, man kann Ihnen oder Martina Harand wirklich einfach ein E-Mail schreiben?

Ich bitte darum. Oder anrufen oder im Zweifelsfall gerne auch vorbeikommen. Ich glaube, wir haben noch nie auf eine E-Mail nicht geantwortet. Manchmal dauert es vielleicht länger als 20 Minuten, bis die Antwort kommt. Somit: Bitte uns ansprechen, jede Gelegenheit nutzen. Und was uns hilft, wenn wir gemeinschaftlich etwas entwickeln, sind Gedanken, die schon in irgendeiner Form strukturiert zu Papier gebracht werden, weil wir dann daran miteinander weiterdenken können.

(Transkription vom Audio: KI / transcribe.com / Nachbearbeitung: jm)

Foto-Impressionen vom Sommerfest der Filmbranche SH 2025

(Fotos: Thomas Faust / FAUST-photowork.de)

 

Titelfoto: Dr. Philipp Salamon-Menger im Gespräch mit Isabelle Chaplot (Foto: Thomas Faust / FAUST-photowork.de)
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