This is our Everything“, Dokumentarfilm von Frederik Subei

So manche Szenen aus Frederik Subeis Dokumentarfilm „This is our Everything“ („Dies ist unser Ein und Alles“, D 2023) bleiben haften. Da ist das tiefe, wilde Dunkelgrün eines noch fast unberührten Dschungels zu Anfang des Films, dem die Indigenen ohne Störung zugehörig zu sein scheinen. Oder die dörfliche Idylle, die sich trotz des Eindringens so genannter Errungenschaften westlicher Zivilisation ihre im Einklang mit der Natur gewachsenen Lebensweise und Kultur bewahrt hat.

Doch der friedliche Eindruck täuscht. Die oft poetischen Kinobilder und die ruhige Erzählweise stehen in harten Kontrast zur Zerstörung des brasilianischen Regenwaldes. Die Menschen hier kämpfen um ihre Existenz. Ihr Lebensraum und damit auch ihr Leben und ihre Kultur werden durch illegale Holzfäller und landhungrige Viehfarmer bedroht. Massive Abholzung und Brandrodung zerstören ihre Umwelt.

Frederik Subei ist es gelungen, das Vertrauen der Guajajara, eines der indigenen Völker im brasilianischen Regenwald, zu gewinnen. Er schildert den dramatischen Konflikt sozusagen aus dem Wald heraus, aus der Perspektive der Betroffenen. Die Protagonisten erzählen bzw. kommentieren ihre Situation, ergänzen die eindringlichen Bilder. Subei selbst bleibt unaufdringlich, hält sich mit eigenen Kommentaren und Wertungen zurück, fügt dem Geschehen nur einige sparsame Erläuterungen und Ergänzungen per Schrifttext hinzu. Er begleitet die Guajajara bei ihren Patrouillen durch den Wald. Ohne staatliche Unterstützung rekrutieren sich aus ihren Reihen so genannte „Waldwächter“, die seit einigen Jahren für den Schutz ihres Lebensraums kämpfen, der auch das Gebiet ihrer indigenen Nachbarn, der noch unkontaktierten Awá, ist.

Das Recht ist auf der Seite der Guajajaras. Sie bewegen sich in per Gesetz ausgewiesenen Schutzgebieten. Dennoch scheinen sie auf mittlere bis lange Sicht den ungleichen Kampf zu verlieren. Oft kommen sie mit ihren Fuß- und Motorradstreifen zu spät an die Orte des Geschehens, finden nur noch wüste Holzeinschläge oder in Flammen stehende Waldflächen vor. Gelingt es Ihnen, illegale Holzfäller zu erwischen, können sie meist nur Fahrzeuge und Werkzeuge zerstören, nicht aber die Täter einer gerechten Bestrafung zuführen, da ihnen wie erwähnt von staatlicher Seite keinerlei Unterstützung gewährt wird.

Der Film vermittelt eindrücklich, wie viel Einsatz die „Waldwächter“ dennoch bereit sind zu leisten, um ihren angestammten Lebensraum zu schützen, und welche lebensgefährlichen Risiken sie dabei eingehen. Nicht nur die Geschichte ihres Anführers Olimpio, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt wurde, zeigt die persönlichen Konsequenzen dieses Widerstands.

Frederik Subei gelingt mit „This is our Everything“ ein eindrücklicher Dokumentarfilm, der den Kampf um den Amazonas aus der Sicht derer zeigt, die am stärksten betroffen sind. Ohne Effekthascherei oder Dramatisierung macht der Film deutlich, mit welchen Herausforderungen indigene Gemeinschaften konfrontiert sind – und warum ihr Einsatz für den Regenwald nicht nur sie selbst betrifft. (Helmut Schulzeck)

„This is our Everything“, Dokumentarfilm, D 2023, 81 Min., Regie, Kamera, Buch: Frederik Subei, OV mit dt. Untertiteln.
Der Film wird von Filmfest SH und FilmFörde #77 am Mittwoch, 19. März 2025, 19 Uhr im KulturForum in der Stadtgalerie Kiel gezeigt. Der Regisseur ist anwesend.

 

Titelfoto: Regenwald-Aktivist Olimpio (Filmstill)